Es gibt Routinearbeiten vor der Vierschanzentournee. Und es gibt in diesem Corona-Jahr ganz außergewöhnliche Vorbereitungen, die in Oberstdorf getroffen werden müssen, damit zwischen Weihnachten und Neujahr traditionell die weltbesten Skispringer durch die Lüfte segeln können. Hans Schmid von der Skisport- und Veranstaltungs-GmbH kümmert sich wie gewohnt darum, dass die große Schattenbergschanze in einem Top-Zustand ist. Dazu hat er mit zahlreichen Helfern am zweiten Weihnachtsfeiertag Sonderschichten eingelegt. Am Sonntag bekommen Eisspur und dem Aufsprunghügel nocheinmal den letzten Feinschliff. (Lesen Sie auch: Fragen und Antworten - das muss man zur ungewöhnlichen Vierschanzentournee wissen.)
Absolut neu in diesem Jahr ist der "Empfang" der Tournee-Gäste. Athleten, Betreuer, Funktionäre, Helfer und Medienvertreter müssen, bevor sie ihren Arbeitsausweis und damit den Zutritt zum Stadion bekommen, den Mund weit aufreißen und statt des sonst beim Skispringen üblichen und lauten "Zieeehhhh" ein leises und langgezogenes "Ahhhhh" von sich geben. Damit Sanitäter und Helfer der Johanniter Unfallhilfe ihr Stäbchen in den Rachen schieben, einen Abstrich und den PCR-Test ans Labor schicken können.
Corona-Test für die Vierschanzentournee darf nicht älter als 48 Stunden sein
Da der Negativ-Test nicht älter als 48 Stunden sein darf und die "normalen" Testzentren erst am Montag wieder öffnen würden, haben die Tournee-Organisator für die etwa 700 Personen, die zur Tournee kommen, extra zwei Teststraßen aufgebaut. Eine an der Bundesstraße 19 in Herzmanns bei Waltenhofen, eine zweite in Oberstdorf auf dem Parkplatz der Mittelschule in der Alpgaustraße. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag ist es in beiden Testzentren absolut reibungslos gelaufen. Johannes Klein, der bei der Skisport- und Veranstaltungs-GmbH die Akkreditierungen verantwortet, hatte im Internet feste Testzeiten vergeben, sodass in den Testzentren weder Hektik aufkam, noch Warteschlangen entstanden.
Kleiner Stau in Oberstdorf
Lediglich am Sonntag Vormittag entstand in Oberstdorf für kurze Zeit ein kleiner Stau, da sich einige Nationalmannschaften nicht an die vorgegebenen Zeitfenster hielten und stattdessen alle auf einmal aufschlugen. "Da gab es dann mal kurz Schlangen vor unserem Zelt", berichtet eine Helferin. Für kleine Verzögerungen sorgten ansonsten nur ein paar wenige Personen, die ihren Ausweis oder ihren Geldbeutel vergessen hatten, um die 90 Euro Testgebühr gleich vor Ort zu zahlen. Auch Skiflug-Weltmeister Karl Geiger, der am Mittwoch vor anderthalb Wochen positiv auf Corona getestet wurde und nach seiner Quarantäne immer noch keine Freigabe für die Tournee hat, ließ sich am Sonntag in Oberstdorf ein weiteres Mal testen. Er kam allerdings nicht mit der gesammelten DSV-Mannschaft, sondern auf Wunsch der Teamleitung allein zum Test.
Von 765 Tests fielen vier positiv aus
Dr. Jan Tauscher, zuständiger Ressortleiter "Medizin" beim Organisationskomittee, berichtete am späten Sonntagabend auf Nachfrage unserer Redaktion über die Ergebnisse der Tests: Demnach wurden 765 Rachenabstriche genommen, vier Personen bekamen einen positiven Befund. "Das liegt deutlich unter unseren Erwartungen", sagte Tauscher. Zu welchen Personengruppen die vier Infizierten gehören und ob eventuell Sportler unter ihnen sind, wollte Tauscher aus Datenschutzgründen nicht mitteilen. Es sei allein die Entscheidung der Betroffenen, ob ein solches Ergebnis öffentlich gemacht werde oder nicht. Etwa 30 Personen brachten laut Tauscher einen aktuellen Negativtest eines anerkannten deutschen Labors mit - und mussten nicht mehr getestet werden. Noch am späten Sonntagabend habe auch das Gesundheitsamt in Sonthofen die Ergebnisse ausgewertet und werde darüber entscheiden, ob eventuell weitere Kontaktpersonen "aus dem Verkehr gezogen werden müssen."
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