Der starke 4:2-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Fußball-EM 2021 in München gegen Portugal sorgt auch bei den Allgäuer Fußball-Trainern Frank Wiblishauser und Matthias Günes für Aufatmen.
Beide sprechen von einem absolut verdienten Sieg. Lesen Sie hier ihre Fußball-Analyse nach dem zweiten Gruppenspiel bei der Euro.
Das sagt der Trainer des TSV Kottern, Matthias Günes:
Entgegen vieler Ratschläge, er müsse etwas ändern, hat sich der Bundestrainer gegen Veränderungen in der Mannschaft entschieden. Zumindest was das Personal und die Grundordnung angeht.
Zumindest in der Art und Weise hat sich im Vergleich zum Frankreich-Spiel einiges verändert. Ginter hat im Offensivspiel weiter rechts und Kimmich weiter vorne agiert. Müller und Havertz konnten besser ins Spiel eingebunden werden, weil mehr Raum in den Halbräumen vorhanden war. Hier war Frankreich deutlich stabiler als Portugal, deshalb fiel das leichter. So kam unsere Nationalmannschaft viel häufiger ins letzte Drittel und wirkte von der ersten Minute an gefährlich.
Beide Flügel konnten gut ins Spiel eingebunden werden, die Flanken haben für viel Betrieb im Strafraum der Portugiesen gesorgt.
Positiv war der Glaube an die eigene Spielweise trotz Rückstand und noch größerem Druck. Mehr Effizienz im Strafraum hätte die Partie noch deutlicher machen. Deutschland hat große Ausstrahlung auf dem Platz gehabt und vor allem über Kimmich, Gosens und Müller ein super Spirit in die eigenen Reihen gebracht. Bei allen fußballerischen Inhalten ist auch das eine ganz wichtiger Faktor.
Das hat Matthias Günes am Spiel der deutschen Mannschaft gestört:
Mich hat lediglich die Tatsache gestört, dass Portugal mit geringerem Aufwand zu Torabschlüssen gekommen ist. Bei aller Dominanz hatte ich in beiden bisherigen Spielen das Gefühl, dass sich nicht immer alle Spieler für die Konterabsicherung zuständig fühlen. Das kann in einzelnen Situationen sehr weh tun. Beim Gegentor zum Beispiel geht Ronaldo einen 80 Meter langen Weg und die deutschen Spieler eben nicht. Und die absichernden Spieler schoben sich gegenseitig die Verantwortung zu.
Das wünscht sich Matthias Günes für die weitere EM:
Grundsätzlich hoffe ich, dass diese Truppe die Unterstützung aus dem ganzen Land bekommt, die eine Mannschaft während eines Turniers benötigt. Ich denke, für eine Nationalmannschaft ist das ein mächtiger Antrieb, die Menschen im eigenen Land hinter sich stehen zu haben. Das holt in entscheidenden Spielen einiges aus den Spielern heraus. Die mediale Stimmung , aber auch die Meinungen im Bekannten- und Freundeskreis wirken auf mich negativ.
Unsere U21 hat vor einigen Wochen vorgemacht, was bei Turnieren möglich ist. Die Nationalmannschaft hat absolut das Potenzial dies nachzuahmen…. Mit positiver Stimmung und Energie!
Fazit: Hochverdienter Sieg weil die super Offensivleistung die defensiven Problem übertroffen hat. Gosens , Kommich und Müller stachen aus einer guten Mannschaft noch einen Tick heraus.
Das sagt Matthias Günes zum nächsten Spiel gegen Ungarn:
Ungarn wird auch für Deutschland ein sehr unangenehmer Gegner. Die Spiele gegen Portugal und Frankreich sollten ausreichend Warnung sein. Aus meiner Sicht ist es unheimlich wichtig, die Stimmung im Team und im ganzen Land mit einem überzeugenden Spiel nach oben zu fahren. Zusätzlich gilt es, die auf Ballbesitz und Dominanz ausgelegte Spielweise weiter zu festigen. Die nominierten Spieler fühlen sich damit wohler - auch wenn es ungleich schwieriger ist, als der passive Fußball, den die meisten Teams im Turnier wählen.

Das sagt unsere Experte Frank Wiblishauser zum Deutschland-Sieg:
Unser zweiter Experte Frank Wiblishauser war selbst Fußball-Profi, seine Stationen hießen Bayern München, 1. FC Nürnberg, Koblenz und St. Gallen. Im Allgäu trainierte er bereits seinen Heimatverein TV Bad Grönenbach - und zur Partie Portugal - Deutschland sagt er.
Es war ein verdienter Sieg. Anfangs hat Deutschland unheimlich viel Druck aufgebaut und zielstrebig nach vorne gespielt. Die Jungs waren viel fokussierter und haben schnellere Raumgewinne erzielt. Das war letztlich auch der Grund, warum das Team in viel aussichtsreichere Positionen gekommen ist als noch im Spiel gegen Frankreich. Grundsätzlich war die Nationalmannschaft dieses Mal wesentlich agiler, ist auch einen Tick mehr Risiko eingegangen und wurde dafür belohnt.
Toll, dass Deutschland nach dem Rückstand nicht aufgegeben und sich zurückgezogen hat, sondern nahtlos weitergemacht hat. Dementsprechend war der Ausgleich auch verdient. Die Führung durch ein Eigentor der Portugiesen war glücklich, aber auch dieses Eigentor ist erzwungen worden, weil Portugal permanent unter Druck gesetzt wurde.
Danach hatte Deutschland das Spiel gut unter Kontrolle. Jetzt haben sie wieder alles selbst in der Hand.
Fazit: Gegen Portugal hat einfach alles deutlich besser ausgesehen als zum Auftakt.
Das sagt Frank Wiblishauser zum nächsten Spiel gegen Ungarn:
Gegen die Ungarn wird es aber auch nicht leichter, die haben auch noch alle Möglichkeiten, weiterzukommen. Da heißt es: keinen Millimeter nachlassen und mit dem gleichen Mut aufs Feld gehen.

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