Karl Geiger jubelte wie befreit von einer Last. Mit dem Gewinn der olympischen Bronze-Medaille von der Großschanze bei den Winterspielen von Peking machte der 29-Jährige seinen Frieden mit der Anlage von Zhangjiakou.
Es sei "eher ein Berg" von ihm abgefallen, sagte Geiger in der ZDF. "Es war eine unheimlich harte Woche für mich persönlich", meinte er weiter. "Das war eine ziemlich dicke Nummer. Dass ich das noch hinbekomme, ich hätte es nicht geglaubt. Es ist aufgegangen. Echt cool."
Karl Geiger springt zu Bronze: "Er ist Tag für Tag besser geworden"
Als Führender der Weltcup-Gesamtwertung war er nach China gereist und wurde entsprechend als Favorit gehandelt. Doch haderte er von Beginn an mit der Normalschanze, wurde im Einzel nur 15. Dann im Mixed-Team der nächste Tiefschlag mit dem frühen Aus nach der Disqualifikation wegen eines nicht korrekten Anzugs von Katharina Althaus. Und auch an die Großschanze musste er sich erst langsam herantasten. "Er ist Tag für Tag besser geworden", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. "Er hat dann einfach seine Wettkampfstärke rausgeholt und die Dinge umgesetzt - und Gott sei Dank die Bronzemedaille gewonnen."
Flüge auf höchstem Niveau - nur zwei waren besser als Geiger
Als es darauf ankam, lief es fast perfekt für Geiger. Er ließ sich weder von den Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt noch von den Negativerlebnissen der vergangenen Tage aus dem Konzept bringen. Er zeigte Flüge auf höchstem Niveau und sprang zweimal 138 Meter weit. Nur der Norweger Marius Lindvik und der Japaner Ryoyu Kobayashi waren besser als der Deutsche.
Die wichtigste Stützen von Geiger auf dem Weg aus dem Tief waren das Team und seine Frau Franziska. "Ich war ziemlich am hadern und nicht gut gelaunt", berichtete er. Er habe "unheimlich viel Unterstützung" gekriegt. "Ich bin unglaublich dankbar."

Vor dem abschließenden Mannschaftsspringen am Montag sammelte nicht nur er Selbstvertrauen. Er nahm dem Team auch ein wenig Druck. Sein Kumpel Markus Eisenbichler überzeugte ebenfalls mit Platz fünf. Constantin Schmid wurde 14., Pius Paschke 28.
"Schwere Tage hinter uns"
"Das ist wie eine Erlösung für das gesamte Team", sagte Horngacher über das Ergebnis. "Wir haben echt schwere Tage hinter uns. Heute war ein ganz wichtiger Wettkampf für uns - ob wir die Kurve kriegen oder nicht. Mit der Medaille ist klar, dass wir sie definitiv gekriegt haben."
Ein komplettes Olympia-Fiasko ohne Medaillengewinn für die Springer droht nun nicht mehr. Das hatte es letztmals 2006 in Turin gegeben. Anschließend hatten die Adler des Deutschen Skiverbands (DSV) immer mindestens einen Podiumsplatz geholt. Bei den vergangenen Winterspielen in Pyeongchang räumten die deutschen Skispringer sogar starke drei Medaillen ab. Andreas Wellinger gewann Gold auf der Normalschanze und Silber auf der Großschanze. Zudem gab es Silber im Team.
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