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Löws Plan: Ohne Müller-Risiko ins EM-Achtelfinale - "Fans Freude machen"

Fußball-EM 2021

Löws Plan: Ohne Müller-Risiko ins EM-Achtelfinale - "Fans Freude machen"

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    Abschlusstraining der Nationalmannschaft in Herzogenaurach: Thomas Müller (zweiter von links) war zwar dabei, aber Bundestrainer Joachim Löw plant ohne einen Risiko-Einsatz von Müller.
    Abschlusstraining der Nationalmannschaft in Herzogenaurach: Thomas Müller (zweiter von links) war zwar dabei, aber Bundestrainer Joachim Löw plant ohne einen Risiko-Einsatz von Müller. Foto: Christian Charisius,dpa

    Joachim Löw plant ein weiteres Fußball-Heimfest in München - aber ohne einen Risiko-Einsatz von Thomas Müller. Erst nach einem allerletzten Härtetest wenige Stunden vor dem Anpfiff will der Bundestrainer am Mittwoch entscheiden, ob der am Knie verletzte Anführer der deutschen Offensive gegen Ungarn "einsatzfähig ist". Das kündigte der Bundestrainer am Dienstagabend nach der Ankunft im Münchner Teamhotel an. Null Risiko lautet Löws Marschroute beim so wichtigen Müller für Mittwochabend (21.00 Uhr/ZDF und Magenta TV), wenn der Einzug in das Achtelfinale perfekt gemacht werden soll.

    "Wir wollen von Anfang an zeigen, dass wir die nächste Runde klarmachen werden", sagte Verteidiger Mats Hummels entschlossen. Der Abwehrchef meldete sich im Gegensatz zu Müller schon am Tag vor dem Spiel einsatzbereit. Auf das 4:2 gegen Portugal soll der nächste stimmungsvolle Auftritt folgen. "Wir wollen den Zuschauern Freude machen", sagte der 32 Jahre alte Hummels. Ein Ausfall von Müller wäre aus Sicht des Dortmunders schon ein Handicap. "Ohne Thomas fehlt uns ein lautstarker Anführer auf dem Platz", sagte Hummels.

    Jogi Löws Plan: Ohne Müller-Risiko ins EM-Achtelfinale

    Am Vormittag war der Bundestrainer beim Abschlusstraining noch in Herzogenaurach extra vom Platz in den angrenzenden Fitness-Pavillon marschiert und erkundigte sich direkt bei Müller nach dem Zustand des rechten Knies. Eine gute Minute dauerte der Plausch, dann kehrte Löw auf den Rasen zur Mannschaft zurück. "Unsere medizinische Abteilung hatte alle Hände voll zu tun", berichtete Löw nicht nur bezogen auf den Haupt-Patienten Müller.

    Löws Risiko-Verzicht beim Angreifer ist nachvollziehbar, zumal es "ein Wunder von München" anders als beim sensationellen 3:2 von Fritz Walter und Co. im WM-Finale 1954 in Bern gegen den damals klaren Favoriten Ungarn nicht braucht. Schon ein Punkt genügt zum Weiterkommen. Löw verfügt zudem in Leon Goretzka über einen guten Müller-Ersatz. "Im Training macht er einen sehr guten Eindruck, sehr dynamisch. Ich denke, er ist absolut bereit", sagte Löw zu Goretzka.

    Mats Hummels und Ilkay Gündogan melden sich fit, auf Leon Goretzka wartet ein schwieriger Job

    Bereit für einen Einsatz in der Münchner Arena, die nach einem Beschluss der UEFA nicht in Regenbogen-Farben beleuchtet werden darf, meldete sich neben Hummels (Patellasehne) auch Ilkay Gündogan (Wade). Beide mischten beim Abschlusstraining munter mit. "Ich kann spielen", berichtete Hummels danach. Die Knieprobleme schleppe er schon länger mit sich rum - und sie würden ihn auch noch öfter zu Pausen zwingen.

    Goretzka fühlt sich derweil bereit für die Müller-Rolle. "Ich traue mir die Position zu", sagte er selbstbewusst. Löw kann dem von einer Oberschenkelverletzung genesenen Münchner Muskelmann wertvolle EM-Minuten geben. Und der 31-jährige Müller kann sich für die heißen Alles-oder-nichts-Kämpfe in den folgenden K.o.-Runden erholen.

    Der Bayern-Leitwolf kam nach seiner Kapselverletzung am Knie am Morgen mit dem Rad ins Adi-Dassler-Stadion gefahren. Dort verschwand er erstmal im Fitnessbereich, wo er Stabilitätsübungen absolvierte. Nach einem Gespräch mit Mannschaftsarzt Jochen Hahne drehte er gemeinsam mit Fitnesscoach Nicklas Dietrich und Reha-Kollege Lukas Klostermann (Muskelverletzung) einige Laufrunden. Dabei schweifte Müllers Blick zu den mit Ball übenden Kollegen.

    Bis auf Müller: DFB-Elf wohl mit selber Aufstellung wie gegen Portugal und Frankreich

    Neben Goretzka wäre auch Leroy Sané als Offensiv-Option für Müller möglich. "Es gibt verschiedene Gedankenspiele und Möglichkeiten in der Personalwahl", sagte Löw geheimnisvoll. Doch die Goretzka-Lösung scheint logisch. "Ich fühle mich im Turnier angekommen", sagte dieser nach seinem 17-Minuten-Comeback gegen Portugal. Der 26-Jährige weiß, dass es eine große Aufgabe wäre, Müller zu ersetzen. Der Rückkehrer war gegen Portugal ein guter Organisator der Offensivreihe mit Kai Havertz und Serge Gnabry. "Thomas bringt immer Leben rein, Schwung rein, kann das übertragen auf seine Kollegen", sagte Goretzka.

    Bis auf Müller dürfte Torwart Manuel Neuer als Kapitän mit der Regenbogenbinde wieder exakt jene Formation aufs Feld führen, die auch gegen Frankreich und Portugal begann. Es gibt für Löw keinen Grund, groß am Personal oder am 3-4-3-Spielsystem zu rütteln. "Wir wissen, dass wir nur einen kleinen Schritt gemacht haben", mahnte Löw. Er erwartet "die gleiche Leistung, die gleiche Einstellung" wie beim begeisternden Auftritt gegen die Portugiesen. "Das Spiel gegen die Ungarn wird nicht so offen sein", sagte Löw. Die Magyaren könnten einen Gegner mit ihrer Defensivstärke "zur Verzweiflung bringen".

    Der stärkste Mann bei den Ungarn steht zwischen den Pfosten

    Der stärkste Mann bei den Ungarn steht zwischen den Pfosten: Peter Gulacsi. Marcel Halstenberg sieht seinen Leipziger Vereinskollegen leistungsmäßig sogar "sehr nah dran" an Welttorhüter Neuer. "Peter will gegen uns die Null halten, das weiß ich schon. Wir versuchen, ihm ein oder zwei einzuschenken", kündigte Halstenberg an.

    Es geht aus deutscher Sicht nicht darum, sich irgendwie ins Achtelfinale zu mogeln, sondern mit noch mehr Rückenwind in die entscheidende Turnierphase zu gehen. "Unser Ziel ist nicht, Dritter zu werden. Wir wollen Erster werden, wir wollen das Spiel gewinnen", sagte Halstenberg (29), der Mann hinter Robin Gosens.

    Deutschlands neuer Fußball-Liebling soll mit Flügel-Pendant Joshua Kimmich wieder den Turbo-Antrieb zünden. Team und Fans hoffen auf ein großes Münchner Abschlussfest, bevor es für Löws Turnier-Ensemble danach auf die Reise durch Europa geht. Bukarest wäre die Station als Gruppenerster, London der Achtelfinal-Schauplatz als Zweiter hinter Frankreich. Als Dritter wäre Budapest oder Sevilla das Reiseziel.

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