"Das war einfach ein geiles Wochenende!" Alexander Dorn hat auch zwei Tage nach dem Jochpass Memorial noch "Benzin im Blut." Mit seinem Audi Quattro Coupé von 1985 belegte der 30-Jährige den zweiten Platz in der Klasse "Modern Classic": "Der Jochpass ist schließlich auch meine Hausstrecke", sagt der Bad Hindelanger. "Zum Start könnte ich meinen Audi sogar schieben - das sind nur zehn Meter", fügt er lachend an. Zu dem wilden Ritt am Wochenende lud er seinen Kumpel Joseph Bruckner ein und der filmte mit einer 360-Grad-Kamera. Danke für die Aufnahmen!

Übrigens: Klimadebatte um das Jochpass Memorial - das sagen die Teilnehmer
Bevor der Porsche 944 startet, gibt Bruno Haas noch einmal kräftig Gas. Es riecht nach Benzin. Dann lässt Haas die Reifen des 163 PS starken Oldtimers quietschen und beschleunigt Richtung Jochpass. Der Porsche-Pilot ist einer der 200 Teilnehmer, die sich beim 21. Jochpass Memorial Richtung Oberjoch aufmachen. Doch Lärm, Abgaswerte, Kohlendioxid-Ausstoß der Autos und die Diskussion um die dadurch verursachten Klimaschäden sind kein Thema bei der Traditionsveranstaltung in Bad Hindelang.
Alexander Wunder aus München steht neben seinem Ashley GT Coupé, Baujahr 1969. Er blickt stolz auf das 64 PS starke Fahrzeug, streicht mit der Hand über die Glasfaserhaube und lobt das geringe Gewicht des Fahrzeugs aus England. „Der wiegt nur 700 Kilogramm“, sagt Wunder. „Wir machen mit unseren Oldtimern sicher nicht die Welt kaputt. Auch ich bin dafür, mit Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen.“ Er fahre sehr bewusst, sein Ashley brauche nur 7,5 Liter Benzin auf 100 Kilometer und sei nur zweimal im Jahr im Einsatz. „Dafür fliege ich nicht auf die Seychellen oder auf die Malediven“, lässt Wunder wissen. „Aber man lebt nur einmal“, sagt er schmunzelnd, steigt ein und wartet auf das Startsignal.
Ein paar Meter weiter sitzt Uli Prestle aus Utting am Ammersee in seinem 59 Jahre alten VW Käfer mit 100 Pferdestärken. „Das Auto ist ein historisches Kulturgut“, erklärt der 48-Jährige. „Wir sind keine Klimasünder.“ Die Schadstoffe von Oldtimern würden die Umwelt nur gering belasten. Schließlich würden SUV-Fahrzeuge bis zu 15 Liter Benzin und damit deutlich mehr als sein VW (zehn Liter) verbrauchen.
„Ich lasse mir mein Hobby von Kritikern nicht kaputtmachen“, sagt Horst Stoffele aus Mörs am Niederrhein. Der 67-Jährige schraubt und tüftelt schon seit zwölf Jahren an seinem Ford Escort RS 2000 mit 200 PS aus dem Jahr 1974. „Wenn das Jochpass Memorial aber irgendwann aus umwelttechnischen Gründen nicht mehr genehmigt werden würde, hätte ich Verständnis für die Entscheidung“, meint der Rheinländer. „Ich glaube, dass irgendwann Schluss mit der Veranstaltung ist, weil sich Behörden dagegen aussprechen.“
Daran glaubt Bärbel Schmid nicht. Die 50-Jährige hat die Fensterscheibe ihres Opel Ascona, Baujahr 1975, heruntergekurbelt.„Ich hoffe, dass es diese tolle Veranstaltung auch noch in 30 Jahren gibt“, sagt Schmid. Natürlich sei die Natur erhaltenswert. „Aber die zwei Tage hier mit Oldtimern wird das Weltklima nicht beeinflussen.“ Sie tue ja etwas für die Umwelt, meint die Pilotin aus Fürstenfeldbruck. „Ich fahre einen sauberen Diesel mit der neuesten Abgasnorm.“
Schlechtes Gewissen - wieso?
Das Jochpass Memorial sei eine Bereicherung für den ganzen Ort, sagt Veronika Blanz, die als Beifahrerin in einem Subaru Impreza mit 300 PS (Baujahr 1982) schon zum 15. Mal Kommandos gibt. An nahezu jedem anderen Wochenende sei das Verkehrsaufkommen am Jochpass deutlich höher und die Umweltbelastung größer als an den zwei Tagen der Traditionsveranstaltung. Man sollte lieber damit beginnen, eine Kerosinsteuer auf Flugtreibstoff einzuführen, schlägt Blanz vor.
„Warum soll ich ein schlechtes Gewissen haben“, fragt Thomas Göppel aus Sigmaringen in in seinen 40 Jahre alten Mini Cooper. Es sei viel nachhaltiger, ein Auto wie seinen Mini 20 Jahre und länger zu fahren, „statt alle zwei Jahre einen neuen Wagen zu leasen“, sagt der 33-Jährige.
„Was wir an den zwei Tagen an Kohlendioxid ausstoßen, ist lachhaft im Vergleich zum sonstigen Verkehr am Oberjoch“, sagt Alexander Dorn. Der 30 Jahre alte Bad Hindelanger geht mit seinem Audi Quattro Coupé, Baujahr 1985, ins Rennen. Um die Umwelt zu schonen, sollte man zum Beispiel nur noch Kreuzfahrtschiffe zulassen, „die mit einem Elektromotor ausgestattet sind.“