Karl Geiger nach misslungenem Olympia-Training: "Das fuchst mich unglaublich"
Karl Geiger will sein misslungenes Auftakttraining bei Olympia 2022 in Zhangjiakou nicht überbewerten.
Bild: Daniel Karmann, dpa
Karl Geiger will sein misslungenes Auftakttraining bei Olympia 2022 in Zhangjiakou nicht überbewerten.
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Beim ersten Training auf der Olympia-Schanze in Zhangjiakou springt Mitfavorit Karl Geiger hinterher. Das sagt der Oberstdorfer nach seinen ersten Versuchen.
dpa
04.02.2022 | Stand: 11:58 Uhr
Den Glauben an Karl Geiger hat Markus Eisenbichler auch nach den olympischen Startproblemen seines Skisprung-Kumpels nicht verloren. "Des is a Zauberer, der schafft des scho", sagte Eisenbichler optimistisch und in gewohnt breitem bayerischen Dialekt. Mitfavorit Geiger selbst wirkte mit Blick auf seine nun schon sechs misslungenen Trainingssprünge auf der gigantischen Schanzenanlage dagegen recht ratlos. "Das fuchst mich unglaublich", sagte der 28-Jährige, während der Wind bei zweistelligen Minusgraden unbarmherzig durch den Auslauf fegte.
In der Eiseskälte von Zhangjiakou peilt Geiger eigentlich den nächsten großen Coup an: olympisches Einzelgold. Als Gesamtweltcupführender ist er automatisch einer der größten Favoriten und Haupt-Hoffnungsträger der deutschen Flugkünstler. An diesem Samstag könnte er in die Olympia-Fußstapfen der Gold-Gewinner Andreas Wellinger und Jens Weißflog treten. Damit dieser Traum Wirklichkeit werden kann, muss sich bei Geiger aber schnell etwas ändern.
Geiger: Zugang für die Schanze habe ich noch nicht gefunden
"Die wirkliche Lösung oder den Zugang für die Schanze habe ich noch nicht gefunden", erklärte er am Freitag. "Aber: Wir haben morgen noch eine Quali und dann geht erst der erste Wettkampf los."
Familienvater Geiger ist nicht nur wegen seiner Konstanz in diesem Winter einer der Top-Kandidaten auf den ganz großen Ringe-Triumph. Geiger hat sich in den vergangenen Jahren vom eher unauffälligen Teammitglied im Schatten von Wellinger, Richard Freitag oder Severin Freund zum absoluten Vorzeigespringer entwickelt und die drei längst überholt. Der Bachelor of Engineering, der in Pyeongchang Silber mit dem Team gewann, ist längst ein nervenstarker Großereignis-Experte. Bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften gewann er viermal Gold und holte insgesamt sieben Medaillen.
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Karl Geiger: Die größten Erfolge des Skispringers
Im November 2012 debütierte Karl Geiger im Skisprung-Weltcup. Zwei Wochen später sprang der damals 19-Jährige in Russland erstmals in die Top Ten. Auf der Olympiaschanze von Sotschi wurde er starker Sechster.
Bild: Sergei Ilnitsky, dpa (Archivbild)
Im November 2012 debütierte Karl Geiger im Skisprung-Weltcup. Zwei Wochen später sprang der damals 19-Jährige in Russland erstmals in die Top Ten. Auf der Olympiaschanze von Sotschi wurde er starker Sechster.
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Bei den Olympischen Winterspielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang holte das deutsche Team um (von links) Karl Geiger, Stephan Leyhe, Richard Freitag und Andreas Wellinger Silber im Mannschaftswettbewerb.
Bild: Hendrik Schmidt, dpa (Archivbild)
Bei den Olympischen Winterspielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang holte das deutsche Team um (von links) Karl Geiger, Stephan Leyhe, Richard Freitag und Andreas Wellinger Silber im Mannschaftswettbewerb.
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Ein Bild für die Ewigkeit: Deutscher Doppelsieg bei der Nordischen Ski-WM 2019 in Österreich. Auf der Großschanze am Berg Isel in Innsbruck siegt Markus Eisenbichler vor Karl Geiger. Die beiden triumphieren außerdem im Mixed-Wettbewerb gemeinsam mit Katharina Althaus und Juliane Seyfarth sowie i...
Bild: Hendrik Schmidt, dpa (Archivbild)
Ein Bild für die Ewigkeit: Deutscher Doppelsieg bei der Nordischen Ski-WM 2019 in Österreich. Auf der Großschanze am Berg Isel in Innsbruck siegt Markus Eisenbichler vor Karl Geiger. Die beiden triumphieren außerdem im Mixed-Wettbewerb gemeinsam mit Katharina Althaus und Juliane Seyfarth sowie i...
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Karl Geiger auf dem bisherigen Höhepunkt seiner Karriere: Beim Auftaktspringen der Vierschanzentournee 2020/21 siegte der Oberstdorfer auf seiner Heimschanze. Einziger Wermutstropfen war, dass aufgrund der Corona-Pandemie keine Zuschauer im Stadion an der Schattenbergschanze zugelassen waren.
Bild: Daniel Karmann, dpa (Archivbild)
Karl Geiger auf dem bisherigen Höhepunkt seiner Karriere: Beim Auftaktspringen der Vierschanzentournee 2020/21 siegte der Oberstdorfer auf seiner Heimschanze. Einziger Wermutstropfen war, dass aufgrund der Corona-Pandemie keine Zuschauer im Stadion an der Schattenbergschanze zugelassen waren.
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Bei der 69. Austragung der Vierschanzentournee verpasste Karl Geiger nur knapp den ersten deutschen Gesamtsieg seit Sven Hannwald 2001/2002. Im Januar 2021 triumphierte der Pole Kamil Stoch (Mitte) in der Gesamtwertung vor dem Allgäuer und dem Polen Dawid Kubacki (rechts).
Bild: Daniel Karmann, dpa (Archivbild)
Bei der 69. Austragung der Vierschanzentournee verpasste Karl Geiger nur knapp den ersten deutschen Gesamtsieg seit Sven Hannwald 2001/2002. Im Januar 2021 triumphierte der Pole Kamil Stoch (Mitte) in der Gesamtwertung vor dem Allgäuer und dem Polen Dawid Kubacki (rechts).
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Bei der Nordischen Ski-WM 2021 in seinem Heimatort Oberstdorf holte Karl Geiger vier Medaillen aus vier Wettkämpfen. Darunter zweimal Gold im Team und Mixed-Team, sowie Silber im Einzelspringen von der Normalschanze und Bronze auf der Großschanze.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archivbild)
Bei der Nordischen Ski-WM 2021 in seinem Heimatort Oberstdorf holte Karl Geiger vier Medaillen aus vier Wettkämpfen. Darunter zweimal Gold im Team und Mixed-Team, sowie Silber im Einzelspringen von der Normalschanze und Bronze auf der Großschanze.
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Im slowenischen Planica durfte Karl Geiger zum Ende der Saison 2020/21 den Gesamtsieg im Skiflug-Weltcup feiern. Wenige Monate zuvor war er an selber Stelle Skiflug-Weltmeister im Einzel geworden.
Im slowenischen Planica durfte Karl Geiger zum Ende der Saison 2020/21 den Gesamtsieg im Skiflug-Weltcup feiern. Wenige Monate zuvor war er an selber Stelle Skiflug-Weltmeister im Einzel geworden.
Geiger gilt als einer der Springer, der sich am besten auf schwierige Bedingungen und neue Gegebenheiten einstellen kann. Genau diese Fähigkeit braucht er in China, wo die Veranstalter einen Schanzenkomplex errichtet haben, der wahlweise an ein Ufo, einen Heiligenschein oder einen riesigen Donut erinnert. "Wirklich beeindruckend, was hier gebaut worden ist. Ich bin sehr fasziniert von der ganzen Anlage", sagte Geiger.
Allgäuer belegt im Training nur die Ränge 28, 42 und zwölf
Dass ihm die Anpassung sportlich so schwer fiel, ist erstaunlich und ungewöhnlich. Mit Sprüngen auf 88, 76,5 und 95 Meter belegte Geiger im zweiten Training nur die Ränge 28, 42 und zwölf. Am Vortag waren es die Plätze 20, 21 und 22 gewesen. Geiger hat allerdings in seiner Karriere schon bewiesen, dass er auch nach schwächeren Übungssprüngen liefern kann, wenn es darauf ankommt. "Die Flinte werfen wir sicher noch nicht ins Korn", sagte er kämpferisch.
Neben ihm ist auch Eisenbichler eine Einzelmedaille zuzutrauen. Für den 30-Jährigen war in dieser Saison schon alles dabei: Nach Traumflügen und Podestplätzen jubelte der Siegsdorfer ausgelassen, nach misslungenen Sprüngen und Windpech fluchte er hemmungslos.
"Eisei", wie er im Team genannt wird, hat mit Olympia noch eine Rechnung offen. Als das deutsche Team im Mannschaftswettbewerb von Pyeongchang 2018 Silber gewann, musste Eisenbichler als Ersatzmann zuschauen. Stephan Leyhe hatte den vierten Platz im Quartett bekommen. Dieses Jahr ist Eisenbichler für das Team von Bundestrainer Stefan Horngacher nach Aussage des Coaches "enorm wichtig" - genau wie Geiger.
Springen am Sonntag ab 12 Uhr im Fernsehen
Gewinnt einer der beiden am Sonntag (12.00 Uhr/ARD und Eurosport), wäre derjenige der fünfte deutsche Sportler, der Skisprung-Olympiasieger im Einzel wird. Neben Wellinger vor vier Jahren und Weißflog (1984 und 1994), hatten auch Hans-Georg Aschenbach (1976) und Helmut Recknagel (1960) Gold gewonnen.