Die Nordische Ski WM 2021 ist in Oberstdorf schon sichtbar. Die Container für die Kommentatoren-Kabinen und Fernsehtechnik sind bereits aufgebaut, die deutschen Spitzenlangläufer hetzen den Burgstall hoch und der Flockenwirbel weckt Erinnerungen an die WM 2005. Wer gestern im Langlaufstadion im Oberstdorfer Ortsteil Ried unterwegs war, der konnte schon so etwas wie WM-Atmosphäre schnuppern – trotz der komplett leeren und in Neuschnee getauchten Zuschauertribünen.
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Zuschauer werden mit jedem Tag unwahrscheinlicher bei der Ski-WM in Oberstdorf
Dass hier am 24. Februar, wenn die ersten Langlauf-Wettbewerbe der WM auf dem Programm stehen, auch tatsächlich Zuschauer sitzen, ist nach aktuellem Stand zwar noch möglich, werde laut WM-Geschäftsführer Moritz Beckers-Schwarz aber mit jedem Tag unwahrscheinlicher: „Die Chancen auf eine WM mit Fans sinken von Tag zu Tag, eigentlich sogar von Stunde zu Stunde“, sagt der 40-Jährige.
Vor allem die Aussagen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder vom Wochenende, die Pandemie werde das Land noch Monate beschäftigen und es drohe eine neue Gefahr durch die Virus-Mutation aus Großbritannien, gäben wenig Anlass zur Hoffnung. Gleichwohl würden Oberstdorfs Bürgermeister Klaus King und WM-Aufsichtsratsvorsitzender und DSV-Präsident Franz Steinle auf politischer Ebene weiter darum ringen, dass die großteils bereits verkauften Eintrittskarten auch wirklich zum Stadionzutritt verwendet werden – anstatt zurückgeschickt und erstattet zu werden.
Ausfallversicherung hält Schaden in Grenzen
Der Schaden für die Organisatoren hält sich in Grenzen, weil der Deutsche Skiverband eine sogenannte Ausfallversicherung abgeschlossen hat, die auch den Pandemie-Fall beinhaltet und für entgangene Ticketerlöse einspringt. Eine Situation wie derzeit bei der Handball-WM in Ägypten, wo wenige Tage vor Turnierbeginn das ursprünglich geplante Publikum wieder ausgeladen wurde, will Beckers-Schwarz nicht: „Schließlich hängen ja an vielen Eintrittskarten auch Hotelübernachtungen dran.“
Fans und Hotellerie bräuchten jetzt schnell Planungssicherheit für die Nordsiche Ski WM. Dass – wie bei der Handball-WM – die Sportler selbst wegen der Ansteckungsgefahr auf ein Zuschauerverbot drängen, kann sich der WM-Geschäftsführer für Oberstdorf nicht vorstellen: „Unser Experte Alexander Kekule, der uns in solchen Fragen berät, hält das Risiko bei einer Freiluft-Veranstaltung mit nur zehn Prozent Stadionauslastung für extrem gering.“ So oder so, Beckers-Schwarz braucht in Sachen Fans bis Ende Januar eine endgültige Entscheidung.
Sportliches Programm soll bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf planmäßig stattfinden
Unstrittig sei derzeit, dass das geplante Sportprogramm der WM wie geplant über die Bühne gehen kann. Sogar im thüringischen Oberhof, wo die Inzidenzzahl am Dienstag mit 397 sehr hoch lag, könne der Biathlon-Weltcup normal stattfinden. „Das geht alles aber nur, weil die Hygienekonzepte dort ähnlich streng sind wie bei uns in Oberstdorf.“

Gleichwohl hofft Beckers-Schwarz, dass das Infektionsgeschehen im Oberallgäu nicht annähernd so hoch sein wird wie in der Region Schmalkalden-Meiningen in Thüringen. „Auch wenn wir nie und nimmer von so hohen Kennzahlen im Oberallgäu ausgehen, aber bei 300 oder mehr werden das Gesundheitsamt und wir die Situation sicher noch einmal genauer abwägen.“
Absage der alpinen Weltcup-Abfahrt in Wengen
Die Absage der alpinen Weltcup-Abfahrt in Wengen wegen derzeit hoher Infektionszahlen in der Schweiz hat auch die Oberstdorfer Organisatoren der Nordischen Ski WM 2021 aufhorchen lassen: Dort hänge die Absage allerdings mit logistischen Themen zusammen, weil extrem viel Material mit Gondeln und Seilbahnen zum Veranstaltungsgelände gebracht werden müsste. „In so einem Fall ist es natürlich ungleich schwerer, die strikte Trennung der Personengruppen einzuhalten.“ Das sei mit Oberstdorf nicht vergleichbar.
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