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Ein Hambuger in Memmingen: HSV-Trainer Tim Walter besucht Fanclub HSV-Freunde Memmingen

Zu Besuch in Memmingen

HSV-Trainer Tim Walter besucht Allgäuer Fanclub: Alle reden vom Aufstieg

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    Ein Mann mit Ausstrahlung: Tim Walter, der Kulttrainer des Hamburger SV (Mitte), hat jetzt den Memminger Fanclub des Fußball-Zweitligisten besucht. Von den Vorstandsmitgliedern Reiner Wassermann (links) und Lars Maasberg (rechts) bekam Walter ein Fanclub-T-Shirt geschenkt.
    Ein Mann mit Ausstrahlung: Tim Walter, der Kulttrainer des Hamburger SV (Mitte), hat jetzt den Memminger Fanclub des Fußball-Zweitligisten besucht. Von den Vorstandsmitgliedern Reiner Wassermann (links) und Lars Maasberg (rechts) bekam Walter ein Fanclub-T-Shirt geschenkt. Foto: Siegfried Rebhan

    Die berühmte Uhr im Volksparkstadion zeigte es an: Nach 54 Jahren, 261 Tagen, 36 Minuten und zehn Sekunden geschah am 12. Mai 2018 das, was als unvorstellbar galt: Der Hamburger SV, Gründungsmitglied der Fußball-Bundesliga, stieg nach 55 Jahren erstmals ab. Da half auch ein 2:1-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach nichts mehr. Das 1866. Spiel war das bislang letzte des HSV in der höchsten deutschen Klasse.

    Seither versucht der am 29. September 1887 gegründete Traditionsverein aus der Hansestadt, in die Bundesliga zurückzukehren. Bislang erfolglos. Doch das soll sich in dieser Saison endlich ändern: „Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir in dieser Saison aufsteigen. Der Verein gehört in die Erste Liga, und die Stadt verdient das auch. Deswegen arbeiten wir jeden Tag hart“, ruft der HSV-Trainer an diesem Samstagabend in die Runde – und erntet von gut 60 Fans stürmischen Beifall. Sie alle sind beispielsweise aus Illertissen und Buchloe, aus Augsburg und Ulm in die Vereinsgaststätte des TV Memmingen (TVM) gekommen. Von rund 800 registrierten Fanclubs des Fußball-Zweitligisten hatten sich rund 260 um den Besuch eines Teammitglieds beworben. Und der 1995 gegründete Fanclub aus Memmingen wurde als einer von 17 ausgewählt.

    Tim Walter kommt in Memmingen pünktlich auf die Minute an

    Nach dem 2:1-Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig am Freitag flog Tim Walter am Samstag nach München und fuhr von dort aus mit einem Mietauto nach Memmingen – und kam dort pünktlich auf die Minute an. Womöglich half dem 48-jährigen Cheftrainer des HSV dabei, dass er schon mal in Memmingen war: „Das war in der Saison 2017/18, als ich noch Trainer beim FC Bayern München II in der Regionalliga war“, erzählt der entspannte und gut gelaunte Walter im Kreise der Fans. Der ganze Raum ist in den Vereinsfarben Blau, Weiß und Schwarz gehalten, an allen Wänden hängen HSV-Fahnen. Viele Anhänger tragen Trikots, Schals und Kappen aus verschiedenen Phasen der Vereinsgeschichte.

    „Das Leben ist kein Heimspiel“: Das ist das Motto des Memminger Fanclubs. Bei seiner Gründung am 29. September 1995 galt er als der südlichste in ganz Deutschland. Auf den T-Shirts des Fanclubs steht auf Brusthöhe zu lesen: „Mitten im Feindesland“. Das gilt an diesem Abend nicht für Tim Walter, dessen Familie in der Nähe von München lebt. In der Vereinsgaststätte des TV Memmingen kann er sich fühlen wie im ausverkauften Volksparkstadion in Hamburg. Eine große Welle der Sympathie schwappt ihm entgegen. Walter spürt das – und genießt’s.

    Walter gilt längst als Kulttrainer – nicht nur an der Alster

    Freundlich, gelassen und geduldig beantwortet er zahlreiche Fragen der Fans zu Taktik und Transferpolitik, zu Spielern und Vereinsfinanzen – und spielt dabei immer wieder mit einer 0,33-Liter-Wasserflasche aus Plastik – als ob er gerade bei einem Spiel an der Außenlinie stehen würde. Seit dem 1. Juni 2021 ist der aus Bruchsal stammende Tim Laszlo Walter Cheftrainer beim HSV – und genießt wegen seiner authentischen und engagierten Art längst Kultcharakter, nicht nur an der Alster.

    Wie viel Einfluss er während des Spiels auf seine Spieler nehmen könne, will ein Fan von Walter wissen. „Was glaubt Ihr?“, fragt der HSV-Trainer rhetorisch in die Runde – und antwortet: Während des Spiels eigentlich gar keinen. „Wenn das Stadion mit 57.000 Zuschauern ausverkauft ist, hört mich eh keiner.“ Einfluss auf seine Spieler könne er also nur vor dem Spiel und während der Halbzeitpause nehmen. „Ich weiß aber gerade von jüngeren Spielern, dass es sie beruhigt, wenn der Alte da draußen an der Line steht“, sagt der 48-Jährige selbstironisch. Und wird dann wieder ganz ernst.

    Nach 14 von 34 Spieltagen steht der HSV auf Platz zwei

    Er sei vor jedem Spiel davon überzeugt, „dass wir gewinnen“. Er beschäftige sich im Vorfeld niemals mit einer eventuellen Niederlage. „Sonst könnte ich auch gar nicht beim HSV arbeiten.“ Ja, einen wie Tim Walter brauchen sie in der Hansestadt; einen, der Selbstbewusstsein versprüht; einen, der groß denkt und sagt: „Ich will viele Jahre beim HSV bleiben, mit ihm aufsteigen und eines Tages mit ihm Champions League spielen.“

    Nach 14 von 34 Spieltagen steht der Hamburger SV auf dem zweiten Platz, der zum Aufstieg berechtigen würde. Drei Punkte vor ihm steht an der Tabellenspitze ein Verein, dessen Namen Walter im Kreise der HSV-Fans nicht ausspricht. Er nennt ihn scherzhaft nur „der Ortsrivale“ oder „der Stadtteil-Club“. Gemeint ist der bislang ungeschlagene Spitzenreiter FC St. Pauli. Und ausgerechnet bei dem muss der HSV am Freitag ab 18.30 Uhr ran.

    Sollte das Team von Tim Walter am Hamburger Millerntor tatsächlich einen „Auswärtssieg“ feiern und dem Tabellenführer kurz vor Weihnachten die erste Niederlage der Saison bescheren, würde sich der Traum vom ersehnten Wiederaufstieg wieder ein kleines bisschen mehr in Richtung Realität verschieben.

    An diesem Abend, im Vereinsheim des TV Memmingen, gibt es jedenfalls niemanden, der dem strahlenden und sympathischen Tim Walter das nicht von Herzen gönnen und wünschen würde.

    Wissenswertes zum Memminger HSV-Fanclub

    • Fanclub: Der Memminger Fanclub des Hamburger SV wurde am 29. September 1995 gegründet. Der 29. September ist auch das Gründungsdatum des Hamburger SV, und zwar anno 1887.
    • Mitglieder: Nach Angaben von Vorsitzendem Reiner Wassermann hat der HSV-Fanclub derzeit 25 Mitglieder sowie „mehrere Sympathisanten, die nicht organisiert sein wollen“.
    • Aktivitäten: Etwa viermal im Jahr fahren die Memminger Fans nach Hamburg zu Heimspielen, besuchen aber auch Auswärtsspiele des HSV im Süden der Republik. Sie waren außerdem schon in Manchester, Budapest, London, Monaco, Turin und Amsterdam.
    • Treffen: Der Memminger HSV-Fanclub trifft sich immer am zweiten Sonntag im Monat ab 10 Uhr im Vereinsheim des BSC Memmingen (an der Stadionhalle).
    • Social Media: Der Fanclub hat auch eine eigene Facebook-Seite: HSV Freunde Memmingen.
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