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Südtirol macht's vor: So klappt's mit den Mountainbikern

Trails statt Abweisung

Südtirol macht's vor: So klappt's mit den Mountainbikern

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    Oft sind Mountainbiker im Oberallgäu im Gelände unerwünscht. In anderen Regionen hingegen gibt es bereits extra separierte Wege für Radfahrer und Wanderer.
    Oft sind Mountainbiker im Oberallgäu im Gelände unerwünscht. In anderen Regionen hingegen gibt es bereits extra separierte Wege für Radfahrer und Wanderer. Foto: Matthias Becker

    Wenn es im Oberallgäu um Mountainbiker geht, dann meist darum, dass man sie nicht haben will: nicht auf Wanderwegen und nicht im Wald. Zwar gibt es Anlagen in Bad Hindelang und vereinzelt Versuche, eigens Pfade für Mountainbiker zu schaffen - wie etwa am Mariaberg bei Kempten oder in Waltenhofen.

    Auch die Allgäu GmbH bemüht sich derzeit, ein Wegenetz zu schaffen - vor allem für Genussmountainbiker. Doch viele Versuche scheiterten im Oberallgäu bereits an Grundbesitzern und Jägern. Anders beispielsweise im Südtiroler Vinschgau.

    Gemeinden wie Graun (am Reschenpass) haben den Spieß umgedreht: Sie haben eigens Strecken geschaffen und locken Mountainbiker gezielt in ihre Gemeinde. Welche Erfahrungen hat man dort gemacht? Und wie wurden die Probleme gelöst, die Oberallgäuer Projekte scheitern lassen?

    Jäger und Grundbesitzer

    Beide Gruppen waren auch dort nicht begeistert von der Idee, dass Radler auf schmalen Pfaden durch die Wälder düsen. Überzeugt hat laut Bürgermeister Dr. Heinrich Noggler, dass von mehr Tourismuseinnahmen alle profitieren. "Der Trend war sowieso nicht aufzuhalten", sagt Dr. Ulrich Stampfer, Geschäftsführer des regionalen Tourismusvereins: "Die Biker haben uns entdeckt, bevor wir sie."

    Nach und nach wurden immer mehr Trails angelegt. Erst in den Skigebieten, dann als Verbindungen zwischen den Skigebieten. Es folgte laut Noggler "sehr viel Werbung", etwa in Radmagazinen, und Veranstaltungen der "Suzuki Nine Knights"-Reihe, bei der Profifahrer mit spektakulären Sprüngen zahlreiche Zuschauer anlocken.

    Das Verhältnis zu Wanderern

    Für Wanderer und Mountainbiker gibt es in Graun getrennte Wege: "Die Trails wurden neu angelegt", sagt Stampfer. 98 Prozent der Wege seien entweder Bikern oder Wanderern zugeordnet. Gebaut wurden die Trails laut Stampfer in Handarbeit und ohne schweres Gerät. "So gab es keine Probleme mit Naturschützern." Wie beim Skifahren gibt es die Strecken in drei Schwierigkeitsstufen: blau, rot und schwarz.

    Haftung

    Der Tourismusverein hat eine Versicherung abgeschlossen. Damit werden Unfälle und Schäden auf den Trails abgedeckt. So sind Grundbesitzer abgesichert, wenn auf ihrem Gelände beispielsweise jemand stürzt. Manchmal allerdings verlassen Biker die Pfade - das sorgt dann für schlechte Stimmung bei Eigentümern, sagt Noggler.

    Erfolg

    2013 begann der gezielte Mountainbike-Tourismus am Reschenpass. Im vergangenen Jahr verkauften die Bergbahnen laut Stampfer 186 Wochenkarten (je 91 Euro) und 823 Dreitagespässe (je 62 Euro) an Radler. Noggler: "Biker sind die Skifahrer des Sommers."

    Durch sie sei die Infrastruktur sommers ausgelastet. Bevor die Radler kamen, seien die Bahnen teils nur stündlich gefahren - jetzt fahren sie durchgängig. Auch andere Branchen verdienen: "Diese Leute essen und schlafen ja", sagt Noggler. Die gesamte Region profitiere dadurch. "Wir leben fast ausschließlich vom Tourismus", sagt der Bürgermeister.

    Zwar handle es sich bei den Bikern meist um junge Gäste: "Das sind aber Leute, die Geld haben. Ein vollgefedertes Mountainbike kostet immerhin ein paar tausend Euro."

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