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Top in Schuss: Im Allgäu steht Deutschlands älteste Kletterhalle

Hoch hinaus in Seltmans

Top in Schuss: Im Allgäu steht Deutschlands älteste Kletterhalle

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    Klettern in Seltmans bei Weitnau im Oberallgäu: Seit 24 Jahren ist die älteste Halle im Allgäu für Freunde der Vertikalen eine feste Adresse.
    Klettern in Seltmans bei Weitnau im Oberallgäu: Seit 24 Jahren ist die älteste Halle im Allgäu für Freunde der Vertikalen eine feste Adresse. Foto: Dominik Berchtold (Archiv)

    Wenn Kletterer Bernt Prause anfängt, von alten Zeiten zu erzählen, dann hört er so schnell nicht mehr auf. Der 60-jährige Ingenieur aus dem Oberallgäuer Buchenberg ist einer der Gründungsväter des 1. Sportkletterclubs Allgäu. Vor genau 25 Jahren trafen sich 20 Kletterbegeisterte und gründeten den Verein. Mit dabei waren unter anderem der Extremalpinist und Bergführer Rainer Treppte aus Immenstadt, der heutige Bürgermeister von Immenstadt Armin Schaupp und der Oberstdorfer Bergführer Andi Tauser. Das Ziel des Vereins war klar definiert: „Vereinszweck war laut Satzung, den Mitgliedern eine witterungsunabhängige Klettermöglichkeit zu bieten“, erzählt Prause.

    Es gibt keinen anderen Sport, wo ich für meinen Partner so viel Verantwortung übernehme wie beim Klettern.Bernt Prause

    Und die Gründungsmitglieder hatten schon ein konkretes Projekt im Kopf: Im Oberallgäuer Seltmans (Gemeinde Weitnau) gab es eine alte Papierfabrik, deren Räumlichkeiten nach einem Brand nicht mehr genutzt wurden. Das hohe Gebäude bot sich geradezu an, um einen Teil in eine Kletterhalle umzubauen. Das war im Februar 1993. Prause hatte ein Vorbild in der Schweiz in seinem Kopf: In Chur habe es damals schon eine Kletterhalle gegeben. In Deutschland waren hier und da in Sporthallen und an Türmen künstliche Klettermöglichkeiten geschaffen worden. Doch es habe bis dato in Deutschland noch keine einzige Halle gegeben, in der sich alles nur ums Klettern drehte.

    Alles sollte sich nur ums Klettern drehen

    Die Kletterhalle in Seltmans

    Öffnungszeiten In der Wintersaison:

    Montag bis Donnerstag 17.30 bis 22 Uhr Freitag 16 bis 21 Uhr, Samstag 13 bis 21 Uhr Sonn- und Feiertag 11 bis 18 Uhr.

    Preise für Nichtmitglieder:

    Erwachsene 10 Euro, Erwachsene mit Studenten oder Azubiausweis: 9 Euro, Familien (zwei Erwachsene, zwei Kinder) 22 Euro.

    Ausstattung:

    insgesamt 2.000 Quadratmeter Kletterfläche, davon 1.580 Quadratmeter Kletterwände mit viel Feinstruktur und Rissen, die dem natürlichen Fels sehr ähnlich sind. 300 Quadratmeter Boulderfläche, 120 Quadratmeter Kinderkletterwand, eigenständiger Slackline-Raum.

    Sonstiges:

    Leihausrüstung (Gurte, Schuhe, Seile, Sicherungsgeräte), Cafeteria

    Bis die alte Papierfabrik in Seltmans zum Mekka der Allgäuer Sportkletterer wurde, war es ein beschwerlicher Weg. Zunächst galt es, 100.0000 Mark für den Umbau zusammenzukratzen. Von den Banken habe es nichts gegeben, schildert Prause. Deshalb wurden die Kletterer selbst aktiv: Jeder gab 5.000 Mark als Darlehen – ohne zu wissen, wann das Geld zurückgezahlt werden kann. Dankbar waren die Vereinsmitglieder für verschiedene Sponsoren, die bis jetzt geblieben sind. Heute hat der Verein über 100 Mitglieder.

    Noch im Jahr 1993 begannen die Umbauarbeiten: Ungezählte Tonnen Müll, Unrat und Abbruch wurden aus dem Gebäude geschafft, neue Materialien hineingetragen. „250 schwere Holzbalken haben wir beispielsweise hineingetragen“, erinnert sich Prause. Monatelang hätten die Mitglieder des neuen Vereins jede freie Minute in den Bau der Halle gesteckt: „Bis zu elf Stunden am Tag – an Wochenenden und im Urlaub.“ Etwa ein Jahr nach der Vereinsgründung wurde die Halle eröffnet, im Februar 1994. Sogar Alexander Huber und andere Klettergrößen waren gekommen. Dass es im Allgäu eine Kletterhalle gibt, war kurze Zeit nach der Eröffnung ein Thema auf der Sportartikelmesse ISPO in München.

    Ihr seid die felsigste Halle.Ein gerne gehörtes Kompliment für die Halle in Seltmans

    Seitdem ist die Halle immer wieder erweitert worden, heute bietet sie 180 Routen in unterschiedlichen Längen, Neigungen und Höhen. Es gibt eine Kinderkletterwand, 300 Quadratmeter Boulderfläche und Kletterwände mit Feinstruktur, die dem natürlichen Fels am nächsten kommt. „Ihr seid die felsigste Halle“, dieses Komplement hat letztlich ein junger Kletterer aus dem Oberbayerischem Weilheim den Machern der Halle in Seltmans gemacht. Prause hat das gerne gehört.

    „Lässige Atmosphäre“

    Bernt Prause war einer der Pioniere der ersten deutschen Kletterhalle im Oberallgäu.
    Bernt Prause war einer der Pioniere der ersten deutschen Kletterhalle im Oberallgäu. Foto: Michael Munkler

    Der Mann mit den über 100 Erstbegehungen im Gebirge sagt, „dass hier jeder seine Freude haben soll“. Der Genuss- und Gelegenheitskletterer genauso wie der ambitionierte Sportler. „Wichtig ist die lockere und lässige Atmosphäre.“ Die kennt jeder, der einmal in der Halle in der alten Fabrik war, wo sich die Jungs des zehnten Grades genauso wohl fühlen wie die Kinder in der Tobeecke.

    Betreut wird hier alles nach wie vor ehrenamtlich von Vereinsmitgliedern. Die säubern einmal im Jahr bei der sommerlichen Revision mehr als 10.000 Klettergriffe und jeder macht zweimal im Jahr eine Woche Hallendienst. Nach wie vor fließen alle Erlöse des Vereins in den Erhalt und den Ausbau der Halle.

    In Seltmans entstand die erste Halle in der Region. Zunächst kamen die Kletterer bis aus Augsburg und München. Mittlerweile gibt es mehr als zehn Hallen im Allgäu. Längst ist das Klettern zum Breitensport geworden. Prause findet das gut, vor allem auch für Kinder und Jugendliche: „Es gibt keinen anderen Sport, wo ich für meinen Partner so viel Verantwortung übernehme wie beim Klettern“, sagt er.

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