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Trotz 550 Euro Startgebühr und Klima-Kritik: Was für diesen Allgäuer die Faszination des Jochpass-Memorials ausmacht

200 Starter ab Freitag

Trotz 550 Euro Startgebühr und Klima-Kritik: Was für diesen Allgäuer die Faszination des Jochpass-Memorials ausmacht

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    Peter Rüscher mit seiner 1977er Corvette. Die wird noch auf Hochglanz poliert vor dem Rennen am Wochenende. Beifahrerin ist seine Lebensgefährtin Centa von Wahnem. Sie sagt: „Die ersten Male war es mir schon mulmig auf der Rennstrecke, aber heute habe ich Vertrauen zum Fahrer und auch zum Auto.“
    Peter Rüscher mit seiner 1977er Corvette. Die wird noch auf Hochglanz poliert vor dem Rennen am Wochenende. Beifahrerin ist seine Lebensgefährtin Centa von Wahnem. Sie sagt: „Die ersten Male war es mir schon mulmig auf der Rennstrecke, aber heute habe ich Vertrauen zum Fahrer und auch zum Auto.“ Foto: Benjamin Liss

    Er wird ihn wohl noch auf Hochglanz polieren bis zum Wochenende, sein US-Schätzchen auf vier Rädern. Peter Rüscher aus Oberstaufen fährt eine Corvette (Chevrolet) und ist damit am Wochenende zum 13. Mal beim Jochpass-Memorial in Bad Hindelang am Start.

    Gewinnen ist dem 63-Jährigen dabei nicht wichtig. „Dabeisein ist alles“, sagt der gelernte Landwirt, der viele Jahre im Ausland auf Bohrinseln arbeitete und jetzt – mit Oldtimern im Stadel – seinen Ruhestand genießt. Er sagt: „Es geht um Emotionen, ums Genießen“.

    Es geht um Emotionen, ums Genießen.Peter Rüscher über das Jochpass-Memorial

    Rüscher schraubt gerne an Motoren und gestaltet um. So wurde auch seine Corvette (Baujahr 1977) anschmiegsamer. „Man braucht viel Gefühl, um so ein Auto überhaupt fahren zu können.“ Der Autofan ist begeistert von dem Wagen mit der langen Schnauze. „Die progressive Form und das zeitlose Design“ haben es ihm angetan.

    Die Hinterachse des 325-PS starken Flitzers hat er umgebaut, denn „das erste Mal, also 2007, als ich mit der Corvette beim Jochpass-Memorial am Start war, waren Fahrer und Auto etwas überfordert“, lacht der gebürtige Vorarlberger. 2019, zum 13. Mal in Folge sollte alles gut klappen bei der Gleichmäßigkeitsprüfung.

    Wissenswertes zum Jochpass-Memorial 2019

    Vorgabe

    Die Gemeinde Bad Hindelang hat vor einigen Monaten eine Dezibelgrenze (102 bei Autos und 105 bei Motorrädern) zum Schutz der Anwohner festgelegt. Zudem soll es am Fink-Kreisel (der teilweise für den Verkehr gesperrt wird) keine so langen Wartezeiten mehr geben wie 2018. Wer dringend auf den Jochpass muss (er ist ab Dienstag gesperrt bis Sonntag) kann einen vom Veranstalter gestellten Shuttle benutzen (gegenüber Busbahnhof und neben der Zeitnahme).

    Programm:

    Die Rennen beginnen am Samstag, 12. Oktober, und am Sonntag, 13. Oktober, jeweils um 8.30 Uhr. Am Freitag, 11. Oktober, findet die technische Abnahme am Festplatz (Busbahnhof) in Bad Hindelang statt. „Da können die historischen Fahrzeuge aus nächster Nähe betrachtet werden“, sagt Uwe Lassau vom Verein Jochpass-Memorial (Ausrichter des Rennens). Das Memorial in seiner jetzigen Form mit Gleichmäßigkeitsprüfungen (früher gab es Bergsportrennen) findet seit 1999 statt.

    Besonderes:

    Ältestes Auto am Start ist ein Bugatti (Baujahr 1926), das älteste Motorrad eine FN Fabrique National Belgien M67 (1929). 50 Vespas sind auch dabei.

    „Ich fahre das was geht, ohne dass ich eine Gefahr eingehe.“ Das bedeutet, dass er die Mindestzeit anpeilt, die die Autos die sechs Kilometer lange Strecke mit den 105 Kurven, fahren dürfen. „Das sind 4 Minuten 50 Sekunden“, sagt Uwe Lassau, Vorsitzender des ausrichtenden Vereins Jochpass Memorial. „Wer langsamer fahren will, darf das auch“, sagt der Fischinger, der dem Verein seit einigen Monaten vorsteht. „Fünf Fahrten stehen meist an, und manche schaffen es jedes Mal auf die Zehntelsekunde genau zu sein, sagt Lassau – und nennt Fuzzy Kofler, den Vorjahressieger, der diesmal nicht dabei ist.

    Straßentauglich ist er auch

    Peter Rüscher glaubt, dass da Messinstrumente im Spiel sind. Er sagt: „Ich habe im Auto keine Stoppuhr. Das interessiert mich gar nicht.“ Rüscher freut sich auf den Ratsch mit anderen Motorsportbegeisterten, will die Fahrten aufs Joch einfach nur genießen. Die Lautstärkegrenze, die die Gemeinde Bad Hindelang zum Schutz der Anwohner vorgegeben hat, liegt bei 102 Dezibel für Autos und bei 105 für Motorräder. Das sei auch bei vielen anderen Rennen üblich.

    Ich bin kein Umweltverschmutzer, meine Kollegen sind es auch nicht.Peter Rüscher

    Für Rüscher kein Problem. „Ich habe ein Auto, das auch straßentauglich ist.“ Mit dem kurvt er gerne auch mal nach Italien. Klar sei seine Corvette recht durstig, verschlingt 22 Liter auf 100 Kilometer, „aber das braucht ein Porsche Cayenne auch“, sagt Rüsche und betont: „Ich bin kein Umweltverschmutzer, meine Kollegen sind es auch nicht.“

    Er verweist auf Leute, die mehrmals im Jahr in den Urlaub fliegen. Er selbst habe „Freude an der Technik. Ich beheize mein Anwesen mit einer 400-Meter-Tiefbohrung und verbrauche somit keine 4.500 Liter Heizöl, sondern nur etwas Sprit für einen artgerecht bewegten amerikanischen Dinosaurier“.

    Und Rüscher könnte wetten, dass an schönen Sommertagen mehr Autos auf den Jochpass fahren als beim Jochpass-Memorial am Wochenende.

    200 Fahrzeuge sind angemeldet. Und „150 Helfer sind täglich eingeteilt“, sagt Lassau. „Die werden alle bezahlt. Über 100.000 Euro Kosten fallen an.“ Startgebühr für ein Auto: 549 Euro (179 für ein Motorrad, 279 für ein Gespann).

    International Jochpass Memorial, Zwischenziel Sulzberg, Allgäuer Brennerei

Oldtimer, Autoklassiker, historische Automobile.
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