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Über gewaltige Nordwand hinauf zur Zugspitze: Unser Reporter testet neue Route

Sie heißt "Eisenzeit"

Über gewaltige Nordwand hinauf zur Zugspitze: Unser Reporter testet neue Route

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    Unser Reporter kletterte durch die Nordwand der Zugspitze.
    Unser Reporter kletterte durch die Nordwand der Zugspitze. Foto: Michael Munkler

    Als „Eiger-Nordwand-light“ wird sie in der alpinen Fachliteratur bezeichnet: Die neue Tour „Eisenzeit“ durch die Nordwand der Zugspitze. Zutreffender wäre es, von einer abenteuerlichen Kletterei in einem Freilichtmuseum zu sprechen. Denn auf Schritt und Tritt folgt die Route vor allem im unteren Teil dem sogenannten Tunnelbauersteig. Auf ihm stiegen die Arbeiter in den Jahren 1928 bis 1930 auf und ab, um den Stollen für die Zugspitzbahn-Zahnradbahn voranzutreiben.

    Früh am Morgen sollte man in die „Eisenzeit“ starten, denn immerhin sind vom Eibsee gut und gerne 2000 Höhenmeter bis zum Zugspitz-Gipfel zu überwinden. Auf besagtem Tunnelbauer-Steig stoßen Bergsteiger immer wieder auf Metallteile, auf Kabel, Stahlrollen, riesige Schrauben und Draht-Knäul. Während wir an diesem Morgen gemütlich über den Steig schlendern und die leichten Kletterstellen genießen, schweifen die Gedanken ab in die Historie der Erschließung dieses Berges.

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    Es war im Sommer 1928, als ein Konsortium unter Führung der AEG den Zuschlag für den Bau der Eisenbahnstrecke erhielt. Ein 4466 Meter langer Tunnel sollte für die Zahnradbahn von der Haltestelle Riffelriss bis zum Hotel Schneefernerhaus auf dem Zugspitz-Platt in etwa 2600 Metern Höhe geschlagen werden. Das entspricht einem Höhenunterschied von über 1000 Metern und die Steigung beträgt 25 Prozent. Während das Teilstück der Bahn von Garmisch bis zum Eibsee bereits im Dezember 1929 fertig war, erwies sich der Tunneldurchbruch als hartes Stück Arbeit. Mit fast 200 000 Kilogramm Sprengstoff wurden 250 000 Kubikmeter Fels und Erdreich bewegt. Zeitweise waren bis zu 2500 Arbeiter beschäftigt.

    Von den verschiedenen Stollenlöchern in der Nordwand wurden Zugänge geschaffen, um von mehreren Stellen gleichzeitig mit dem Bau des Haupttunnels beginnen zu können. Es gab verschiedene Materiallager, Transport-Seilbahnen, Werkstätten und eine Kantine für 800 Arbeiter. Diejenigen, die hier oben tagelang arbeiteten und übernachteten, erhielten einen vergleichsweise guten Lohn und eine vertraglich geregelte Menge Bier pro Tag. Leere Flaschen findet man heute noch in den Kavernen. Zehn Arbeiter kamen bei dem Tunnelbau ums Leben. Am 8. Juli 1930 wurde die Zahnradbahn bis zur jetzigen Station Sonn Alpin eingeweiht.

    Nach Tunnelfenster IV führt die Tour über Rampen, Platten, Rinnen und Steilstufen weiter zu einer brüchigen Stufe im unteren vierten Schwierigkeitsgrad. Wirklich schwer ist die Kletterei nie und mit Hilfe guter Beschreibungen ist der Routenverlauf auch auf Anhieb zu finden. Zumindest bei passablen Sichtverhältnissen. Die Erstbegeher Michael Gebhardt, Till Rehm und Karen Thirlwell hatten 2013 den Steig erkundet und ein Jahr später Bohrhaken gesetzt. 2016 wurde die Tour dann noch verfeinert. Wir erreichen nach fünf Stunden Zustieg und Wandkletterei eine Abseilstelle auf einem Felsköpfel. 50 Meter weiter unten verläuft der Höllental-Klettersteig. Über ihn gelangen wir zum Gipfel der Zugspitze. Runter geht´s entweder per Bahn (35 Euro). Oder man spart sich das Geld und läuft den Stopselzieher-Klettersteig hinunter. Bis zum Eibsee sind das allerdings noch 2000 Höhenmeter, die sich ziehen.

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