Während in den drei höchsten Profi-Ligen des Landes seit einigen Wochen schon wieder gespielt wird, ruht der Ball im Amateurbereich noch überall in Deutschland. Doch die 21 verschiedenen Landesverbände gehen unterschiedliche Wege im Umgang mit der Saison 2019/20. Zwei verschiedene Strategien verfolgen beispielsweise die benachbarten Fußballverbände in Bayern und Württemberg. Ein Vergleich.
Die Ausgangslage
WFV: Der Spielbetrieb ruht seit 12. März, wobei die Kreisligen noch gar mit der Rückrunde begonnen hatten. Sie pausieren inklusive Winterpause bereits seit Mitte November. Der WFV ist Heimat von 1.700 Vereinen mit rund 14.500 Mannschaften. Darunter ein Dutzend Vereine aus dem Westallgäu, obwohl der Landkreis Lindau politisch betrachtet zu Bayern gehört. Das hat historische Gründe und mit den Besatzungszonen nach dem Zweiten Weltkrieg zu tun.
BFV: Regional-, Bayern- und Landesliga haben Anfang März noch den ersten Spieltag nach der Winterpause ausgetragen. Dann war Schluss. Die Teams aus den unteren Klassen des BFV haben bis dato nur vereinzelte Testspiele ausgetragen. Seit 13. März geht nichts mehr für die über 4.500 Vereine im größten der 21 Landesverbände.
Was wollen die Verbände?
WFV: Der WFV hat seine Vereine lange hingehalten. Nachdem er mehr als ein Dutzend Szenerien hatte rechtlich prüfen lassen und sich mit seinen Nachbarverbänden Baden und Südbaden abgesprochen hatte, gab er am 12. Mai bekannt: Die Saison soll plangemäß zum 30. Juni beendet werden. Da bis dahin nicht mehr gespielt werden kann, soll mittels eines Quotienten (Punkte geteilt durch absolvierte Spiele) die aktuelle Tabelle gewertet werden. Der Erste wird Meister und steigt auf. Dafür gibt es weder Relegation, noch Absteiger.
BFV: In Bayern ist es seit 23. April amtlich: Wenn es die Vorgaben der Behörden erlauben, wird die laufende Saison ab 1. September fortgesetzt. Bis dahin sollen drängende Fragen beantwortet werden. Der Verbandsvorstand setzt dafür fünf Arbeitsgruppen ein, die sich um die Themenfelder Vereinswechsel, Spielbetrieb Erwachsene, Spielbetrieb Juniorinnen und Junioren, Meldungen und Fristen sowie Einbettung in Regularien kümmern.
Was wollen die Vereine?
WFV: Fast 600 Vereine haben Stellungnahmen verfasst. Laut Verband hat sich die „überwältigende Mehrheit“ für die vorgeschlagene Variante ausgesprochen, die de facto ein Abbruch ist. Es gibt allerdings Kritik daran, dass der Zweite komplett mit leeren Händen dasteht. In der Bezirksliga Bodensee beispielsweise würde der SV Beuren (Ex-Profi Patrick Mayer ist hier Spielertrainer) den Aufstieg in die Landesliga nur aufgrund des Torverhältnisses verpassen. Zudem kritisieren die Vereine, dass es ohne Absteiger in der nächsten Saison viel zu große Ligen gibt. Die Landes- und die Bezirksliga würden jeweils auf 20 Mannschaften aufgebläht werden.
BFV: Vor der Entscheidung für eine Fortsetzung der Saison wurde bayernweit in mehr als 80 Web-Konferenzen ein Meinungsbild eingeholt. Dort stimmten 68,13 Prozent und damit über zwei Drittel der teilnehmenden Klubs für den vom Vorstand vorgeschlagenen Weg. Die Abstimmungsbeteiligung lag bei knapp 74 Prozent. Mittlerweile formiert sich aber mancherorts auch Widerstand. In Franken beispielsweise setzte sich eine Gruppe von Vereinen in einer Petition an den BFV für den sofortigen Abbruch der Saison ein.
Wie geht es weiter?
WFV: Das letzte Wort haben die Delegierten aller Bezirke beim außerordentlichen Verbandstag am 20. Juni. Ihre Alternative: Die laufende Saison wird am 1. September fortgesetzt. Vieles deutet aber darauf hin, dass sie sich für die vom Verband vorgeschlagene Variante entscheiden. Dafür spricht auch, dass viele Verträge am 30. Juni enden und sich am 1. Juli normalerweise das Wechselfenster öffnet.
BFV: Die Saison ist noch bis mindestens 31. August ausgesetzt – das gilt für alle Spielklassen von der Regionalliga Bayern bis hinunter in die C-Klasse. Bei Männern, Frauen und im Nachwuchs. Sollte die Fortsetzung des Spielbetriebs – etwa durch staatliche Vorgaben – auch ab 1. September nicht möglich sein, wird die Aussetzung verlängert.