Am Dienstag an der Verpflegungsstation im Kempter Wald zwischen Betzigau bei Kempten und Görisried im Ostallgäu: Am Vormittag kommt der 58-jährige Bernhard Münz aus dem Oberallgäuer Dietmannsried als Erster ganz locker am Verpflegungsstand vorbei. Über 40 Kilometer sind die Ausdauersportler an dieser Stelle schon gelaufen. „Mir geht´s wunderbar“, sagt Munz. Keine Probleme mit Blasen an den Füßen, kein Ermüdungsbruch, kein Krampf. Alles in allem ist er jetzt schon 125 Stunden unterwegs – es ist die 17. Tagesetappe. Munz macht sich bald wieder auf die Strecke.

Petra und Mike Stadtfeld versorgen die Teilnehmer. Das Ehepaar aus Essen im Ruhrgebiet hat Tische vor einem Wohnmobil aufgestellt. Für die Läufer gibt es nicht nur Getränke, sondern Obst, Nüsse, kleine Frikadellen und Salzgebäck. Die Stadtfelds haben viel Routine und ein Herz für Läufer: Seit dem Start helfen sie bei der Verpflegung.
Hier im Allgäu gefällt es ihnen gut, sagt Mike Stadtfeld. Die Landschaft sei so schön „und die Menschen so herzlich“, meint seine Frau.
Von 42 Läufern, die auf Sylt starteten, sind jetzt noch 21 im Rennen – darunter zwei Frauen. Der Etappenlauf gilt als einer der härtesten überhaupt, im Schnitt absolvieren die Sportler pro Tag knapp 70 Kilometer. Außer den Läufern, die alle 19 Etappen dabei sind, gibt es Sportler, die nur einen oder mehrere Tage mitmachen.
Und dann kommt "Roller-Peter" (77)
Michael Kiene, 48, kommt als zweiter Läufer an den Verpflegungsstand. „Alles ist Kopfsache“, sagt der erfahrene Extremsportler aus Northeim bei Göttingen. Er kennt die Momente, in denen man sich durchbeißen muss: „Irgendwann gehen die Schmerzen wieder weg und es geht weiter.“ Kiene glaubt, dass es den wenigsten um die Platzierung geht. Er zumindest habe sich von Anfang an gesagt: „Das Ziel ist die Zugspitze.“
Alles ist Kopfsache. Irgendwann gehen die Schmerzen wieder weg und es geht weiter.Extremläufer Michael Kiene
Wenn er durchhält, ist er in seiner Kategorie auf jeden Fall der Erste: Peter Bartel, 77, ist der Einzige, der den Deutschland-Lauf mit einem Tretroller absolviert. „Roller-Peter“ nennen den Berliner hier alle. Peter hat sein Leben lang Sport getrieben: Er ist viel gelaufen, hat hohe und höchste Berge bestiegen. Jetzt ist er auf den Roller umgestiegen. Ob diese Belastung nicht sehr einseitig ist? Nein, alle fünf bis sechs Tritte wechselt Bartel das Bein – mal das linke, dann das rechte.
Bisher ohne Blasen und offensichtlich ganz locker hat auch Mario Pelzel aus Nordhausen (Thüringen) den Extremlauf hinter sich gebracht. Der 52-Jährige hat aus dem Event einen Spendenlauf gemacht und sammelt Geld für ein soziales Projekt. In der Stadt am Rande des Harzes gibt es eine Kinderpsychiatrie und dort soll eine Kletterwand gebaut werden. Dem Förderverein („Schattenkinder Südharz“) fehlt aber noch Geld und Pelzel will ihm helfen.
Es dauert fast vier Stunden, bis die letzten Läufer die Verpflegungsstation passiert haben. Am Mittwoch starten die Extremsportler zum vorletzten Mal. Nach den 78 Kilometern von Memmingen nach Füssen sind die 62 Kilometer von Füssen nach Garmisch fast schon ein Regenerationsprogramm. Und dann hoffen natürlich alle auf gutes Wetter für den Gipfeltag.
