Mit einer feierlichen Eröffnung haben die 79. Bregenzer Festspiele am Mittwoch begonnen. In den kommenden Wochen erwartet das Publikum ein Programm mit fast 80 Aufführungen aus Oper, Konzert und Theater. Ein besonderes Highlight bleibt die Inszenierung von Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ auf der Seebühne – sie kehrt nach dem großen Erfolg des Vorjahres noch einmal zurück auf den Bodensee. Das Freilicht-Spektakel zieht jährlich ein Publikum von rund 250.000 bis 270.000 Besucherinnen und Besuchern an – Opernfans ebenso wie Neulinge. Für Erstbesucher hat der Veranstalter nun eine „Seebühnen-Knigge“ veröffentlicht. Darin räumt er auch mit Vorurteilen auf, von denen sich vielleicht einige Menschen haben abschrecken lassen.
„Eine Oper dauert ewig“
Natürlich, Oper kann manchmal zur Ausdauerprobe werden, vor allem bei Richard Wagner, dessen Werke locker vier bis fünf Stunden auf dem Kasten haben. Doch keine Sorge: Beim Spiel auf dem See geht’s deutlich knackiger zu. „Der Freischütz“ etwa bringt es auf angenehm publikumsfreundliche zwei Stunden.

„Da gehen doch nur Snobs hin“
Die Bregenzer Festspiele und ihr Spiel auf dem See stehen laut Veranstalter für die „Idee einer qualitätsvollen Oper für alle“. Entsprechend bunt gemischt ist das Publikum, das sich Jahr für Jahr am Bodensee versammelt – von Opern-Profis bis zu neugierigen Erstbesuchern. Die günstigsten Tickets für die Seebühne gibt’s schon ab 30 Euro.
„Bei Freiluft kann ich alles mitnehmen“
So offen die Festspiele auch sind – ein paar Dinge bleiben draußen. Auf der Seebühne herrscht strenges Selfie-Stick-Verbot. Auch wer mit Thermoskanne, Glasflasche oder gar dem Laptop zur Aufführung erscheint, muss diese Gegenstände draußen lassen. Erlaubt sind hingegen Plastikflaschen bis 0,5 Liter, kleine Taschen und Sitzkissen.
Aber: Koffer, Trolleys, Stockschirme, Kindersitze, Motorradhelme oder professionelle Kameras sind eindeutig zu groß fürs Rampenlicht. Und tierische Begleitungen gehören leider auch nicht zum Ensemble, außer es handelt sich um angemeldete Assistenzhunde mit Bescheinigung.
„Handyfotos stören doch nicht auf die große Distanz“
Auch wenn das Bühnenbild geradezu nach einem Instagram-Post schreit – während der Vorstellung heißt es: Handy aus, Augen auf. Fotos, Videos oder Tonaufnahmen sind streng verboten. Wer trotzdem ein paar Erinnerungsfotos möchte: Kein Problem. Die Tribüne öffnet bereits eine Stunde vor Beginn, da bleibt genug Zeit für Selfies, Panoramashots und „Ich war hier“-Beweisbilder.

„Die singen die ganze Zeit nur, da verstehe ich kein Wort und mir wird langweilig“
Bei „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber wird nicht nur gesungen, sondern auch gesprochen. Ganze 40 Prozent der Oper bestehen laut dem Veranstalter aus Dialogen. Und die sind modern gehalten. Damit auch bei den gesungenen Passagen niemand den Faden verliert, sorgen Übertitel auf Deutsch und Englisch auf zwei großen Leinwänden links und rechts der Bühne für Durchblick. Für alle, die noch tiefer eintauchen wollen: An Aufführungstagen gibt es Einführungsvorträge um 19 und 19.30 Uhr im Festspielhaus, mit spannendem Hintergrundwissen zu Werk, Handlung und Inszenierung.
„Ich klatsche bestimmt an den falschen Stellen und blamiere mich“
Früher war das mit dem Applaus fast schon eine Wissenschaft – bloß nicht zwischen den Akten klatschen. Heute sieht man das laut den Festspeielen deutlich entspannter: Solange niemand mitten in eine Arie hineinklatscht, ist alles im grünen Bereich. Wer unsicher ist, wann der richtige Moment gekommen ist, folgt einfach dem ältesten Opern-Tipp der Welt: abwarten, bis die anderen klatschen.
„Ohne Smoking oder Abendkleid bin ich bestimmt underdressed“
Von Abendrobe bis Flip-Flops sei bei den Seespielen schon alles dabei gewesen, so der Veranstalter. Wer sich aufbrezeln will, darf das natürlich gern tun. Aber einen Dresscode gibt es nicht. Nur eins sollte man nicht unterschätzen: die abendliche Seebrise. Auch im Hochsommer kann’s nach Sonnenuntergang frisch werden. Deshalb der Tipp: warme, wetterfeste Kleidung, und wer richtig clever ist, bringt eine leichte Decke mit.
„Trotz heißer Tage: festes Schuhwerk anstatt Flip-Flops beim Aufstieg auf die Bühne“
Die Bühnenführungen sind laut der Seespiele sehr beliebt. Besucher bekommen die Chance, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und sogar selbst einmal auf der Seebühne zu stehen. Doch ein Detail sorgt dabei immer wieder für kleine Dramen: die Schuhe. So verlockend das Sommerwetter auch ist – High Heels, Flip-Flops, Sandalen oder Ballerinas haben auf der Bühne leider keinen Auftritt. Offene Schuhe sind aus Sicherheitsgründen tabu. Also: geschlossene Schuhe einpacken, bevor’s zur Führung geht.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden