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Der Landkreis Lindau soll ein MVZ in Lindenberg unterstützen

Klinikkrise im Westallgäu

Stellt der Landkreis Mittel für die Gründung eines MVZ in Lindenberg bereit?

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    In Lindenberg könnte ein MVZ entstehen, vorerst in der geschlossenen Rotkreuzklinik. Der Landkreis Lindau könnte sich finanziell daran beteiligen.
    In Lindenberg könnte ein MVZ entstehen, vorerst in der geschlossenen Rotkreuzklinik. Der Landkreis Lindau könnte sich finanziell daran beteiligen. Foto: Mittermeier, Canva

    In die Diskussion um die Gründung eines medizinischen Versorgungszentrums in Lindenberg kommt Bewegung. Zumindest im Hinblick auf die Finanzierung. Lindenbergs Bürgermeister Eric Ballerstedt hat einen Antrag auf eine Unterstützung an den Landkreis gestellt. Landrat Elmar Stegmann selbst will dem Haushaltsausschuss des Kreistages in dieser Woche empfehlen, Mittel für die Anschubfinanzierung bereitzustellen. Der Kreis sehe sich dazu „moralisch in der Pflicht“, sagte Stegmann beim CSU-Neujahrsempfang am Samstagabend in Heimenkirch.

    Über ein MVZ in Lindenberg wird schon länger diskutiert. Dabei geht es um die Frage, welche Leistungen dort angeboten werden können und wie sich ein mögliches Defizit ausgleichen ließe. Nach den aktuellen Planungen soll das MVZ mindestens einen chirurgischen Sitz und einen Allgemeinarzt-Sitz haben. Über den Chirurgen sollen Röntgenleistungen möglich sein. Auch Arbeitsunfälle sollten in dem MVZ behandelt werden.

    Leistungsumfang soll erweitert werden

    Dessen Betrieb ist in der Regel mindestens kostendeckend. In Lindenberg ist allerdings an erweiterte Öffnungszeiten gedacht. Unter der Woche sollten Patientinnen und Patienten von 8 bis mindestens 18 Uhr behandelt werden, zusätzlich an Wochenenden und Feiertagen mindestens von 9 bis 14 Uhr. Für die Stadt wäre das angedachte MVZ ein „Einstieg“. Als Vision schwebt ihr ein Betrieb an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr vor. Auf dem Weg dorthin könnte, so Ballerstedt in seinem Antrag an den Kreis, der „Leistungsumfang Schritt für Schritt“ ausgeweitet werden.

    Allerdings würde schon der angedachte zeitlich erweiterte Betrieb zumindest anfangs ein Defizit verursachen. Ein Gutachten, das die Stadt mitfinanziert hat, geht im schlechtesten Fall von einem Minus in Höhe von 530.000 Euro aus.

    Die Frage ist, wer so ein Defizit übernimmt. Dafür bahnt sich eine Lösung an. So hat sich die Stadt Lindenberg bereit erklärt, 235.000 Euro zu übernehmen. Einen entsprechenden Beschluss hat der Stadtrat einstimmig gefasst. Geld wird nach Stand der Dinge wohl auch vom Landkreis kommen. Fraktionsübergreifend haben Kreisräte beantragt, bis zu einer Million Euro als Anschubfinanzierung zur Verfügung zu stellen.

    In eine ähnliche Richtung geht der Antrag des Lindenberger Bürgermeisters Eric Ballerstedt. Er verweist darin auf die eine Million Euro, die der Landkreis im vergangenen Jahr in seinem Haushalt eingeplant hatte, um die Notfallversorgung an der Rotkreuzklinik in Lindenberg sicherzustellen. Nach der Schließung der Klinik sind die Mittel nie geflossen. Nach dem Antrag Ballenstedts soll der Landkreis das erwartete Defizit „bis auf Weiteres“ übernehmen, dafür sollen 535.000 Euro in den Haushalt aufgenommen werden.

    Das begründet der Rathauschef auch. Ein neues MVZ mit den beschriebenen Öffnungszeiten wäre ein wichtiger Baustein für die Versorgung aller Kommunen im oberen Landkreis, heißt es in seinem Antrag. Auch Industrie und Gewerbe wiesen dringend darauf hin, dass eine Notfallversorgung mit kurzen Wegen essenziell bei der Versorgung bei Arbeitsunfällen sei. Zudem sei eine gute Gesundheitsversorgung ein wichtiger Faktor bei der Gewinnung von Arbeitskräften. „Auch hier ist eine Notfallversorgung ein wichtiges Kriterium“ (Ballerstedt).

    Landrat: Stadt und Landkreis füllen Lücken

    Offenbar ist auch Landrat Elmar Stegmann bereit, Geld des Kreises zur Verfügung zu stellen. Er werde dem Haushaltsausschuss empfehlen, „Mittel für eine Anschubfinanzierung eines MVZ bereitzustellen“, kündigte der Kreischef beim Neujahrsempfang der CSU an, ohne eine Summe zu nennen. Damit stütze der Landkreis die Stadt Lindenberg.

    Klar sei aber auch, dass der Landkreis und die Stadt „damit Lücken füllen, die die eigentlich für diese Aufgabe Verantwortlichen wie die Kassenärztliche Vereinigung und der Bund hinterlassen haben“, so Stegmann. Der Kreis sehe sich vor dem Hintergrund eines aus den Fugen geratenen Gesundheitssystems aber in der „moralischen Pflicht, tätig zu werden, um die Defizite einer nicht vorhandenen Krankenhausplanung und einer im Wandel befindlichen Struktur bei der medizinischen Versorgung zu überbrücken.“

    Wer ein MVZ in Lindenberg betreibt, ist indes noch unklar. Das wird laut Stegmann gerade unter den Beteiligten, der Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz, der Asklepiosklinik Lindau sowie der Oberschwabenklinik, ausgelotet.

    Konkretes tut sich im Hinblick auf einen zusätzlichen Rettungswagen. Er soll laut Stegmann im Frühsommer in Oberreute am Feuerwehrhaus stationiert werden - zunächst bis September 2026. Dadurch sollen sich die Rettungsfristen im Westallgäu, aber auch im benachbarten Oberstaufen verbessern.

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