Den Wettergott konnte selbst „Peter Pan“ nicht umstimmen. Und so musste auch das Nimmerlandmusical seine Premiere am Freitag in der Stadthalle feiern. Als Familienstück haben sich die Festspiele Wangen für diese Saison die Abenteuer um Peter und Wendy in einer Bühnenfassung von Jan Radermacher und Timo Riegelsberger entschieden. Die Geschichte aus der Feder des schottischen Autors James M. Barrie stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert, aber sie lebt bis heute in den unterschiedlichsten Facetten fort. Eine davon präsentiert nun Regisseur Daniel Witzke.
Die Augen der jungen Zuschauer leuchten. Denn die Erwartungen, was gleich geschieht, ist jedes Mal groß. So blickten sie gen Bühne auf eine grüne Kissenlandschaft vor graufarbigen Kulissenwänden (Bühnenbild Ingo Bracke). „Wir wollen noch nicht ins Bett. Muss das sein! Wir wollen noch spielen bis morgen früh“, rufen die Kinder John, Michael und Wendy ihren Eltern Mrs. und Mr. Darling zu.
Festspiele Wangen: Peter Pan fliegt mit den Kindern zur Insel
Die kennen aber kein Erbarmen und so geht es ab in die Federn. Nur öffnet sich in der Nacht eines der Fenster und herein schlüpft Peter Pan (Anna Prestel, Violetta Mai). Sein Schatten sei ihm abgerissen, wütet er so lange, bis ihm Wendy diesen wieder annäht.

Dass Witzke, Jahrgang 1971 aus Duisburg, selbst Schauspieler und Musicaldarsteller ist, bringt einige Vorteile mit sich. Das beweist Prestel an der Premiere in der Rolle des Pan gleich zu Beginn, wenn sie ihren Schatten besingt. Später vor allem mit dem Titelsong „Nimmerland“ („Neverland“), während Pan zusammen mit den Kindern in Richtung der sagenumwobenen Insel fliegt.
Hier begegnen dem Publikum Leo Raphael-Steiner, Florian Schmidt-Gahlen, Chris Urwyler, Dennis Wilkesmann und Benjamin Plautz in temporeichen Rollenwechseln, bei denen Leist-Keller ausstattungstechnisch aus dem Vollen schöpft. Vor allem Urwyler, anfangs als mürrischer Vater Mr. Darling, entpuppt sich als überaus schlitzohriger, witzig-skurriler James Hook. Stets auf der Jagd nach Pan, der seiner eisernen Hakenhand jedes Mal entwischt.
Hooks Hand ist während eines Kampfes mit Pan im Schlund eines Krokodils verschwunden – mitsamt Uhr, die weitertickt. Welch Ungemach für Hook, der Gift und Galle spuckend auf Rache sinnt. In dichtem Gefolge protokolliert sein Adjutant Sweeney (Dennis Wilkesmann) jede seiner Machenschaften und konterkariert sie im selben Moment. Das bringt einigen Spaß in dieses heitere Treiben.
Festspiele Wangen: Viel Zwischenapplaus für Baladen
Kleinheinrich als Wendy brilliert in stimmlich ausgefeilten und emotional getragenen Gesangspartien. Viel Zwischenapplaus erhalten ihre Balladen und deren Lyrics, in denen sie sich fast wie im Traum fühlt. Gefährlich nahe kommt sie zwei Wassernixen, in deren knallengen Kostüme sich Plautz und Schmidt-Gahlen quetschen und damit für einigen Humor sorgen.
Währenddessen nimmt Hook Anlauf zur nächsten Attacke auf den „eingebildeten Rotzlöffel“, nur geht auch die daneben. Witzkes Inszenierung behält den roten Faden, auch wenn Unwissende Szenen wie die mit dem Krokodil nach der Pause nicht auf Anhieb verstehen mögen. Ihm gelingt ein lustvolles Treiben bis hin zum Zweikampf zwischen Hook und Pan, der ihm dringend zu wundervollen Gedanken rät. Was aber nicht mehr hilft.
Weitere Freilichtaufführungen des Familienstücks „Peter Pan“ von James M. Barrie gibt es im Zunftwinkel bis zum 24. August, jeweils donnerstags, freitags und samstags um 15 Uhr, sonntags um 11 Uhr. Bei Schlechtwetter in der Stadthalle, Jahnstraße 21. Der Vorverkauf ist im Gästeamt Wangen, Telefon 07522/74211 oder per Mail an tourist@wangen.de.
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