Seit Monaten hat der Weißensberger Weiher kein Wasser. Eigentlich muss er längst wieder geflutet werden, denn die Kröten und Frösche wollen laichen. Aber das verhindert eine Granate.
Der Weißensberger Weiher gehört Karin Neuhoff. Geerbt hat sie ihn von ihren Großeltern. Auf ihrem Smartphone hat sie viele Fotos von dem Weiher, sie kennt viele Geschichten dazu. „Er bedeutet mir viel“, sagt die Weißensbergerin.
Weiher in Weißensberg: Pflege ist viel Arbeit
Er bedeutet aber auch Arbeit. Denn damit der Weiher so bleibt, wie er ist, muss er gepflegt werden. „Wir investieren Arbeit, Zeit und Geld“, sagt Karin Neuhoff. Der Weiher mitten in Weißensberg wird teilbewirtschaftet. Das bedeutet: Karpfen werden über eine bestimmte Zeit gezüchtet und dann abgefischt. Dafür wird das Wasser aus dem Teich gelassen und die Fische werden in einem Auffangbecken gesammelt. Früher wurde das noch häufiger und intensiver gemacht, seit den 1970er Jahren aber seltener.
Wasser im Weißensberger Weiher in den vergangenen Jahren nicht abgelassen
Heute pachten Vereine den Weiher und Karin Neuhoff unterstützt sie. Die Vereine kümmern sich normalerweise auch um das Ablassen. In den vergangenen acht Jahren ist das aus unterschiedlichen Gründen aber nicht passiert. Auch wegen der Corona-Pandemie, erzählt die Weißensbergerin.
Warum man einen Weiher trocken legen muss
Dass ein Weiher immer mal wieder trocken liegt, ist wichtig. Denn mit der Zeit bildet sich jede Menge Schlamm. „Ist zu viel im Weiher, fehlen die Nährstoffe“, erklärt die Eigentümerin. Im schlimmsten Fall verlandet das Gewässer. Für Vögel und Amphibien wäre das fatal. Sie brüten, laichen und rasten im und um das Gewässer.
Im Oktober 2023 war es also höchste Zeit. Familie Neuhoff ließ das Wasser aus dem Weiher ab. Im Februar dieses Jahres meldete sich die Untere Naturschutzbehörde bei Karin Neuhoff. Weil Erdkröten und Grasfrösche schon früher wandern, bat die Behörde darum, den Weiher zumindest teilweise anzustauen.
Im Februar findet Besitzerin Karin Neuhoff eine Granate im Weißensberger Weiher
Lange konnte das Wasser aber nicht im Weiher bleiben. Denn kurze Zeit später passierte etwas Unvorhersehbares: Karin Neuhoff war Mitte Februar zum Müllsammeln am Weiher unterwegs, als sie zwischen Laub, Stöckchen und Schlamm eine Granate entdeckte. „Wir dachten, wir sehen nicht recht“, sagt die Weißensbergerin.

Den Fund meldete sie der Polizei. Einen Tag später rückte der Kampfmittelbeseitigungsdienst an. Die Einsatzkräfte sammelten die Granate auf, entschärften und vernichteten sie später.
Granate der Deutschen Wehrmacht im Westallgäu gefunden
Das bestätigt die stellvertretende Pressesprecherin des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren, für Sport und Integration, Jasmin Sikler. Dass Granaten oder Bomben in Weihern auftauchen, ist keine Seltenheit. Mit dem Ende des Krieges hätten Angehörige der Wehrmacht häufig Munition versenkt oder vergraben, schreibt Sikler. Im Fall des Weißensberger Weihers hat es sich damit nicht erledigt. „Wir sind in der Pflicht, die Stelle von Fachfirmen absuchen zu lassen“, sagt die Eigentümerin. Schließlich könnten im Weiher noch weitere Kampfmittel liegen.
Ein Problem für die Tiere: der Weißensberger Weiher ist trocken
Dafür musste der angestaute Weiher wieder geleert werden. Ein Problem für die Tiere: Denn normalerweise legen Erdkröten und Grasfrösche jetzt ihre Eier im Weiher ab. Sie haben ihre Wanderung aus den Winterquartieren zu den Laichgewässern bereits begonnen, schreibt Sibylle Ehreiser, Pressesprecherin des Landratsamts, zu dem die Untere Naturschutzbehörde gehört.
Damit die Kröten sicher zum Laichen kommen, tragen Helfer des Bund Naturschutz sie jedes Frühjahr über die Bundesstraße. „In diesem Jahr stellen wir uns die Frage, wo wir die Kröten jetzt hinbringen“, sagt Isolde Miller, Gebietsbetreuerin beim BN. Nicht weit vom Weiher, in Eggenwatt, gibt es noch andere Gewässer. Aber: „In einen Fischteich kann kein Grasfroschlaich. Die werden gefressen.“
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Kröten können 2024 nicht im Weiher ablaichen
Aktuell suchen der BN und die Untere Naturschutzbehörde nach Lösungen. „Es ist eine vertrackte Situation“, sagt Isolde Miller. Klar sei aber, dass manche Tiere in diesem Jahr nicht ablaichen können. Die Zeit drängt auch wegen der Haubentaucher und Blässhühner, die anfangen zu brüten.
Karin Neuhoff versteht das Problem. „Der Spagat zwischen der Teilbewirtschaftung und dem Naturschutz ist von den Anforderungen beider Seiten groß“, sagt die Eigentümerin. Sie versuche immer, beides unter einen Hut zu bringen. Doch ihr sind die Hände gebunden. Firmen, die sich auf das Absuchen von Kampfmitteln spezialisiert haben, seien rar und einen Termin zu bekommen sei nicht einfach. „Das ist wie mit Handwerkern.“
Besitzerin Karin Neuhoff erwartet Kostenvoranschlag von Münchener Firma
Mittlerweile hat Karin Neuhoff eine passende Firma aus München gefunden, noch wartet sie auf den Kostenvoranschlag. Günstig wird es sicher nicht, das weiß sie jetzt schon. „Ich muss das aus eigener Tasche zahlen“, sagt sie. Wird tatsächlich noch eine Granate gefunden, übernehme zumindest das Bergen der Freistaat.
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