Landfrauen sind modern und aktiv. Kein Wunder also, dass gut 150 Bäuerinnen und Bauern aus dem ganzen Landkreis Lindau zum Landfrauentag nach Gestratz gekommen waren. Hatte doch Kreisbäuerin Sonja Müller den IT-Spezialisten Georg Hutter eingeladen, der unter dem Motto „KI im Alltag – wenn Landfrauen auf KI treffen“ erklärte, wie Künstliche Intelligenz bereits Einzug in den Alltag der Landfrauen gehalten hat. Von Sprachassistenten bis hin zu Chatbots.
Landfrauen sind Heimatgestalterinnen, Mütter, Verantwortungsträgerinnen, Großmütter, Betriebsleiterinnen, politisch aktiv und sozial engagiert. Rollen und Aufgaben, die den Tag ausfüllen. Von daher kann etwas Erleichterung durchaus nicht schaden. Diese Aufgabe kann die Künstliche Intelligenz (KI) übernehmen.
KI zeichnet kitschiges Bild von der Landwirtschaf
Wenn die Landfrauen aus dem Landkreis Lindau auf Künstliche Intelligenz treffen, dann sieht das nach der Vorstellung der KI ziemlich kitschig aus: Eine schlanke, blonde, junge Frau im Dirndl strahlt vor alpenländischer Bilderbuchkulisse und glücklichen Kühen aus dem Bild. Hinter ihr steht ihre freundlich blickende Roboter-Assistentin. „Man sieht, künstliche Intelligenz schafft einiges, aber es ist noch Luft nach oben“, sagt Hutter, nachdem er volle Argenhalle mit seinem von KI erstellten Titelbild zum Lachen gebracht hatte.
In seinem Vortrag demonstriert der IT-Spezialist, wie KI bereits im Alltag Anwendung findet. Oft unbewusst. Etwa durch Sprachassistenten wie Alexa oder Siri, die je nach Befehl das Licht aus- und das Radio anzumachen.
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Auch Smartphones nutzen KI. Etwa bei der Gesichtserkennung zum Entsperren oder der Spracherkennung zum Diktieren von Nachrichten oder Mails. Hutter zeigte live, wie er eine E-Mail diktierte. Zwar musste er ein paar Rechtschreibfehler händisch ausbessern, „aber wenn ich das getippt hätte, wären noch mehr Fehler drin“. Hutter betonte aber auch: „Künstliche Intelligenz und natürliche Intelligenz gehören zusammen und ergänzen sich“.
Abgesehen davon, dass Navigationssysteme, Übersetzungsprogramme, Soziale Medien, Suchmaschinen und sogar Banken und Steuerberater mit KI arbeiten, kommen in Haus und Hof längst schon KI-gesteuerte Geräte wie Saug- und Mähroboter zum Einsatz.
Besonders beeindruckte Hutter das Publikum mit Beispielen des kostenlosen und für jedermann herunterladbaren Chatbots ChatGPT, der in kürzester Zeit einen Beschwerdebrief in verschiedenen Tonlagen verfasste. „Für so einen Brief brauchen Sie normalerweise mindestens eine Stunde“, sagte er. Das Programm brauchte dafür keine zwei Minuten.
Weiterer Vorteil sei, so Hutter, dass die KI dabei helfe bei Konflikten freundlich und neutral zu bleiben. Einsetzbar etwa, bei der Antwort auf negative Rezensionen von Feriengästen.
IT-Experte warnt vor Risiken der Künstlichen Intelligenz
Wer für diese Art der Kommunikation Verwendung hat, kann sich mithilfe der KI auch einen Avatar erschaffen, also einen digitalen Doppelgänger. Wie Hutter auf der Leinwand zeigte, stimmten sogar dessen Körperbewegungen mit seinen überein, ebenso die Mundbewegungen, selbst wenn der in breitem oberbayrischen Dialekt sprechende Hutter seinen Avatar eine Rede „die ich nie geschrieben habe“, auf Hochdeutsch, Arabisch oder Finnisch halten ließ. „Das ist praktisch, wenn ich meinen Feriengästen Weihnachtsgrüße schicken will.“
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Doch Hutter warnte auch vor den Risiken der KI-Nutzung. Insbesondere wenn es um persönliche Daten geht, aber auch bei Standortfreigaben. „Es gibt viele Bereiche wo es mit der KI besser geht, aber ein bisschen natürliche Intelligenz braucht es schon auch“, sagte Hutter und verabschiedete sich mit einem von der KI verfassten Gedicht, das mit den Worten endete: „So klingt unser Dank in beschwingtem Ton/An die Landfrauen Lindau – ihr seid Tradition“.
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