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Lernmethoden für Studium, Schule, Alltag: Gedächtnistrainer Fabian Saal gibt Tipps

Besser lernen

Lernen wie Sherlock Holmes? Gedächtnistrainer gibt Lerntipps für Schule, Studium und Alltag

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    Mit den Lerntechniken, die Fabian Saal anwendet, soll man sich Begriffe viel besser und schneller einprägen können.
    Mit den Lerntechniken, die Fabian Saal anwendet, soll man sich Begriffe viel besser und schneller einprägen können. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbol)

    Fabian Saal ist Arzt, Molekularbiologe, Gedächtnistrainer und zweifacher Weltrekordhalter. Weil er vor dem Abitur keine Lust auf langes, aufwendiges Lernen hatte, ist er auf verschiedene Lernmethoden gestoßen. Ihnen habe er es zu verdanken, dass er es so weit geschafft hat, erzählt der 39-Jährige aus Stiefenhofen. Und er ist fest davon überzeugt: „Jeder kann ein gutes Gedächtnis haben“. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt er verschiedene Lerntechniken, die er anwendet.

    Diese Lernmethoden helfen bei Studium, in der Schule und im Alltag

    Die Schlüsselwortmethode: „Das ist eher eine simplere Methode“, sagt Saal. Dabei gehe es darum, zwei Lerninhalte, zum Beispiel Fachbegriffe oder Vokabeln durch ein bestimmtes Bild in Verbindung zu bringen. Als Beispiel nennt er „abeja“, das spanische Wort für Biene. Ausgesprochen klingt es wie das deutsche Wort „Becher“. „Und jetzt nimmt man dieses Schlüsselwort (Becher) und verbindet es mit der eigentlichen Bedeutung (Biene)“, sagt Saal.

    „Jeder kann ein gutes Gedächtnis haben.“

    Fabian Saal, Gedächtnistrainer aus Stiefenhofen

    Ein Beispielszenario: Man trinkt aus einem Becher und übersieht eine Biene, die einem in die Lippe sticht und sie schwillt an. „Je verrückter, je skurriler, je brutaler, je lustiger“, desto besser könne man sich die Vokabel oder den Fachbegriff einprägen, erklärt Fabian Saal. Die Biene könnte also 10 Zentimeter groß sein oder die Lippe bis zum Kinn anschwellen. Wichtig ist auch das Szenario sehr deutlich zu visualisieren, sich also die dabei wichtigen Gefühle oder Wahrnehmungen – in diesem Fall Schmerz – wirklich vorstellen.

    Fabian Saal über visuelles Lernen: „Je skurriler, desto besser“

    Die Geschichtenmethode: Ähnlich wie bei der Schlüsselwortmethode geht es auch hier darum, sich Inhalte bildlich vorzustellen. Der Unterschied: Statt einzelne Begriffe zu verknüpfen, reiht man mehrere Bilder aneinander – wie eine kleine Geschichte. Besonders gut eignet sich diese Methode für Zahlenreihen, da Zahlen oft sehr abstrakt wirken können, erklärt Fabian Saal.

    Der Trick: Man überlegt sich für jede Zahl ein Bild, das an ihre Form erinnert. Die 0 könnte ein Ei sein, die 1 ein Gewehr, weil sie wie ein Strich aussieht, die 2 ein Schwan mit geschwungenem Hals, und so weiter. „Welche Bilder man verwendet, hängt ganz davon ab, was man selbst mit den Zahlen assoziiert“, erklärt Saal.

    Ein Beispiel: Fabian will sich die PIN 1578 merken. Damit sie in seinem Kopf bleibt, denkt er sich eine kleine Szene aus – am besten an dem Ort, wo er den Code braucht, etwa am Geldautomaten: 1 – Eine Person mit einem Gewehr taucht auf und bedroht ihn. 5 – Er reißt erschrocken die Hände (mit fünf Fingern) in die Luft. 7 – Plötzlich kommen die sieben Zwerge und retten ihn. 8 – Gemeinsam fliehen sie auf einer wilden Achterbahn. Je ungewöhnlicher und bildhafter die Geschichte, desto besser bleibt sie im Gedächtnis.

    Mit Gedächtnispalästen lassen sich mehr als 100 Ziffern merken

    Die Loci-Methode oder „Gedächtnispaläste“: Das ist die Hauptmethode, die Saal anwendet um sich Sachen zu merken. „Bekannt is sie vielleicht einigen aus der Serie Sherlock“, vermutet er. Sie kombiniert bildliche Vorstellungen mit einem vertrauten Raum. Man verknüpft die zu merkenden Inhalte mit festen Orten oder Gegenständen innerhalb eines bekannten Umfelds – etwa der eigenen Wohnung oder dem Arbeitsplatz.
    „Je besser man den Raum kennt, desto leichter“, sagt Saal. Jeder Begriff, jede Zahl bekommt dabei einen festen Platz. Ein Beispiel: Auf Fabians Einkaufsliste stehen Tomaten, Mehl, drei Orangen und Eier. Der Raum, den er nutzt, ist ein Büro – mit Tür, Steckdose, Whiteboard und einem Stuhl als markante Punkte.

    Jetzt beginnt er seine Geschichte: Er betritt das Büro – und wird direkt von einem Schwall Tomaten überrollt. Aus der Steckdose schießt plötzlich Mehl. Vor der Tafel werden drei Orangen von einem Dreizack aufgespießt. Schließlich setzt er sich auf den Stuhl – und zerquetschst ein paar Eier. Auch hier gilt: je skurriler und visueller man sich die Geschichte vorstellt, desto besser kann man sie sich einprägen.

    Fabian Saal hilft mit seinem Start-Up Medizinstudenten

    Den gleichen Raum für das gleiche Thema zu verwenden könnte für Verwirrung sorgen, sagt Fabian Saal. Er habe zum Beispiel schon von Studenten gehört, dass sie extra Räume im Simulationsspiel „Sims“ gebaut haben und sich eingeprägt haben, um mehr Raum für Gedächtnispaläste zu schaffen.

    Natürlich brauchen auch diese Lerntechniken eine gewisse Vorbereitungszeit und regelmäßiges Training. Doch mit genügend Übung ist Fabian Saal überzeugt davon, dass sich jeder Mensch problemlos bis zu 100 Ziffern merken kann – und das auch nachhaltig.

    Um Studenten bei solchen Methoden zu helfen, hat Fabian Saal sein eigenes Start-Up gegründet, das er zusammen mit seiner Frau betreibt. Außerdem bietet er einen Gedächtniskurs an, um Menschen auch im Alltag mit der Vergesslichkeit zu helfen.

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