Neonfarben, nackte Haut und wummernde Beats – das ist Techno. Das ist die Welt des Dr. Motte. Seit mehr als 30 Jahren steht der Berliner DJ an den Plattentellern und träumt von einer besseren Welt. Wie im Sommer 1989, als er die erste Loveparade ins Leben rief. 150 Menschen tanzten auf dem Berliner Kurfürstendamm.
Die Loveparade machte Dr. Motte zum Star, nun kehrt er mit neuem Umzug in Berlin zurück
Zehn Jahre später kamen eineinhalb Millionen Techno-Fans in die Hauptstadt und machten Dr. Motte zum Star. Mit einem neuen Umzug kehrt er nun nach Berlin zurück. Rund 25.000 Gäste werden zum „Rave The Planet“ an diesem Samstag erwartet. Vermutlich ist es Zufall, dass die Parade auch Geburtstagsparty ist – Dr. Motte wird 62 Jahre alt. Einen Grund zum Feiern braucht der Techno-Guru nicht. Wilde Feste sind sein Leben.
Zwischen den schrillen Outfits der Raver wirkt er selbst beinahe bieder: schwarze Hornbrille, Dreitagebart, den Kurzhaarschnitt unter einer Basecap versteckt. Auffällig nur sein Spitzname Dr. Motte. Der wurde ihm verliehen, als er als Punk um die Häuser zog.
Doch aus der Masse stach der Mann, der eigentlich Matthias Roeingh heißt, immer etwas hervor. Er schmiss die Schule und machte eine Ausbildung zum Betonbauer, machte als DJ in Berlin von sich reden und avancierte zum Vorreiter der Technoszene – samt eigenem Club und Label. Er veröffentlichte mehrere Alben. Seine größte Erfindung aber war die Loveparade. Der erste Umzug fand unter dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“ statt.
Dr. Motte will Techno und Clubszene zum Weltkulturerbe machen
Davon war zehn Jahre später nichts mehr zu spüren. Zu viel Lärm, Müll und Kommerz. Das wurde selbst dem Gründer zu bunt. Er stieg aus und die Parade zog mit neuem Veranstalter ins Ruhrgebiet. Dort endete sie 2010 in einer Katastrophe, als 21 Menschen im Gedränge in Duisburg starben. Dr. Motte sagte später, ihn plagten Schuldgefühle, weil er kein Veto gegen den Verkauf des Namens eingelegt hatte.
Er selbst musste sich aus anderen Gründen rechtfertigen. Ihm wurden Antisemitismus und Homophobie vorgeworfen. Seine Arbeit wurde hingegen immer geschätzt. Er erhielt mehrere Preise, hält Vorträge über Jugendkultur und setzt sich für den Erhalt der Clubkultur ein. Dr. Motte, der mit seiner Managerin Ellen Dosch verheiratet ist, will Techno gar zum Weltkulturerbe machen. Aber erst mal wird geravt oder, wie Dr. Motte in einem Interview neulich sagte: „Wir wollen die Musik, die Harmonie, die Liebe fühlen. Wir wollen für eine bessere Welt tanzen.“