New Orleans unter Wasser: Hurrikan Katrina richtete große Schäden an und ist nur ein Beispiel für Wetterextreme.
Bild: dpa
New Orleans unter Wasser: Hurrikan Katrina richtete große Schäden an und ist nur ein Beispiel für Wetterextreme.
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Gespräche über das Wetter gelten als banal. Allerdings kann sich das schnell ändern, wenn das Wetter extreme Züge annimmt. Denn Wetterereignisse wie Überflutungen, Hitzewellen, Stürme oder Dürren können verheerende Folgen annehmen. Die Wissenschaft beschäftigt sich zunehmend mit Ursachen, Folgen und Auswirkungen von Wetterextremen. Denn sie sind ein Anzeichen des weltweiten Klimawandels. Auch wenn es derartige Ereignisse seit jeher gegeben hat, sind sich Forscher einig, dass sich Maßstäbe in der Häufigkeit, Stärke und Zerstörung in Zukunft verschieben werden.
Laut Einschätzungen des Weltklimarats (IPCC) gibt es keine einheitliche Definition von Wetterextremen. Man kann allerdings zwei Aspekte unterscheiden, nach denen sich extremes Wetter definieren lässt:
Der erste Aspekt bezieht sich auf die Häufigkeit eines Wetterereignisses. Dieses kann zum Beispiel dann als "extrem" bezeichnet werden, wenn es zum Beispiel nur ein Mal in hundert Jahren passiert oder die Wahrscheinlichkeit, dass es eintritt, nur sehr gering ist.
Die zweite Definition richtet sich nach der Ausprägung des Wetters. Auf der Informationsplattform Warnsignal Klima der Universität Hamburg informieren Forscher aus der ganzen Welt über Auswirkungen und Hintergründe des Klimawandels - und auch über Wetterextreme. Diese definieren die Wissenschaftler als "Bestandteile des 'normalen' Wetters mit besonders starken Abweichungen vom Durchschnitt".
Statistisch betrachtet sind Extremwerte in der Verteilung von Größen wie Temperatur, Niederschlag und Wind definitionsgemäß sehr seltene Ereignisse. Wenn die Werte für das Wetter - wie die Regenmenge - also besonders hoch oder niedrig sind, sprechen die Wissenschaftler von Wetterextremen.
Ein Wetterereignis kann außerdem als extrem eingestuft werden, wenn es besonders hohe Schäden anrichten kann: Dies kann zum Beispiel Menschenleben, unsere Infrastruktur und Wirtschaft oder Ökosysteme treffen.
Demnach zählen zu Wetterextremen:
In der Forschung ist man sich grundsätzlich einig, dass die in der jüngsten Vergangenheit aufgetretenen Extreme vom Klimawandel beeinflusst sind. Eine wichtige Rolle hat dabei der Jetstream in der Polarregion: Dieser Windstrom transportiert Luftmassen über den Globus, sodass schnell ein Austausch zwischen Hoch- und Tiefdruckgebieten erfolgen kann. Durch die Erwärmung an den Polen wird der Jetstream allerdings schwächer. Die Folge: Wetterphasen wie Trockenheit oder Niederschläge verweilen länger an einem Ort. Hitzewellen und Dürren oder Starkregen und Fluten entstehen dadurch etwa.
Aber auch andere Folgen des Klimawandels können zu extremeren Wetterereignissen führen: Hohe Temperaturen etwa erhöhen die Verdunstung von Wasser aus Böden, Pflanzen oder Gewässern. Das kann die Häufigkeit und Intensität von Dürren beeinflussen.
Die Folgen des Klimawandels zeigen sich auch in extremen Wettereignissen in Deutschland. Dazu zählen Flutkatastrophen, verheerende Stürme an der Nordsee-Küste, Hitzesommer und extreme Winter. Sie führten zu großen Schäden, kosteten oft Menschenleben und sind so in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Beispiele für vergangene Wetterextreme aus der jüngeren Geschichte sind:
Weltweit führen unterschiedliche Extremwetter zu verheerenden Katastrophen. Dazu zählen etwa:
Eine chronologische Auflistung der Wetterextreme der bergangenen zehn Jahre führt das Umweltbundesamt. Dabei folgt auf eine Zusammenfassung der durchschnittlichen Werte eines Jahres extreme Wetterereignisse, Rekorde oder andere Besonderheiten.
Laut dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) legt extremes Wetter die Verkehrsnetze lahm, sorgt für Stromausfälle und unterbricht die Energie- und Wasserversorgung. "Die Bevölkerung wird von lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen abgeschnitten – von Lebensmitteln bis hin zur medizinischen Versorgung. Im schlimmsten Fall kosten Wetter-Extreme sogar Menschenleben", schreibt das BBK.
Eine weltweite Folge von Wetterextremen sind Hungersnöte: Der Global Report on Food Crises des Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen gibt an, dass sich im Jahr 2021 etwa 23,5 Millionen Menschen in 8 Ländern aufgrund von Klimaereignissen nicht mehr ausreichend ernähren konnten. Die Welthungerhilfe erklärt, dass Hitzewellen, starke Regenfälle, Dürren und Überschwemmungen einerseits die Nahrungsmittelproduktion behindern, andererseits auch den Zugang für Nahrung in vielen Ländern unmöglich machen.
Hitzewellen lassen Felder austrocknen und Nutztiere verdürsten. Fluten zerstören Transportwege und Lagerstätten. Dadurch steigende Lebensmittelpreise machen Nahrungsmittel für arme Länder unzahlbar. In vielen äquatornahen Regionen sind laut dem Helmholtz-Zentrum für UmweltforschungLeipzig (UFZ) die Erträge etwa von Mais und Weizen gesunken. In Afrika schadet der Klimawandel bereits der Viehzucht.
Häufigere und intensivere extreme Hitzeereignisse können laut Greenpeace auch zu einer Zunahme von Krankheiten und Todesfällen führen, insbesondere bei gefährdeten Bevölkerungsgruppen.
Hinzu kommen wirtschaftliche Schäden. Reiche Länder können anscheinend die Kosten von Wetterextremen bis jetzt noch verkraften. Armere Länder können sich oft erst nach Jahrzehnten erholen, wenn sie denn nicht erneut durch eine Naturgewalt heimgesucht werden.
Infolge von Hungersnöten, Verlust von Hab und Gut sowie schlechter gesundheitlicher Versorgung kommt es zu Migration: Bereits 24 Millionen Menschen sind laut dem globalen Bericht über Vertreibung pro Jahr auf der Flucht vor Umweltkatastrophen.
Kurz gesagt: ja. Das Umweltbundesamt hebt hervor, dass die globalen Durchschnittstemperaturen in den letzten Jahrzehnten immer schneller steigen: "Ein Beispiel: Die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen wurden im 21. Jahrhundert gemessen."
Infolge dessen wurden auch extreme Wetterereignisse wie Starkniederschläge und Hitzewellen häufiger. Die Helmholtz-Klima-Initiative, ein Zusammenschluss aus Forschungszentren, erklärt: "Die bereits beobachtete Erwärmung hat in den meisten Gebieten an Land bereits zu einer erhöhten Häufigkeit, Intensität und Dauer von Hitzewellen geführt. In manchen Gegenden sind auch Dürren häufiger und heftiger geworden, etwa im Mittelmeerraum, in Westasien, vielen Teilen Südamerikas sowie eines Großteils Afrikas und Nordostasiens."
Auch lokaler Starkregen wurde häufiger, wie ein IPCC-Sonderbericht zeigt. In Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten das Risiko von Hochwasser bei Flüssen zugenommen, Tropenstürme wie Hurrikans und Taifune werden zwar nicht häufiger, dafür aber zerstörerischer.
Auch die Forscher von Warnsignal Klima schreiben: "Wetter- und Witterungsextreme, wie sie in der Vergangenheit eher selten auftraten, könnten spätestens ab 2050 zur Normalität gehören." Demnach werden Wetterextreme wie länger anhaltende Dürren mit Waldbränden, Überschwemmungen und Hitzewelle sowie Missernten und Hungerperioden weiter zunehmen.