Bahn kritisiert Streik als "irrsinnig"

Streik ab Sonntag: Bahn stellt Fernverkehr komplett ein

Bahnstreik angekündigt: Die EVG ruft 50 Stunden lang zum Streik auf.

Bahnstreik angekündigt: Die EVG ruft 50 Stunden lang zum Streik auf.

Bild: Matthias Kleber (Archiv)

Bahnstreik angekündigt: Die EVG ruft 50 Stunden lang zum Streik auf.

Bild: Matthias Kleber (Archiv)

Pendler und Reisende im Allgäu müssen sich auf massive Einschränkungen bei der Bahn einstellen. ICE und IC-Züge werden für 50 Stunden komplett gestrichen.
11.05.2023 | Stand: 14:18 Uhr

Mit einem 50-stündigen Warnstreik will die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) den Bahnverkehr ab Sonntagabend weitgehend lahmlegen. Von 22.00 Uhr bis Dienstagnacht um 24.00 Uhr soll im Fern-, Regional- und Güterverkehr auf der Schiene nichts mehr gehen, wie die EVG am Donnerstag mitteilte.

Mit dem bundesweiten Warnstreik will die Gewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeberseite im laufenden Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn und 50 weiteren Bahnbetrieben erhöhen.

Bahnstreik ab Sonntag (14. Mai) in Deutschland: Bahn befürchtet "massive Auswirkungen"

Unterdessen kündigt die Bahn besondere Kulanzregeln für betroffene Fahrgäste an. So sollen alle Fahrgäste, die ihre für den 14. bis 16. Mai geplante Reise aufgrund des Streiks der EVG verschieben möchten, ihr bis einschließlich 11. Mai gebuchtes Ticket für den Fernverkehr bis einschließlich Sonntagabend flexibel nutzen können. Sitzplatzreservierungen können laut Bahn kostenfrei storniert werden.

Bekannt ist inzwischen: die Bahn stellt zwischen Sonntagabend um 22.00 Uhr und Dienstagabend um 24.00 Uhr den Fernverkehr komplett ein. Es blieben sämtliche ICE- und IC-Züge in den Depots, teilte die Bahn am Donnerstag der Deutschen Presseagentur mit.

"Dieser irrsinnige Streik ist völlig grundlos und restlos überzogen. Denn eine Lösung ist möglich. Statt Kompromisse zu suchen, will die EVG unglaubliche 50 Stunden das Land lahmlegen", wird Bahn-Personalvorstand Martin Seiler in einer Mitteilung zitiert. So sei die Bahn noch am Dienstag "einen Schritt auf die EVG zugegangen."

Nun geht die Bahn von "massiven Auswirkungen" ab Sonntag aus - nicht nur im Personenverkehr. Sechs von zehn europäischen Frachtkorridoren führten über das deutsche Schienennetz, so die Bahn - auch hier seien Verspätungen die Folge.

EVG-Bahnstreik angekündigt: Auch das Allgäu betroffen

"Da sich an den Verhandlungstischen nur wenig bewegt, wird jetzt noch einmal gestreikt", teilte dagegen EVG-Tarifvorständin Cosima Ingenschay am Donnerstag mit. "Insgesamt streiken wir 50 Stunden und erhöhen damit den Druck deutlich, weil uns die Arbeitgeber keine andere Wahl lassen", hieß es von Verhandlungsführer Kristian Loroch. Anders als bei den ETV-Streiks werden auch Allgäuerinnen und Allgäuer vom Bahnstreik im Mai betroffen sein. Bei vergangenen Streiks der EVG hatte die Bahn sogar entschieden, den Fernverkehr in Deutschland komplett einzustellen.

Die Tarifverhandlungen im Bahnsektor laufen seit Ende Februar. Es ist der dritte bundesweite Warnstreik, zu dem die EVG seither aufruft. Im März legte sie gemeinsam mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi große Teile des öffentlichen Verkehrs inklusive der meisten Flughäfen für einen Tag lahm. Der zweite Ausstand beschränkte sich im April auf einen Zeitraum von acht Stunden, sorgte aber ebenfalls für viele Ausfälle vor allem im Fernverkehr. Auf den Autobahnen blieben befürchtete zusätzliche Staus jedoch aus. Auch im Allgäu hatte der letzte große Bahnstreik deutliche Auswirkungen gezeigt.

Die Gewerkschaft will bei den Verhandlungen mindestens 650 Euro mehr im Monat für die Beschäftigten herausholen oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Deutsche Bahn will sich hingegen am Abschluss des öffentlichen Dienstes orientieren, der Ende April erzielt wurde.

Bahnstreik auch im Allgäu ab Sonntag: alle Infos

Daran angelehnt hat der bundeseigene Konzern zunächst einen steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleich in mehreren Stufen von insgesamt 2850 Euro vorgeschlagen. Darüber hinaus sollen Löhne und Gehälter ab März 2024 stufenweise erhöht werden - um insgesamt zehn Prozent für die unteren und mittleren sowie um acht Prozent für die oberen Lohngruppen. Bei der DB arbeiten 180 000 der 230 000 Beschäftigten, für die die EVG aktuell verhandelt.

Ein entscheidender Knackpunkt bei den Verhandlungen war zuletzt der gesetzliche Mindestlohn: Rund 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten diesen aktuell bei der DB nur über Zulagen. Die EVG will vor den Verhandlungen über Tariferhöhungen zunächst den Mindestlohn von zwölf Euro in der Gehaltstabelle verankern. Etwaige Verhandlungsergebnisse würden dann auf diese zwölf Euro angerechnet. Einen Vorschlag der Bahn, mit dem die 12 Euro rückwirkend zum März dieses Jahres in die Tabellen aufgenommen werden sollten, wies die Gewerkschaft diese Woche zurück.

VG WORT Zählmarke