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Deutschlandticket: Das 49-Euro-Ticket startet – in vielen Zügen wird es jetzt eng

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Das 49-Euro-Ticket startet – in vielen Zügen wird es jetzt eng

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    Fachleute erwarten auf vielen Strecken deutlich vollere Züge durch das neue Deutschlandticket.
    Fachleute erwarten auf vielen Strecken deutlich vollere Züge durch das neue Deutschlandticket. Foto: Matthias Balk, dpa (Archiv)

    Für viele pendelnde Berufstätige werden die Fahrtkosten im Regionalzugverkehr ab kommender Woche mit dem neuen Deutschlandticket erheblich günstiger. So sinken die Monatskartenpreise zum Beispiel zwischen Augsburg und München um fast 80 Prozent. Fachleute erwarten, dass nun viele vom Auto auf den Zug umsteigen, befürchten aber auf vielen Strecken auch überfüllte Züge, da kaum Zusatzangebote zur Verfügung stehen.

    "Auf den Hauptverkehrsstrecken kann es im Nahverkehr in den Zügen eng werden", sagt der Bundesvorsitzende der Fahrgast-Vereinigung Pro-Bahn Detlef Neuß. "Bereits teilweise überlastete Pendlerstrecken, wie zum Beispiel Augsburg – München oder Köln – Düsseldorf, könnten an ihre Grenzen stoßen", warnt Neuß. "Das Schaffen zusätzlicher Kapazitäten ist so schnell nicht möglich, teilweise ist auch die Schieneninfrastruktur dort bereits ausgelastet, sodass der Einsatz zusätzlicher Züge nicht möglich ist."

    Zug-Personal bereitet sich auf mehr Gäste im Mai vor

    Auch der Chef der Eisenbahnergewerkschaft EVG, Martin Burkert, erwartet eine steigende Nachfrage und bittet Fahrgäste um Verständnis: "Die Züge werden in jedem Fall voller werden, das Personal ist vorbereitet. Ich bitte alle Kunden daran zu denken, dass hier ein Mensch sein Bestes gibt, um alle Reisenden gut ans Ziel zu bringen. Das verdient Respekt." Seine Gewerkschaft begrüße das Deutschlandticket und wolle, dass es für Kunden, Verkehrsträger und das Personal ein Erfolg werde.

    Allerdings sehen die privaten Bahnunternehmen, die zahlreiche Regionalstrecken in Deutschland betreiben, wenig Möglichkeiten, zusätzliches Zugmaterial einzusetzen. "Das Deutschlandticket wird auf viel genutzten Strecken zu Hauptverkehrszeiten sicher eine Herausforderung für Bahnunternehmen, egal ob für private Anbieter oder die Deutsche Bahn", sagt der Geschäftsführer des Privatbahn-Verbands Mofair, Matthias Stoffregen. Doch die Bahnunternehmen erhalten von den Ländern nur eine fixe Summe aus langfristigen Verträgen für den Betrieb. "Bei den Ausschreibungen der Länder für die Regionalverkehrsstrecken wusste niemand, der ein Angebot abgegeben hat, dass es einmal ein Deutschlandticket geben wird und dass man dafür vielleicht mehr Züge braucht", sagt Stoffregen.

    Zusätzliche Milliarden reichten nicht aus, um neue Züge zu kaufen

    Die zusätzlichen Milliarden von Bund und Ländern reichten nicht aus, um neue Fahrzeuge zu kaufen, sondern würden vor allem die wegbrechenden Einnahmen durch das viel billigere 49-Euro-Ticket ausgleichen. "Wir erwarten von Bund und Ländern, dass sie schnell reagieren, wenn sich abzeichnet, dass auf bestimmten Strecken der Bedarf steigt." Das fordert auch Gewerkschaftschef Burkert: "Noch in diesem Jahr muss das Deutschlandticket hinsichtlich der Kosten evaluiert werden."

    Der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter kritisiert jedoch, dass der Bund die Auswertung des Deutschlandtickets möglichst nach hinten schieben wolle, weil damit dauerhaft höhere Finanzmittel verbunden seien. "Wir werden den Bund aber nicht aus der Verantwortung lassen, weder bei der Finanzierung des Deutschlandtickets noch bei den Bundesmitteln für den Angebotsausbau", betont der CSU-Politiker.

    Ein zusätzliches Zug-Angebot zum Start wäre wünschenswert gewesen. "Aber genau darin liegt der Kardinalfehler des Deutschlandtickets: Dem Bund war ein günstiger Fahrpreis wichtiger als ein Ausbau des Angebotes", sagt Bernreiter. "Ich hätte es andersherum gemacht, aber jetzt ist es so, wie es ist."

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