Die Bundesregierung liefert nun doch Leopard-2-Panzer.
Bild: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)
Die Bundesregierung liefert nun doch Leopard-2-Panzer.
Bild: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)
Wer sich dieser Tage den für neun Oscars nominierten Film „Im Westen nichts Neues“ anschaut, sieht zwei Dinge: eine anfängliche Begeisterung für den Krieg, die mit zunehmender Dauer des Gemetzels Angst und Verzweiflung weicht. Deutschland hat sich fast 78 Jahre lang nicht mit solchen Gefühlen befassen müssen. Durch die Lieferung von Leopard-2-Panzern in die Ukraine ist das Land dem Szenario ein gutes Stück näher gerückt.
Viele von denen, die in den letzten Wochen und Monaten nach schweren Waffen riefen, haben noch nie ein Gewehr oder eine andere Waffe in der Hand gehabt oder gar abgefeuert. Die Generation derer, die beim lauten Knallen eines Auspuffs verschreckt den Kopf einziehen, weil sie an die Bomben des Zweiten Weltkrieges erinnert werden, schrumpft. Deutschland kommt das Bewusstsein für die Schrecken des Krieges abhanden.
Die Lieferung von Panzern mag völkerrechtlich gedeckt sein, doch das bietet keinerlei Sicherheit. Würde sich Wladimir Putin an geltendes Recht halten, hätte er sich nicht die Krim einverleibt und andere Dinge getan. Die Russen drohen bereits mit Gegenmaßnahmen. Noch beschränkt sich der Krieg auf die Ukraine, die Gefahr eines Flächenbrandes jedoch ist gewachsen.
Deutschland unterstützt die Ukraine schon lange mit Milliardensummen, liefert seit Kriegsausbruch unaufhörlich Militärgüter und nimmt selbstverständlich Flüchtlinge auf. Es kann niemand sagen, Berlin lasse die Menschen dort im Stich. Mit der Lieferung von deutschen Panzern, die Richtung Moskau rollen und russische Soldaten töten, wird jedoch eine Grenze überschritten.
Kanzler Olaf Scholz tat bisher, unterstützt von Ex-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, gut daran, diesen Schritt nicht zu tun. Ihn trieb die Sorge, dass Deutschland dadurch zur Kriegspartei wird. Es gibt keinen Grund, dass das jetzt anders sein sollte. Die einen mögen beten, die anderen hoffen, dass es nicht zum Äußersten kommt. Mehr allerdings bleibt im Moment nicht.
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