Prinz Charles beschwört in Berlin die britisch-deutsche Partnerschaft
Prinz Charles hält im Bundestag eine Gedenkrede zum Volkstrauertag. Der diesjährige Volkstrauertag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und an die Toten beider Weltkriege ist der deutsch-britischen Freundschaft gewidmet.
Bild: Jonathan Brady, dpa
Prinz Charles hält im Bundestag eine Gedenkrede zum Volkstrauertag. Der diesjährige Volkstrauertag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und an die Toten beider Weltkriege ist der deutsch-britischen Freundschaft gewidmet.
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Es war eine bewegende Rede des britischen Thronfolgers zum Volkstrauertag im Bundestag. Brexit hin oder her - Prinz Charles spricht weiter von Freundschaft.
dpa
15.11.2020 | Stand: 17:16 Uhr
Der britische Thronfolger Prinz Charles hat 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die tiefe Partnerschaft zwischen Großbritannien und Deutschland beschworen. "Gemeinsam sind wir eine unverzichtbare Kraft für das Gute in der Welt", sagte der Prinz am Sonntag beim zentralen Gedenken zum Volkstrauertag im Bundestag. Beide Länder sollten entschlossen jene Werte verteidigen, die man teile - weltweit als Verfechter der Menschenrechte und der regelbasierten internationalen Ordnung.
Der Thronfolger war schon am Samstagabend trotz der großen Beschränkungen wegen der Corona-Krise gemeinsam mit seiner Ehefrau, Herzogin Camilla, nach Berlin gekommen. Prinz Charles, das älteste Kind der Queen, hatte am Samstag Geburtstag und wurde 72.
Im März durchstand Charles eine Corona-Infektion. Während andere Teilnehmer wie der Prinz während der Gedenkveranstaltung im Bundestag ihren Mund-Nasen-Schutz abnahmen, trug Camilla ihn auch während der Zeremonie.
Prinz Charles hielt Rede teilweise auf Deutsch
Prinz Charles hielt seine Rede im Wechsel auf Deutsch und Englisch - auch das war als Geste der Verbundenheit mit dem ehemaligen Kriegsgegner zu werten. Er sprach Krisen und Kriege auf der Welt an, aber auch die Weltgesundheit, die Impfstoffentwicklung vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und die Themen sauberes Wachstum, erneuerbare Energien, den Schutz der Wälder sowie die bedrohte Artenvielfalt und den Klimaschutz - auch in Entwicklungsländern.
"Diese Krisen rufen uns dazu auf, gemeinsam zu handeln", mahnte der Prinz. Angesichts der Bedrohungen für die gemeinsamen Werte und Freiheiten müsse man wachsam bleiben und entschieden gegen "Akte unsagbarer Grausamkeit" gegen Menschen aufgrund ihrer Religion, ihrer ethnischen Herkunft oder ihrer Überzeugungen vorgehen. "Unsere beiden Länder sind instinktive Problemlöser, die gemeinsam von innovativen und praktischen Lösungen für die Herausforderungen arbeiten, mit denen wir uns auf der Welt konfrontiert sehen."
Die Opfer von Krieg, Verfolgung und Gewaltherrschaft "inspirieren uns für eine bessere Zukunft zu streiten. Lassen Sie uns dies zu unserem gemeinsamen Anliegen machen", rief Charles die Deutschen auf.
Stichwort Brexit: Schicksale von Deutschland und Großbritannien seien voneinander abhängig
Der Prinz sprach direkt die laufenden Brexit-Verhandlungen zum Ausstieg der Briten aus der EU an. Die Schicksale beider Länder seien in erheblichem Maße voneinander abhängig, sagte er. Nachdem sich das Vereinigte Königreich für eine Zukunft außerhalb der EU entschieden habe, verändere sich die Beziehung nun aufs Neue. Er sei aber "der festen Überzeugung, dass die zentralen Bande zwischen uns stark bleiben werden. Wir werden immer Freunde, Partner und Verbündete sein", sagte der Prinz auf Deutsch.
"Lassen Sie uns diese Bande zu Beginn dieses neuen Kapitels in unserer langen Geschichte für die bevorstehenden Jahre festigen", ergänzte der Thronfolger. "Wir sind so sehr in die Zukunft des jeweils anderen Landes eingebunden, dass unsere nationalen Interessen - auch wenn sie unterschiedlich sein mögen - immer miteinander verflochten sein werden", betonte er auf Deutsch.
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Keks-Hersteller, Landwirt und Opa - Prinz Charles wird 72
Gestatten, Prinz Charles. Sein vollständiger Name lautet Charles Philip Arthur George, Prinz von Wales und Herzog von Cornewall. Der ewige Thronfolger wird am Samstag, 14. November, 72 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Sein Leben in Bildern.
Bild: Jane Barlow, dpa (Archivbild)
Gestatten, Prinz Charles. Sein vollständiger Name lautet Charles Philip Arthur George, Prinz von Wales und Herzog von Cornewall. Der ewige Thronfolger wird am Samstag, 14. November, 72 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Sein Leben in Bildern.
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Prinz Charles (rechts) und seine Schwester Prinzessin Anne (links) sitzen auf dem Foto zwischen den Narzissen auf dem Gelände der Royal Lodge in Windsor. Charles wird 1948 geboren. Er ist der älteste Sohn der amtierenden Queen Elisabeth II. und Prinz Philip. Er ist der direkte Thronfolger seiner Mutter, der Königin.
Bild: Pa/PA Wire/dpa, (Archivbild)
Prinz Charles (rechts) und seine Schwester Prinzessin Anne (links) sitzen auf dem Foto zwischen den Narzissen auf dem Gelände der Royal Lodge in Windsor. Charles wird 1948 geboren. Er ist der älteste Sohn der amtierenden Queen Elisabeth II. und Prinz Philip. Er ist der direkte Thronfolger seiner Mutter, der Königin.
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Es ist die Traumhochzeit des Jahres 1981. Am 29. Juli heiratet Charles seine Diana unter den Augen tausender TV-Zuschauer. Doch schon bald wird die Ehe überschattet. Denn Charles nimmt wieder Kontakt zu seiner langjährigen Geliebten Camilla auf. Später gibt auch Diana zu, ihrem Mann untreu gewesen zu sein. 1996 wird die Ehe zwischen den beiden geschieden. Am 31. August 1997 stirbt Diana bei einem Autounfall in Paris.
Bild: epa PA, dpa (Archivbild)
Es ist die Traumhochzeit des Jahres 1981. Am 29. Juli heiratet Charles seine Diana unter den Augen tausender TV-Zuschauer. Doch schon bald wird die Ehe überschattet. Denn Charles nimmt wieder Kontakt zu seiner langjährigen Geliebten Camilla auf. Später gibt auch Diana zu, ihrem Mann untreu gewesen zu sein. 1996 wird die Ehe zwischen den beiden geschieden. Am 31. August 1997 stirbt Diana bei einem Autounfall in Paris.
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Aus ihrer Ehe gehen zwei Söhne hervor. Sohn Harry (links) und Sohn William (rechts). Beide sind inzwischen verheiratet und haben eigene Kinder. Für Schlagzeilen sorgte vor allem Sohn Harry. Er war für seinen heiteren Lebensstil bekannt. Über die Affäre mit Camilla in der Ehe mit Diana sagt er in einem Interview: "Dachten sie ernsthaft, ich wäre der erste Prinz von Wales, der keine Geliebte hat?"
Bild: Ron Bell epa, dpa (Archivbild)
Aus ihrer Ehe gehen zwei Söhne hervor. Sohn Harry (links) und Sohn William (rechts). Beide sind inzwischen verheiratet und haben eigene Kinder. Für Schlagzeilen sorgte vor allem Sohn Harry. Er war für seinen heiteren Lebensstil bekannt. Über die Affäre mit Camilla in der Ehe mit Diana sagt er in einem Interview: "Dachten sie ernsthaft, ich wäre der erste Prinz von Wales, der keine Geliebte hat?"
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Am 9. April 2005 trauen sich Prinz Charles und Camilla Parker Bowles. Es ist allerdings kein einfacher Weg dahin. Zunächst wird die Möglichkeit einer Ehe für Charles juristisch geklärt. Auch die Anglikanische Kirche gibt ihr Einverständnis. Mehrere internationale Gäste sagen die Einladung zur Hochzeit ab. Schließlich handelt es sich nicht um eine königliche Hochzeit.
Bild: Jens Kalaene, dpa (Archivbild)
Am 9. April 2005 trauen sich Prinz Charles und Camilla Parker Bowles. Es ist allerdings kein einfacher Weg dahin. Zunächst wird die Möglichkeit einer Ehe für Charles juristisch geklärt. Auch die Anglikanische Kirche gibt ihr Einverständnis. Mehrere internationale Gäste sagen die Einladung zur Hochzeit ab. Schließlich handelt es sich nicht um eine königliche Hochzeit.
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Charles, Prinz von Wales, salutiert bei einer Gedenkfeier am Kenotaph von Whitehall am Gedenksonntag vor dem Remembrance Day. Neben seiner Tätigkeit als Thronfolger ist Charles wie die meisten Mitglieder der Königsfamilie Ehrenoberst. Außerdem interessiert sich Charles für Architektur. Damit stößt er jedoch oftmals auf Kritik. Den Anbau der Londoner Nationalgalerie bezeichnet er als "monströses Furunkel in dem Gesicht eines eleganten Freundes."
Bild: Arthur Edwards, dpa
Charles, Prinz von Wales, salutiert bei einer Gedenkfeier am Kenotaph von Whitehall am Gedenksonntag vor dem Remembrance Day. Neben seiner Tätigkeit als Thronfolger ist Charles wie die meisten Mitglieder der Königsfamilie Ehrenoberst. Außerdem interessiert sich Charles für Architektur. Damit stößt er jedoch oftmals auf Kritik. Den Anbau der Londoner Nationalgalerie bezeichnet er als "monströses Furunkel in dem Gesicht eines eleganten Freundes."
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Eines ist Charles ganz sicher nicht: auf den Mund gefallen. Neben seinen Sprüchen zur englischen Architektur, teilt er häufig derbe Phrasen aus. So auch 2004, bei einem Stop in in St. Gregory, das zuvor von einer Flut überschwemmt wurde. "Es gibt nichts Schöneres als eine lustige Katastrophe, um die Leute dazu zu bringen, etwas zu tun."
Bild: Chris Jackson, dpa (Archivbild)
Eines ist Charles ganz sicher nicht: auf den Mund gefallen. Neben seinen Sprüchen zur englischen Architektur, teilt er häufig derbe Phrasen aus. So auch 2004, bei einem Stop in in St. Gregory, das zuvor von einer Flut überschwemmt wurde. "Es gibt nichts Schöneres als eine lustige Katastrophe, um die Leute dazu zu bringen, etwas zu tun."
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Charles ist ein leidenschaftlicher Öko-Landwirt und Tierliebhaber. Zudem setzt er sich schon seit vielen Jahren für den Klimaschutz ein. Er schrieb sogar schon Bücher über eine Bio-Gärtnerei. In einer seiner Lebensmittel-Produktionen werden Kekse hergestellt - die "Duchy Originals". Dabei wird besonders auf die biologische Qualität und auf eine Produktion "in Einklang mit der Natur" geachtet. Mit dem Erlös werden soziale Projekte unterstützt.
Bild: Kirsty Wigglesworth, dpa (Archivbild)
Charles ist ein leidenschaftlicher Öko-Landwirt und Tierliebhaber. Zudem setzt er sich schon seit vielen Jahren für den Klimaschutz ein. Er schrieb sogar schon Bücher über eine Bio-Gärtnerei. In einer seiner Lebensmittel-Produktionen werden Kekse hergestellt - die "Duchy Originals". Dabei wird besonders auf die biologische Qualität und auf eine Produktion "in Einklang mit der Natur" geachtet. Mit dem Erlös werden soziale Projekte unterstützt.
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Prinz Charles sitzt neben seiner Mutter Queen Elizabeth II. Seit dem Jahr 2007 ist Charles der am längsten amtierenden Thronfolger der britischen Monarchie. Ob Charles überhaupt noch einmal König sein wird, ist in der Welt der britischen Adligen umstritten.
Bild: Toby Melville, dpa (Archivbild)
Prinz Charles sitzt neben seiner Mutter Queen Elizabeth II. Seit dem Jahr 2007 ist Charles der am längsten amtierenden Thronfolger der britischen Monarchie. Ob Charles überhaupt noch einmal König sein wird, ist in der Welt der britischen Adligen umstritten.
Bild: Toby Melville, dpa (Archivbild)
Privat beschäftig sich Charles neben seinen landwirtschaftlichen Hobbies auch mit der Aquarellmalerei. Zudem ist er wohl auch gerne einfach Opa. William sagte einmal in einem Interview, die Beziehung zwischen Charles und den Enkelkindern sei "brilliant". Auf diesem Bild ist er (rechts) mit seinem Sohn William (links), seiner Mutter Königin Elisabetz II. (Zweite von rechts) und dem Enkelkind Prinz George (Zweiter von links) zu sehen.
Bild: Chris Jackson, dpa (Archivbild)
Privat beschäftig sich Charles neben seinen landwirtschaftlichen Hobbies auch mit der Aquarellmalerei. Zudem ist er wohl auch gerne einfach Opa. William sagte einmal in einem Interview, die Beziehung zwischen Charles und den Enkelkindern sei "brilliant". Auf diesem Bild ist er (rechts) mit seinem Sohn William (links), seiner Mutter Königin Elisabetz II. (Zweite von rechts) und dem Enkelkind Prinz George (Zweiter von links) zu sehen.
Bild: Chris Jackson, dpa (Archivbild)
Ende März 2020 infiziert sich Charles mit dem Coronavirus. In einem Interview erklärt er später, er habe sich gut erholt. Allerdings habe die Krankheit bei ihm ein Umdenken ausgelöst. Er will sich zukünftig noch intensiver mit dem Umweltschutz auseinandersetzen. Denn "alle diese Dinge haben mit einem Verlust von Biodiversität zu tun", sagt er gegenüber Sky News im Interview.
Bild: Niall Carson, dpa (Archivbild)
Ende März 2020 infiziert sich Charles mit dem Coronavirus. In einem Interview erklärt er später, er habe sich gut erholt. Allerdings habe die Krankheit bei ihm ein Umdenken ausgelöst. Er will sich zukünftig noch intensiver mit dem Umweltschutz auseinandersetzen. Denn "alle diese Dinge haben mit einem Verlust von Biodiversität zu tun", sagt er gegenüber Sky News im Interview.
Bild: Niall Carson, dpa (Archivbild)
Steinmeier versprach weiterhin enge Partnerschaft mit Großbritannien
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reagierte mit dem Versprechen einer weiterhin engen Partnerschaft auf den Berlin-Besuch der Royals. "Wir Deutsche sind Prinz Charles und Herzogin Camilla tief dankbar für diese außergewöhnliche Geste der Versöhnung und der Verbundenheit in außergewöhnlichen Zeiten", erklärte Steinmeier nach einem Gespräch mit dem Paar in Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten. "Uns einen der Wunsch und die feste Absicht, die gute Nachbarschaft und enge Partnerschaft zwischen dem Vereinigten Königreich und Deutschland auch in Zukunft zu erhalten und zu stärken."
Gemeinsam mit dem Prinzen und Repräsentanten der Verfassungsorgane nahm der Bundespräsident auch an der Kranzniederlegung zum Volkstrauertag an der Neuen Wache teil. Die Neue Wache in Berlin-Mitte am Boulevard Unter den Linden ist seit 1993 die zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik für die Opfer der Kriege und der Gewaltherrschaft.
Volkstrauertag findet jedes Jahr zwei Sonntage vor dem ersten Advent statt
Der Präsident des Volksbundes, Wolfgang Schneiderhan, würdigte die Anwesenheit von Prinz Charles als Zeichen tiefer Verbundenheit. Deutschland habe mit dem Zweiten Weltkrieg erfahren, "dass bornierter Nationalismus und autoritäre Strukturen in den Abgrund führen und dass eine friedliche und prosperierende Entwicklung unserer Gesellschaften nur gemeinsam gestaltet werden kann". Hass und Fremdenfeindlichkeit, nationale Überheblichkeit und die Verachtung anderer, Antisemitismus und Rassismus legten die Feuer, "die sich zum Weltenbrand ausweiten".
Der Volkstrauertag ist ein staatlicher Gedenktag - immer zwei Sonntage vor dem ersten Advent. Er wird in Deutschland seit 1919 begangen - ursprünglich, um Solidarität mit den Hinterbliebenen der Opfer des Ersten Weltkriegs zu zeigen. Inzwischen gedenkt die Bundesrepublik aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.
Steinmeier passte in diesem Jahr den Text des von ihm gesprochenen Totengedenkens im Bundestag an aktuelle Geschehnisse an. Er bezog ausdrücklich auch Opfer terroristischer, politischer, islamistischer, rassistischer und antisemitischer Anschläge und Morde in Deutschland aus den vergangenen Jahren mit ein.