Söder für Laschet - ist ein Kandidatentausch noch möglich?
CDU-Chef Armin Laschet will Kanzler werden, verliert aber immer mehr an Rückhalt - auch bei den eigenen Anhängern.
Bild: Michael Kappeler, dpa
CDU-Chef Armin Laschet will Kanzler werden, verliert aber immer mehr an Rückhalt - auch bei den eigenen Anhängern.
Bild: Michael Kappeler, dpa
Fast 70 Prozent der Unionwählerinnen und -wähler sprechen sich für einen Personaltausch aus. Warum Politikexpertin Ursula Münch trotzdem nicht daran glaubt.
Armin Laschet verliert auch im eigenen Lager immer mehr an Rückhalt. Fast 70 Prozent der Anhängerinnen und Anhänger der Union sprechen sich dafür aus, den Kanzlerkandidaten durch CSU-Chef Markus Söder zu ersetzen. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für unsere Redaktion. Auch in der Gesamtbevölkerung befürwortet eine Mehrheit von 52 Prozent einen Kandidatentausch.
Einen Monat vor der Bundestagswahl 2021 steckt die Union, die noch vor ein paar Wochen wie der sichere Sieger ausgesehen hatte, in einer tiefen Krise.
SPD liegt erstmals seit 15 Jahren vor der Union
Nicht nur Laschets persönliche Zustimmungswerte sind miserabel, auch seine Partei steht schlecht da. Die SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz liegt in einer am Dienstag veröffentlichten Forsa-Umfrage erstmals seit 15 Jahren vor der Union. Längst wird intern darüber diskutiert, ob man nicht doch Söder hätte ins Rennen schicken sollen – auch wenn dieser am Dienstag erneut abwinkte. Theoretisch wäre eine solche Rochade immer noch möglich, denn am 26. September wird ja nicht der Nachfolger von Angela Merkel gewählt, sondern der Deutsche Bundestag. Wer dort eine Mehrheit für sich gewinnen kann, wird Kanzler – oder Kanzlerin.
Ursula Münch: "CDU müsste Armin Laschet praktisch das Vertrauen entziehen"
Die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch hält einen Personalwechsel für unwahrscheinlich. „Laschet hat ein dickes Fell und er verweist gern darauf, dass er immer wieder unterschätzt wird. Wenn er also nicht bereit wäre zu verzichten, käme ein Austausch der Kandidaten einem Zerreißen der Union gleich“, sagt die Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing unserer Redaktion. Dass der CDU-Chef unter dem Druck der bayerischen Schwesterpartei einknickt, glaubt Münch nicht. „Diese Entscheidung müsste aus der CDU initiiert werden und sie würde damit ihrem Parteivorsitzenden ja praktisch das Vertrauen entziehen“, erklärt die Expertin. Aus ihrer Sicht ist es deshalb „praktisch egal, ob sieben von zehn Wählern den Kandidaten gerne austauschen würden. Faktisch wird es nicht passieren, weil es die CDU, aber auch die ganze Union zerreißen würde“.
Zudem müsste die Union auf der Zielgeraden den Wählerinnen und Wählern erklären, warum der Kandidat, den sie nun seit Monaten als nächsten Bundeskanzler propagiert hat, plötzlich der Falsche sein soll. Abgesehen davon hat die Briefwahl schon begonnen. Zwar tauchen die Namen der Kanzlerkandidaten auf den Wahlzetteln nicht auf, aber natürlich spielt es bei der Wahlentscheidung für die meisten Menschen eine wichtige Rolle, wer an der Spitze steht.
Bilderstrecke
Die politische Karriere von Markus Söder
Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Markus Söder hat im Zuge der Corona-Krise viel Aufmerksamkeit erfahren. Immer wieder wird er auch als möglicher Nachfolger von Bundeskanzlerin Angela Merkel erwähnt. Wie die politische Karriere des vierfachen Vaters bisher verlief, zeigt die B...
Bild: Fabian Sommer/dpa (Archivbild)
Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Markus Söder hat im Zuge der Corona-Krise viel Aufmerksamkeit erfahren. Immer wieder wird er auch als möglicher Nachfolger von Bundeskanzlerin Angela Merkel erwähnt. Wie die politische Karriere des vierfachen Vaters bisher verlief, zeigt die B...
Bild: Fabian Sommer/dpa (Archivbild)
Markus Söder wird am 5. Januar 1967 in Nürnberg geboren. Er beginnt seine politische Karriere bereits früh mit 16 Jahren, indem er 1983 Mitglied der CSU wird.
Das Foto wurde im Januar 1999 aufgenommen.
Bild: Erwin Elsner/dpa (Archivbild)
Markus Söder wird am 5. Januar 1967 in Nürnberg geboren. Er beginnt seine politische Karriere bereits früh mit 16 Jahren, indem er 1983 Mitglied der CSU wird.
Das Foto wurde im Januar 1999 aufgenommen.
Bild: Erwin Elsner/dpa (Archivbild)
Von 1995 bis 2003 ist Söder (links) Landesvorsitzender der Jungen Union Bayern und zudem Mitglied im CSU-Präsidium. Seit Oktober 1994 bereits ist der gebürtige Nürnberger Mitglied des Landtags.
Auf dem Bild ist er 1995 als frischer Vorsitzender der JU gemeinsam mit dem damaligen CSU-Vorsitzende...
Bild: Wolf-D. Weissbach/dpa (Archivbild)
Von 1995 bis 2003 ist Söder (links) Landesvorsitzender der Jungen Union Bayern und zudem Mitglied im CSU-Präsidium. Seit Oktober 1994 bereits ist der gebürtige Nürnberger Mitglied des Landtags.
Auf dem Bild ist er 1995 als frischer Vorsitzender der JU gemeinsam mit dem damaligen CSU-Vorsitzende...
Bild: Wolf-D. Weissbach/dpa (Archivbild)
Von 1992 bis 1993 absolviert der gebürtige Nürnberger ein Volontariat beim Bayerischen Rundfunk, wo er anschließend als Redakteur arbeitet.
Auf dem Bild ist er im Juli 2019 bei der Eröffnung der 30. BR-Radltour zu sehen.
Bild: Peter Kolb/dpa (Archivbild)
Von 1992 bis 1993 absolviert der gebürtige Nürnberger ein Volontariat beim Bayerischen Rundfunk, wo er anschließend als Redakteur arbeitet.
Auf dem Bild ist er im Juli 2019 bei der Eröffnung der 30. BR-Radltour zu sehen.
Bild: Peter Kolb/dpa (Archivbild)
Markus Söder studiert von 1987 bis 1991 Rechtswissenschaften in Erlangen, legt sein juristisches Staatsexamen ab und ist anschließend wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrecht. 1998 promoviert er zudem an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nü...
Bild: Armin Weigel/dpa
Markus Söder studiert von 1987 bis 1991 Rechtswissenschaften in Erlangen, legt sein juristisches Staatsexamen ab und ist anschließend wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrecht. 1998 promoviert er zudem an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nü...
Bild: Armin Weigel/dpa
Von 1997 bis 2011 ist Söder (rechts) Kreisvorsitzender der CSU Nürnberg-West. Außerdem ist er von 2000 bis 2011 Vorsitzender der CSU-Medienkommission.
Gemeinsam mit dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Parteivorsitzenden Edmund Stoiber (links) ist er auf dem Foto während einer...
Bild: Peter Kneffel/dpa (Archivbild)
Von 1997 bis 2011 ist Söder (rechts) Kreisvorsitzender der CSU Nürnberg-West. Außerdem ist er von 2000 bis 2011 Vorsitzender der CSU-Medienkommission.
Gemeinsam mit dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Parteivorsitzenden Edmund Stoiber (links) ist er auf dem Foto während einer...
Bild: Peter Kneffel/dpa (Archivbild)
2003 wird der Bayer CSU-Generalsekretär. Dieses Amt behält er bis 2007. Von 2008 bis 2018 ist Söder Vorsitzender des CSU-Bezirksverbandes Nürnberg-Fürth-Schwabach.
Das Foto zeigt ihn im Oktober 2003 bei einer Pressekonferenz.
Bild: Matthias Schrader/dpa
2003 wird der Bayer CSU-Generalsekretär. Dieses Amt behält er bis 2007. Von 2008 bis 2018 ist Söder Vorsitzender des CSU-Bezirksverbandes Nürnberg-Fürth-Schwabach.
Das Foto zeigt ihn im Oktober 2003 bei einer Pressekonferenz.
Bild: Matthias Schrader/dpa
Im Oktober 2007 wird Söder Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten in der Bayerischen Staatskanzlei. Dieses Amt behält er bis Oktober 2008.
Das Foto zeigt ihn im November 2008 auf dem Schneefernergletscher auf der Zugspitze in Oberbayern.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa (Archivbild)
Im Oktober 2007 wird Söder Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten in der Bayerischen Staatskanzlei. Dieses Amt behält er bis Oktober 2008.
Das Foto zeigt ihn im November 2008 auf dem Schneefernergletscher auf der Zugspitze in Oberbayern.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa (Archivbild)
Im Oktober 2008 wird Söder zum Bayerischen Staatsminister für Umwelt und Gesundheit ernannt. Bis Oktober 2011 hat er dieses Amt inne.
Auf dem Bild ist der Bayer im Juli 2010 am Feringasee bei München zu sehen, wo er eine Wasserprobe entnimmt.
Bild: Peter Kneffel/dpa (Archivbild)
Im Oktober 2008 wird Söder zum Bayerischen Staatsminister für Umwelt und Gesundheit ernannt. Bis Oktober 2011 hat er dieses Amt inne.
Auf dem Bild ist der Bayer im Juli 2010 am Feringasee bei München zu sehen, wo er eine Wasserprobe entnimmt.
Bild: Peter Kneffel/dpa (Archivbild)
Im Oktober 2013 wird der vierfache Vater Bayerischer Staatsminister der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat. Dieses Amt behält er bis März 2018.
Auf dem Foto ist er im April 2012 in Nürnberg zu sehen. Dort hält er im Rahmen einer Pressekonferenz zum Ausbau der Kaiserburg ein Modell des ...
Bild: Daniel Karmann/dpa (Archivbild)
Im Oktober 2013 wird der vierfache Vater Bayerischer Staatsminister der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat. Dieses Amt behält er bis März 2018.
Auf dem Foto ist er im April 2012 in Nürnberg zu sehen. Dort hält er im Rahmen einer Pressekonferenz zum Ausbau der Kaiserburg ein Modell des ...
Bild: Daniel Karmann/dpa (Archivbild)
Von November 2011 bis Oktober 2013 ist Markus Söder Bayerischer Staatsminister der Finanzen.
Das Bild zeigt ihn im Dezember 2011 im Bayerischen Hauptmünzamt in München, wo er Zwei-Euro-Münzen durch seine Hände gleiten lässt.
Bild: Sven Hoppe/dpa (Archivbild)
Von November 2011 bis Oktober 2013 ist Markus Söder Bayerischer Staatsminister der Finanzen.
Das Bild zeigt ihn im Dezember 2011 im Bayerischen Hauptmünzamt in München, wo er Zwei-Euro-Münzen durch seine Hände gleiten lässt.
Bild: Sven Hoppe/dpa (Archivbild)
Seit dem 16. März 2018 ist Markus Söder Bayerischer Ministerpräsident.
Das Foto zeigt ihn am Rande der Verleihung der Bayerischen Verdienstorden im Antiquarium der Residenz in München.
Bild: Matthias Balk/dpa (Archivbild)
Seit dem 16. März 2018 ist Markus Söder Bayerischer Ministerpräsident.
Das Foto zeigt ihn am Rande der Verleihung der Bayerischen Verdienstorden im Antiquarium der Residenz in München.
Bild: Matthias Balk/dpa (Archivbild)
Seit dem 19. Januar 2019 ist Söder Vorsitzender der CSU in Bayern.
Das Foto zeigt ihn im Juni 2015 jubelnd nach seiner Wiederwahl zum Vorsitzenden des CSU-Berzirksverbandes.
Bild: Daniel Karmann/dpa (Archivbild)
Seit dem 19. Januar 2019 ist Söder Vorsitzender der CSU in Bayern.
Das Foto zeigt ihn im Juni 2015 jubelnd nach seiner Wiederwahl zum Vorsitzenden des CSU-Berzirksverbandes.
Bild: Daniel Karmann/dpa (Archivbild)
2020 wird Söder in der Corona-Krise zu einem der zentralen Entscheidungsträger. Für seinen vergleichsweise strengen Kurs in Bezug auf die Corona-Beschränkungen erntet er viel Lob und Kritik.
Das Bild zeigt ihn am 31. August 2020 beim Bildungsgipfel in der bayerischen Staatskanzlei in München.
Bild: Peter Kneffel, dpa (Archivbild)
2020 wird Söder in der Corona-Krise zu einem der zentralen Entscheidungsträger. Für seinen vergleichsweise strengen Kurs in Bezug auf die Corona-Beschränkungen erntet er viel Lob und Kritik.
Das Bild zeigt ihn am 31. August 2020 beim Bildungsgipfel in der bayerischen Staatskanzlei in München.
Bild: Peter Kneffel, dpa (Archivbild)
Vor der Bundestagswahl am 11. April 2021 machte CSU-Chef Markus Söder öffentlich, dass er Kanzlerkandidat der Union werden wollte. CDU-Vorsitzernder Armin Laschet erklärte sich jedoch auch zur Kanzlerkandidatur bereit. Die Politiker lieferten sich eine erbitterte Au...
Bild: Peter Kneffel, dpa
Vor der Bundestagswahl am 11. April 2021 machte CSU-Chef Markus Söder öffentlich, dass er Kanzlerkandidat der Union werden wollte. CDU-Vorsitzernder Armin Laschet erklärte sich jedoch auch zur Kanzlerkandidatur bereit. Die Politiker lieferten sich eine erbitterte Au...
Bild: Peter Kneffel, dpa
Markus Söder (CSU) hat in einem Interview im Juni 2022 erneute Ambitionen auf das Bundeskanzleramt für den Fall einer erfolgreichen Landtagswahl 2023 in Bayern ausgeschlossen.
Bild: Peter Kneffel, dpa
Markus Söder (CSU) hat in einem Interview im Juni 2022 erneute Ambitionen auf das Bundeskanzleramt für den Fall einer erfolgreichen Landtagswahl 2023 in Bayern ausgeschlossen.
Bild: Peter Kneffel, dpa
Selbst nach der Bundestagswahl könnte Markus Söder Armin Laschet noch ersetzen
Die Angst in der Union, nach 16 Jahren abgewählt zu werden, ist groß. Vor allem in der CSU rumort es. „Das Umfrageergebnis überrascht mich gar nicht. Söder war immer der, der die Herzen innerhalb der Partei angesprochen hat. Und es gibt viele, die ihn sich eigentlich immer noch als Kanzler wünschen“, sagt ein schwäbischer CSU-Politiker. Zwar hält er eine Kandidatenrochade für undenkbar, sagt aber zugleich: „Ich glaube, einige haben die Hoffnung, dass es nach der Wahl einen Tausch geben könnte, noch nicht aufgegeben.“
In Bayern hat es eine solche Situation tatsächlich schon einmal gegeben. 2008 zog die CSU mit Ministerpräsident Günther Beckstein in die Landtagswahl, holte zwar die meisten Stimmen, kassierte aber ein aus damaliger Sicht katastrophales Ergebnis. Beckstein erklärte daraufhin seinen Rückzug. Stattdessen wurde Horst Seehofer vom Bayerischen Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt.