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Wer ist der Mann, der Armin Laschet als Ministerpräsident beerben will?

Porträt

Wer ist der Mann, der Armin Laschet als Ministerpräsident beerben will?

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    „Heiter grüßt Hendrik Wüst“: Der nordrhein-westfälische Verkehrsminister ist in diesen Tagen einer der wenigen CDU-Politiker mit guter Laune. Er hat beste Chancen, Ministerpräsident zu werden.
    „Heiter grüßt Hendrik Wüst“: Der nordrhein-westfälische Verkehrsminister ist in diesen Tagen einer der wenigen CDU-Politiker mit guter Laune. Er hat beste Chancen, Ministerpräsident zu werden. Foto: Roland Weihrauch, dpa

    Es ist fast zwölf Jahre her, dass die politische Karriere von Hendrik Wüst unrühmlich zu Ende ging. So schien es zumindest damals, als mitten in der heißen Phase des nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampfes eine peinliche Posse publik wurde. Wüst, damals gerade einmal 35 Jahre alt, aber schon Generalsekretär und Wahlkampfmanager der CDU, hatte Unternehmern Einzelgespräche mit Ministerpräsident Jürgen Rüttgers angeboten – gegen Bezahlung.

    Unter dem Slogan „Rent a Rüttgers“ schlachtete die SPD die Geschichte aus – und gewann wenige Wochen später die Wahl. Zu diesem Zeitpunkt war Wüst bereits zurückgetreten. Doch trotz des Desasters für ihn persönlich und die Partei gab es schon damals Leute, die prophezeiten, seine Geschichte sei noch nicht zu Ende erzählt. Sie sollten recht behalten.

    Heute gilt Wüst als klarer Favorit auf die Nachfolge von Armin Laschet als Ministerpräsident und Landesvorsitzender der mächtigen CDU in NRW. Und wer sich den politischen Werdegang des Mannes aus dem katholisch-konservativen Münsterland anschaut, kann gar nicht anders, als an Markus Söder zu denken. Es gibt viele Parallelen.

    Beide waren Chefs der Jungen Union

    Beide gehören schon in jungen Jahren zur Abteilung Attacke – perfekt geeignet also für die Rolle des Generalsekretärs. Beide sind Chefs der Jungen Union in ihren Bundesländern. Beiden fliegen zunächst nicht gerade die Herzen zu, wovon sie sich aber nicht beirren lassen. Ihre Wege kreuzen sich fast zwangsläufig. Gemeinsam mit dem späteren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus und dem damaligen Chef der Jungen Union, Philipp Mißfelder, erarbeiten Wüst und Söder 2007 im legendären Berliner Café Einstein ein Grundsatzpapier. Sie fordern darin die Rückbesinnung der Union auf ihren konservativen Kern.

    Nach seinem Abitur studiert Laschet Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten München und Bonn. Von 1987 bis 1994 ist er als Journalist tätig. Von 1994 bis 1998 ist er Mitglied des Deutschen Bundestags und von 1995 bis 1999 Leiter und Geschäftsführer eines Verlagsunternehmens. Auf dem Foto ist der Politiker im Januar 2015 in seinem Büro im Landtag in Düsseldorf zu sehen.
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    Armin Laschet möchte auf Angela Merkel folgen und der nächste Bundeskanzler werden. In der CDU hat der gebürtige Aachener schon einige Stationen durchlaufen.

    Der Hobbyjäger Wüst macht sich in den folgenden Jahren einen Namen als Mann für Recht und Ordnung, der auch mal eine negative Schlagzeile in Kauf nimmt, solange er überhaupt in den Schlagzeilen vorkommt. „Warum sollen Arbeitslose nicht Spielplätze sauber halten, die häufig mit Hundekot, Glasscherben und Drogenspritzen verschmutzt sind?“, fragt Wüst im Jahr 2004 öffentlich – und ist dank dieser Provokation immerhin für ein paar Tage bundesweit bekannt. Der junge Politiker scheut keine Konfrontation, doch wie sein bayerisches Pendant Söder beweist auch er in den folgenden Jahren die Fähigkeit, sich zu verändern.

    Nach dem „Rent a Rüttgers“- Debakel kämpft sich Wüst zurück, arbeitet als Geschäftsführer des Zeitungsverlegerverbandes in NRW, wird wieder in den Landtag gewählt und schafft es später sogar ins Kabinett. „Für mich ist die Erfahrung von 2010 ein Vorteil. Weil ich damals noch so jung war habe ich die Chance bekommen, mit einer guten Portion Erfahrung und auch Demut heute wieder mitzumischen“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion.

    Laschet ruft Wüst 2017 in seine Regierung

    2017 beruft ihn der neue Ministerpräsident Laschet in seine Regierung. Die beiden sind keine natürlichen Verbündeten und vertreten oft verschiedene Standpunkte. Zum Beispiel in der Flüchtlingskrise, als Laschet hinter der Kanzlerin steht, im Gegensatz zu Wüst. Und so kann man das für ihn ausgesuchte Ressort durchaus als kleine Gemeinheit verstehen. Verkehrsminister – ein Job, bei dem man eigentlich nur verlieren kann. Erst recht in einem Bundesland, in dem die Menschen so viel Lebenszeit im Stau verschwenden wie sonst fast nirgends in der Republik.

    Wüst wollte lieber Wirtschaftsminister werden. Als Chef der CDU-Mittelstandsunion wäre er dafür prädestiniert gewesen. Hinter den Kulissen wird gemunkelt, man habe ihm ein Ministerium gegeben, in dem er eigentlich gar nicht glänzen kann. Aber Wüst nutzt seine zweite Chance – und erarbeitet sich auch das Vertrauen seines Chefs.

    Der konservative Hardliner von damals ist vergessen. Heute gibt sich Wüst als gelassener Mann der Mitte, ist nicht mehr so brachial unterwegs, dafür häufig mit dem Fahrrad. Er trägt gerne Turnschuhe, selten Krawatte und setzt sich auch sonst als Mann voller Elan in Szene.

    „Heiter grüßt Hendrik Wüst“

    Nachrichten auf dem Smartphone unterschreibt er schon mal mit „Heiter grüßt Hendrik Wüst“. Dabei ist er gar kein jovialer Rheinländer, sondern Westfale. „Als solcher hab ich ja eher ein norddeutsches Temperament“, sagt er. Man merkt ihm die Vorfreude auf das Amt an, das ihm kaum noch zu nehmen ist – auch wenn er das natürlich nicht sagen kann.

    Der Jurist ist einer dieser Typen, an denen man kaum vorbeikommt. Das liegt nicht nur an seinen 191 Zentimetern Körpergröße, sondern auch daran, dass er weiß, wie man Wirkung erzielt. Noch so eine Gemeinsamkeit mit Markus Söder. Beide zeigen sich in sozialen Netzwerken gerne als fröhliche Otto-Normalbürger. Doch man sollte sich davon nicht täuschen lassen: Wer sich mit diesen Männern misst, darf nicht empfindlich sein.

    Laschet wird Posten als Ministerpräsident abgeben

    In den kommenden Tagen wird Armin Laschet das Amt als Ministerpräsident abgeben – er hatte seine Kanzlerkandidatur mit dem Abschied aus Düsseldorf verknüpft, so oder so. Dann läuft alles auf Wüst hinaus. Potenziellen Rivalen wie Landesinnenminister Herbert Reul oder anderen Schwergewichten aus NRW, die nach dem Wahldebakel allesamt eine politische Anschlussverwendung suchen, hat der 46-jährige Vater einer kleinen Tochter etwas Entscheidendes voraus: ein Landtagsmandat. Das braucht man laut Landesverfassung, um zum Ministerpräsidenten gewählt zu werden. Und die Fähigkeit, den Laden zusammenzuhalten: Die schwarz-gelbe Koalition hat gerade einmal eine Stimme Mehrheit.

    In den Umfragen zur Landtagswahl im kommenden Mai liegt die Union hinter der SPD. Wüst bleiben nur ein paar Monate, um die Stimmung zu drehen. Nicht gerade die ideale Startposition. Doch das tut seiner guten Laune keinen Abbruch. Schließlich war seine Karriere vor fast zwölf Jahren schon beinahe zu Ende. Aber eben nur beinahe.

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