Heimat statt Skandinavien heißt es für Nina Franz. Die 20-Jährige hat ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau beim „Bergkristall-Resort“ in Oberstaufen (Oberallgäu) mit einem Zeugnisschnitt von 1,0 abgeschlossen. „Ganz lange“ hatte sie den Wunsch, nach der Lehre in den Norden zu ziehen. Nun ist ihr das wegen der Pandemie zu unsicher. Ebenfalls einen Schnitt von 1,0 kann Hotelkaufmann Lukas Hartge vorweisen. Die Corona-Krise gefährdete auch seine Pläne, sich schnellstmöglich zum Hotelmeister ausbilden zu lassen.
Die beiden sind zwei von insgesamt zwölf ehemaligen Lehrlingen des Verbunds „Allgäu Top Hotels“, die am Freitag mit dem Allgäu Azubi Award im „Biohotel Eggensberger“ in Hopfen am See (Stadtteil von Füssen) ausgezeichnet wurden. Noch fünf andere neben Hartge und Franz erreichten einen Schnitt von 1,0. Beide stimmen darin überein, dass die Pandemie ihre Ausbildungen erschwert habe. Obwohl es ihre Branche besonders getroffen hat, bleiben ihr die beiden treu.
Für Franz geht es allerdings statt nach Skandinavien zurück in ihre Heimat: Ulm. „Ich fühle mich nicht wohl dabei, momentan zu reisen, und war lange nicht daheim“, sagt sie. Ganz abgeschrieben hat sie Skandinavien noch nicht: Zumindest einen Kurzurlaub dort solle es irgendwann geben.
Allgäuer Hotel-Azubis leiden unter Corona-Lockdowns
Hartge bleibt indes bei seinem Plan, Hotelmeister zu werden. Umso härter war für ihn die Zeit nach der Ausbildung. Er wollte vom „Hotel Kaufmann“ im Ostallgäuer Roßhaupten zu einem anderen Haus wechseln. Wegen der Kurzarbeit habe ihn der Betrieb damals aber erst nach dem Lockdown einstellen können, erzählt der 25-Jährige. Also sammelte er bei einem Praktikum Erfahrung und erwarb seinen Ausbilderschein.
Auch in anderer Hinsicht belasteten die Lockdowns die ehemaligen Azubis sehr. Wobei die beiden diese Zeit unterschiedlich erlebten. Für Franz war vor allem der erste Lockdown schlimm. Sechs Wochen war sie damals bei sich zuhause in Ulm und konnte nichts machen. Im zweiten Lockdown arbeitete sie dann zu ihrer Freude wieder im Hotel und räumte dort beispielsweise auf. „Und ich konnte gut für die Prüfungen lernen.“ Dabei habe sie der Betrieb sehr unterstützt.
Hotelkaufmann Hartge hatte indes damit zu kämpfen, dass der vergangene Lockdown immer wieder verlängert wurde. „Das war die Hölle auf Erden“, sagt er zu dieser Zeit. Ihm fehlte damals eine definitive Aussage der Politik, wie es weitergeht. Er befürchtet, dass vor allem kleine Familienbetriebe wegen der Folgen der Corona-Pandemie schließen müssen – und die Branche dadurch an Individualität verliert. Doch Hartge sieht in der Krise auch eine Chance: Immer mehr Deutsche machen ihm zufolge Urlaub im eigenen Land. „Dadurch kann ich den Menschen zeigen, was hier alles geboten ist.“