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Braune Schilder im Allgäu an den Autobahnen: Teure Schilder sollen Touristen anlocken

Mehrere tausend Euro Kosten

Braun-weiße Autobahnschilder sollen Touristen locken - aber lohnen sich die Ausgaben?

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    Der ADAC schätzt, dass es rund 3400 Unterrichtungstafeln bundesweit gibt.
    Der ADAC schätzt, dass es rund 3400 Unterrichtungstafeln bundesweit gibt. Foto: Viola Weyrauch, Stadt Memmingen (Archiv)

    Wer auf den beiden Autobahnen A7 und A96 im Allgäu unterwegs ist, sieht sie am Rand: die markanten braunen Tafeln, die auf Städte oder Sehenswürdigkeiten hinweisen. So deuten allein vier Schilder auf Memmingen hin. Die Motive sind alle gleich: Sie zeigen die Silhouette der zweitgrößten Allgäuer Stadt, die der Grafiker Otl Aicher entwarf. Darunter der Schriftzug „Memmingen - Stadt der Freiheitsrechte“. Auch das Freilichtmuseum Illerbeuren (Kreis Unterallgäu) oder die Römerstadt Kempten werben mit den Tafeln, wie viele andere touristische Attraktionen im Allgäu ebenfalls.

    Mehrere tausend Euro bis ein Schild steht

    Dabei sind die Schilder in der Anschaffung teuer: Das Freilichtmuseum Illerbeuren erneuerte seine insgesamt vier Schilder vor drei Jahren. Pro Schild beliefen sich die Kosten für den dazugehörigen Zweckverband auf 30.000 Euro. In Memmingen wurden im Dezember 2020 gleich vier dieser Tafeln errichtet. Die Kosten beliefen sich insgesamt auf rund 60.000 Euro, heißt es seitens der städtischen Pressestelle. Auch die Stadt Kempten hat sich ihre Schilder etwas kosten lassen. Die Schilder, die an der A7 auf die Römerstadt hinweisen, wurden im Jahr 2016 aufgestellt und kosteten jeweils 12.000 Euro. Der hohe Preis hat allerdings einen Grund.

    „Enthalten sind hierin die Demontage der alten Schilder, die Verkehrssicherung und etwaige Nachtzuschläge, die Erneuerung der Schilder sowie die entsprechenden Verwaltungsgebühren“, erklärt Julia Hager, Pressesprecherin des Freilicht-Museums. Die Summe musste der zuständige Zweckverband selbst stemmen. Denn nicht der Eigentümer der jeweiligen Straßen, neben denen die Schilder aufgestellt sind, trägt die Finanzierung - das ist bei Autobahnen der Bund -, sondern der jeweilige Antragssteller. Das ist in der Straßenverkehrsverordnung geregelt.

    Ob ein beantragtes Schild am Ende aufgestellt wird, entscheidet Autobahn GmbH. Sie überprüft auch regelmäßig die Sicherheit. Bei einem A7-Schild des Freilichtmuseums wurde 2022 ein Defekt entdeckt. Der Zweckverband des Museums entschied sich, alle Schilder zu erneuern – passend, denn im selben Jahr wurde auch die Namensänderung zum Freilichtmuseum angestoßen. Das Museum hat bereits seit 1996 Unterrichtungstafeln, wie die braunen Schilder im Beamtendeutsch genannt werden.

    Simple Information, die für spontane Besuche sorgen

    Es gab schon früher touristische Hinweisschilder in Deutschland, aber seit 1988 sind sie mehrheitlich in dem bekannten Braunton nach französischem Vorbild gestaltet. Seit 2009 regelt die sogenannte Richtlinie für touristische Beschilderung alles rund um die Tafeln, etwa das Design. Dass es so schlicht gehalten ist und die Beschriftung nur über maximal zwei Zeilen gehen darf, hat einen simplen Grund: Bei hohen Geschwindigkeiten bleibt nicht viel Zeit, um Informationen zu erfassen. Offenbar reicht das für einige Autofahrer aber aus, auch mal deswegen abzufahren.

    Das bestätigt auch eine Studie der Hochschule Harz aus dem Jahr 2019. So gab jeder sechste der Befragten an, wegen Unterrichtungstafeln die Strecke verlassen zu haben. Eigene Zahlen für das Allgäu gibt es freilich nicht.

    Positive Rückmeldung für Antragssteller

    Das Kulturamt in Kempten bekommt immer wieder Rückmeldung von Urlaubern, die auf der Durchreise spontan von der Autobahn abfahren, um sich die Stadt anzuschauen, sagt Amtsleiter Martin Fink. Ähnlich wird es im Freilichtmuseum Illerbeuren sowie in Memmingen gesehen. Die Schilder würden positiv auffallen und Reisende zum Besuch animieren. In jedem Fall machen die kunstvoll gewöhnliche braunen Tafeln viele Urlauber neugieriger auf Allgäuer Orte als es gewöhnliche Abfahrtsschilder tun.

    Lesen Sie auch: Ein Durchfahrverbot soll die Bewohner der Ostallgäuer A7-Anrainergemeinden künftig vor Ausweichverkehr schützen. Was die Betroffenen von dieser Entscheidung halten.

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