Theo Waigel hat so einige Briefe in seiner Schublade liegen. Von US-Präsident Ronald Reagan etwa oder der legendären Maggie Thatcher, der Eisernen Lady von der Insel. Die Post, die ihn jetzt aber kurz vor Weihnachten erreichte, rührt den ehemaligen Bundesfinanzminister ganz besonders. Er spricht von sehr wertvollen und persönlichen Worten. Davon, dass die Zeilen in seinen politischen Erinnerungen einen ganz besonderen Platz einnehmen werden.
Gorbatschow lobt Waigels politischen Anteil am Ende des Kalten Krieges
Denn Absender war kein geringerer als Michail Sergejewitsch Gorbatschow, ehemaliger Generalsekretär der KPdSU und Staatspräsident der Sowjetunion. Hintergrund für den Briefwechsel war der 30. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung. Gorbatschow lobt in dem Schreiben Waigels politischen Anteil am Ende des Kalten Krieges. Der CSU-Politiker habe einen großen Beitrag dazu geleistet.
Persönliches Treffen wäre Gorbatschow lieber gewesen
„Lieber Theo, ich würde mich auch sehr freuen, Sie persönlich zu treffen, aber leider beschränken die Ärzte meine Freiheit stark, besonders jetzt, mitten in einer Pandemie“, schreibt Gorbatschow. Dem vorausgegangen war ein Schreiben Waigels, das seine Rede zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung in der Ottobeurer Basilika zum Inhalt hatte. Gorbatschows Reaktion darauf: Er sei rückblickend stolz darauf, dass sein Land es gewesen sei, das den ersten Impuls für diese Entwicklung gegeben hat. Sowohl Staatsmänner als auch die Zivilgesellschaft hätten damals erkannt, dass die Gefahr einer nuklearen Katastrophe mit einer Vernichtung der Menschheit nur durch gemeinsame Anstrengungen verhindert werden könne.
Brief bekommt Ehrenplatz im Haus Waigel
„Unseren jüngeren Zeitgenossen möchte ich wünschen, nützliche Lehren aus den Ereignissen einer nicht allzu langen Geschichte zu ziehen“, schreibt Gorbatschow weiter. Sein Brief endet mit den an Waigel gerichteten Worten: „Ich drücke Ihre Hand fest.“ Keine Frage: Dieser Brief wird einen Ehrenplatz im Hause Waigel bekommen.
