Bahnreisende in Türkheim wissen es längst: Wenn es länger regnet, dann müssen sie sich festes und wasserdichtes Schuhwerk anziehen, am besten Gummistiefel. Denn wenn der Regen kommt, steigt in der Unterführung zu den Gleisen im Türkheimer Bahnhof das Wasser. Mit etwas Glück – und je nach Regenmenge – schafft man es sogar einigermaßen trockenen Fußes, wenn man zwischen den knöcheltiefen Pfützen einen „Slalomlauf“ hinlegt. Regnet es jedoch heftiger und länger, dann steht die Unterführung immer wieder großflächig unter Wasser.
2018 wurde der neue Türkheimer Bahnhof eröffnet. Seither treten immer wieder Mängel auf
Solche gravierenden Baumängel an einem Bahnhof, dessen Umbau sich die Bahn einiges kosten ließ: Alle Baumaßnahmen haben immerhin stolze 6,4 Millionen Euro gekostet, ohne die Kosten für die Gleisarbeiten. Im Herbst 2018 wurde der umgebaute Türkheimer Bahnhof wieder in Betrieb genommen – schon wenige Wochen später berichtete unsere Zeitung erstmals über „Unzulänglichkeiten“. Und seither treten immer wieder Wasserschäden auf, die offenbar nicht in den Griff zu bekommen sind. Da schütteln viele Türkheimer und Bahnreisende den Kopf.
Die Bahn ist offenbar auch ratlos: Trotz mehrfacher Nachfragen war die zuständige Pressestelle zunächst nicht in der Lage, innerhalb einer Woche Stellung zu nehmen. Die Anfrage unserer Redaktion sei "bereits in der Recherche", eine Antwort werde "schnellstmöglich" geliefert. Die kam dann am Freitag und lautete wie folgt: "Die DB arbeitet gemeinsam mit einem neuen Dienstleister mit Hochdruck an der Behebung. Um die Entwässerung dauerhaft zu verbessern, lassen wir nochmals eine fachgerechte Reinigung der Rinnen, Freispülung der Rohre und eine Kamerabefahrung durchführen. In der Zwischenzeit entschuldigt sich die DB bei allen Reisenden für die Unannehmlichkeiten und bittet um Verständnis", ließ eine Pressesprecherin der Bahn wissen.

Ob sich MZ-Leser Dominic Hildebrandt über diese Antwort freut? Er kennt die Probleme am Türkheimer Bahnhof als regelmäßiger Bahnkunde nur allzu gut und hat sich diesbezüglich auch schon mehrfach an die Bahn gewendet und den Zustand bemängelt. Gleichzeitig hat er sich dann auch an unsere Redaktion gewendet, Fotos geschickt und auf die Missstände hingewiesen. Und dann ist es immer das Gleiche: Wir wenden uns mit der erneuten Klage an die Pressestelle der Bahn, müssen einige Tage vergeblich auf eine Reaktion warten, haken nach, bekommen eine tröstliche Antwort, dass die Angelegenheit noch in der Recherche sei und man sich schnellstmöglich melden werde.
Zuletzt im Herbst, als dann eine Firma anrückte, um das Wasser zu entfernen und auch die Abflüsse und Ablaufrinnen zu reinigen. „Der Anlagenverantwortliche dieses Bauwerks war zudem mit unserem Anlagenmanager vor Ort und hat sich die Situation angesehen", so eine Bahnsprecherin. Es habe eine Prüfung stattgefunden, ob ein Baumangel vorliege. „Wir bedauern die Einschränkungen für die Reisenden und entschuldigen uns für die entstandenen Unannehmlichkeiten“, heißt es in dem Schreiben. Bei akuten Einschränkungen oder Problemen an Bahnanlagen werden die Reisenden gebeten, die 3-S-Zentrale zu kontaktieren. Diese ist rund um die Uhr erreichbar unter 089/1308-1055.
Wasserschäden am Türkheimer Bahnhof nicht nur in der Unterführung
Nicht nur Dominik Hildebrandt versteht längst schon nicht mehr, warum die wirkliche Ursache für das eindringende Wasser nicht gefunden und behoben werden kann. Er ist inzwischen ratlos: Auch diesmal habe er wie von der Bahn gewünscht die “3-S-Zentrale” schnellstmöglich informiert mit dem Hinweis, doch mal „gründlich“ nachzuprüfen, was da wirklich los ist. „Wurde ja angeblich gemacht“, wundert sich Hildebrandt und fügt hinzu: „Sieht mir als Laie aber eher nach Mängeln in der Konzeption oder beim Bau aus.“ Und die Wasserpfützen seien ja nicht nur auf die Unterführung begrenzt, sondern auch in Bereichen, „in denen man sich aufhält, wenn es regnet“, so Hildebrandt, der einige aktuelle „Beweisfotos“ an unsere Redaktion geschickt hat.