Verwunschene Ruinen auf grünen Hügelkuppen, trutzige Mauern über nebelverhangenen Tälern und der Hauch vergangener Jahrhunderte in der klaren Bergluft – das Allgäu ist nicht nur ein Naturparadies, sondern auch eine Schatzkammer mittelalterlicher Baukunst. Über das gesamte Alpenvorland verstreut erzählen zahlreiche Burgen und Burgruinen von Ritterromantik, Legenden und dem Leben im Mittelalter.
Das sind die bekanntesten Festungen der Region - wo Geschichte lebendig wird und der Blick vom Zinnenrand weit in die Allgäuer Landschaft reicht.
Das sind elf der größten und bekanntesten Burgen im Allgäu
Die hier aufgelisteten Burgen zählen zu den größten und bekanntesten Festungen in der Region Allgäu. Jede einzelne Burg hat ihre Geschichte. Für ausführliche Informationen zu den jeweiligen Gemäuern einfach auf den entsprechenden Link klicken:
- Burg Sulzberg - "Die Lebendige"
- Alttrauchburg bei Weitnau - "Die Verborgene"
- Burg Falkenstein bei Pfronten - "Die Erhabene"
- Kronburg in Kronburg - "Die Prachtvolle"
- Burg Laubenbergerstein bei Immenstadt - "Die Geplünderte"
- Burg Hohenfreyberg und Burg Eisenberg - "Die Gewaltigen"
- Burg Syrgenstein bei Eglofs - "Die Sagenumwobene"
- Burg Ehrenberg bei Reutte - "Die Lukrative"
- Burg Helmishofen bei Kaufbeuren - "Die Zerstörte"
- Burg Langenegg bei Martinszell - "Die Verhexte"
- Burg Hopfen am See - "Die Älteste"

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Das Allgäu als Burgenregion
Insgesamt 300 Befestigungsanlagen und 60 erhaltene Burgen, Schlösser mit mittelalterlichem Kern und Burgruinen gibt es laut Joachim Zeune im Allgäu zu finden. Die meisten davon stehen dem deutschen Mittelalterarchäologen, Historiker und Burgenforscher zufolge im Oberallgäu, dicht gefolgt vom Ostallgäu. Außerdem gibt es noch etwa die dreifache Menge an Burgställen, also Burgen, von denen nur noch Spuren zu erahnen sind.
„Die Burgenregion Allgäu zeichnet sich durch eine beeindruckende Vielfalt an Burgentypen aus“, sagt der deutsche Burgenforscher Joachim Zeune. Dazu kommt das direkt ans Allgäu angrenzende Außerfern, das neun weitere Burganlagen zum Erkunden bietet. Der Großteil der Bauwerke kann zumindest von außen besichtigt werden, manche können Besucher auch von innen bestaunen.
Burgen dienten als Machtsymbol
Die Hochzeit der Burgen war gemäß Zeune das Hochmittelalter zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert. Die Objekte dienten vor allem als Machtsymbole und sollten den Status des Burgherren widerspiegeln. Dafür waren vor allem der Lageplatz der Burg sowie deren Größe entscheidend.
„Burgengeschichte ist Herrschaftsgeschichte. Wollen wir erfahren, wer die Allgäuer Burgen baute und bewohnte, müssen wir den mittelalterlichen Machtverhältnissen nachforschen“, sagt Zeune. Wer seine Herrschaft sichern und neue Siedlungsflächen erschließen wollte, sollte eine Burg besitzen. „Burgen zeigten schon weithin sichtbar, dass dort bereits ein Herr das Land in seiner Macht hatte“, erklärt der Forscher. Außerdem waren sie der Wohnsitz der Adelsfamilie, die vom jeweiligen Burgherren mit gewissen Aufgaben betraut war.
Burgen dienten somit als wirtschaftliche, verwaltungstechnische und kulturelle Zentren der umliegenden Dörfer. Außerdem wurden sie als Zollstationen an Flussübergängen und Straßenkreuzungen sowie als militärische Stützpunkte genutzt. Allerdings war der kriegerische Wert der Bauten äußerst gering, denn eigentlich waren die Burgen nicht passend für den Kampf gebaut.
Die Entwicklung des Burgenbaus im Allgäu
Der mitteleuropäische Burgenbau dominierte auch im Allgäu, weshalb außergewöhnliche Sonderformen bei den Burgen fehlten. "Unsere Burgen folgten den allgemeinen Trends im Burgenbau", sagt Zeune. Auffällig seien aber die zahlreichen viereckigen Haupttürme an den Burgen. "Einige Burgen zeigen gemäß unserer gebirgigen Landschaft auch spektakuläre Lageplätze", sagt der Forscher.
In der Region sind zudem einige Überreste von Erdhügelburgen aus dem frühen 12. Jahrhundert zu finden, die sogenannten „Motten“. Wie der Burgenforscher erklärt, waren dies früher hölzerne Bauten, die auf einem künstlich angelegten Erdhügel standen.
Neben den Motten gibt es auch zahlreiche kleine Burgställe in der Region, „die einst wohl eher befestigten Bauernhöfen als ‚richtigen‘ Burgen glichen“, sagt Zeune. Dabei gibt es im Allgäu eine Besonderheit: Die winzigen Burgställe sind besonders schwer zugänglich, da sie in „nur mühsam erreichbaren Höhenlagen“ zu finden waren.
Überblick: Die Burgen und Ruinen im Allgäu und Umgebung
Im Allgäu gibt es noch zahlreiche weitere Burgen und Burgruinen. Hier eine Übersicht über die mittelalterlichen Gemäuer, die es in der Region gibt:
Oberallgäu:
- Burg Burgberg
- Burg Laubenbergerstein bei Immenstadt
- Burg Werdenstein bei Immenstadt
- Burg Hugofels bei Immenstadt
- Burg Neuenburg bei Durach
- Burg Langenegg bei Martinszell
- Burg Rothenfels bei Immenstadt
- Burg Wolkenberg bei Wildpoldsried
- Burg Fluhenstein bei Sonthofen
- Burg Kalden bei Altusried
- Burg Rettenberg bei Rettenberg
- Burg Baltenstein bei Betzigau
- Burg Schönberg bei Betzigau
- Burg Alttrauchburg bei Kleinweiler
- Burg Wagegg bei Haldenwang
- Burg Ettensberg bei Blaichach
- Burg Sulzberg
- Burghalde in Kempten
Ostallgäu:
- Burg Falkenstein bei Pfronten
- Burg Hohenfreyberg bei Eisenberg
- Burg Eisenberg
- Burg Kemnat bei Kaufbeuren
- Burg Helmishofen bei Kaltental
- Burg Hopfen am See
- Burg Nesselburg in Marktoberdorf
- Burg Seeg-Burk
- Hohes Schloss Füssen
- Schloss Neuschwanstein
- Schloss Weizern bei Eisenberg
- Schloss Hohenschwangau
- Schloss Hopferau
Unterallgäu:
- Kronburg
- Hohes Schloss Bad Grönenbach
- Mindelburg bei Mindelheim
Baden-Württembergisches Allgäu:
- Burg Neuravensburg bei Wangen
- Burg Ratzenried bei Argenbühl
- Burg Praßberg bei Wangen
Westallgäu:
- Burg Ellhofen bei Weiler-Simmerberg
- Schloss Syrgenstein bei Heimenkirch
Österreich:
- Burg Ehrenberg bei Reutte (Tirol)
Ein Blick hinter die Burgmauern im Allgäu
Im Rahmen der Serie „Burgen im Allgäu“ hatte die Redaktion der Allgäuer Zeitung 2020 elf markante und geheimnisvolle Bauwerke aus dem Mittelalter vorgestellt und dabei den Mittelalter-Archäologen Joachim Zeune zu Rate gezogen.
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