Er wirkt bei einer ersten Begegnung eher nüchtern und rational. Wenn es aber um den Wald-Wild-Konflikt geht, kann er kämpfen wie ein Löwe für den von ihm so geschätzten und geliebten Wald: Dr. Ulrich Sauter, Chef der Forstverwaltung im Bereich des Amtes für Landwirtschaft Kempten/Oberallgäu und Autor des erst kürzlich erschienenen Buches „Generationenvertrag Wald“. Bald geht er in den Ruhestand.
Ein Drittel Fichte, Tanne und Buche
Auf einer Wanderung durch den Forst entlang der Gunzesrieder Ach bei Blaichach im Oberallgäu lernen wir Sauter von einer ganz anderen Seite kennen. Da ist er nicht mehr der Chef einer 35-köpfigen Forstverwaltung, der Wald-Manager und Organisator einer Behörde. Plötzlich bleibt er stehen, schnauft tief durch und sagt: „Eine Freude, wie das hier wächst.“ Es ist das Waldbild an dieser Stelle, das den Naturfreund so begeistert. „So stellen wir uns den Mischwald der Zukunft vor“, sagt der 64-Jährige. In dieser Höhenlage jeweils etwa ein Drittel Fichte, Tanne und Buche. Nur dann sei der Wald angesichts des Klimawandels zukunftsfähig – wenn die Jäger gleichzeitig den Wildbestand ausreichend in Grenzen hielten und so eine Naturverjüngung ermöglichten.
"Der Wald war mein Abenteuerspielplatz"
Sauters Liebe zum Wald ist ihm quasi in die Wiege gelegt worden. Aufgewachsen ist er in einem Forsthaus in Augsburg, dort war der Vater Förster. „Der Wald war mein Abenteuerspielplatz“, blickt Sauter dankbar auf seine Kindheit zurück. Nach einem Studium der Forstwissenschaften mit Promotion kam er zur Bayerischen Forstverwaltung. Seit 2005 ist er Bereichsleiter Forsten am Landwirtschaftsamt und gleichzeitig stellvertretender Behördenleiter. Schon 2000 und davor hatte Sauter Vorträge über den Klimawandel gehalten. „Damals bin ich manchmal noch ausgelacht worden“, sagt er und wundert sich, „wie schnell uns das getroffen hat“.
Sauter legte sich mit der Jagd-Lobby an
Mit seinem Engagement für den Wald hat sich Sauter nicht nur Freunde gemacht. Wenn nötig, legte er sich mit der Jagd-Lobby an und fand gegenüber Politikern deutliche Worte. Das alles liege nun aber hinter ihm. Er will sich selbst nicht loben, gibt aber zu: Auf die Arbeit der Bergwaldoffensive im Oberallgäu sei er ein klein bisschen stolz. Es sei wohl eher unüblich, dass eine Behörde so offensiv an die Öffentlichkeit geht und versucht, „die Menschen für den Wald zu begeistern“. Genau das sei aber wichtig, auch um große Zusammenhänge zu erklären.
Und genau das hat Sauter mit seinem gut verständlichen, emotionalen Buch gemacht, das heuer erschienen ist – sein Vermächtnis sozusagen. Nicht wissenschaftlich- nüchtern, sondern streckenweise sehr emotional. Sauter sagt: „Ohne Emotionen kommen Sie nicht an die Menschen heran.“
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