Die Crew des bekannteste Helikopter im Allgäu hat Verstärkung: Wenn Christoph 17 zu Rettungsflügen in den Himmel steigt, ist "Hubsi" neuderings mit an Bord. Das süße Hubschrauber-Maskottchen bekommt jedes schwer kranke oder verletzte Kind, das von den Luftrettern in ein Krankenhaus geflogen wird. "Solche Einsätze sind sowohl für die Jüngsten als auch für deren Eltern mit sehr großen Sorgen und mit viel Aufregung verbunden", sagt der teamleitende Notarzt Marius Forster. "Da tut es gut, wenn man einen kleinen Freund an seiner Seite hat", sagt der 38-Jährige. Mit Hilfe der Familienstiftung Rauch aus Haldenwang wurde die plüschige Begleiter finanziert. Jedes Kind darf seinen Hubsi behalten.
Christoph 17 fliegt erneut 1650 Einsätze in einem Jahr - etwa 350 davon führen in alpines Gelände
Damit bleibt auch ein positiver Bezug zu dem orangfarbenen Christoph 17, der mehrmals täglich von seinem Hangar am Flugplatz Kempten-Durach ausschwärmt. 1650 Einsätze flog die Christoph-17-Crew in diesem Jahr bereits. Etwa 350 davon spielten sich im alpinen Gelände ab. Dabei kam 150 Mal die moderne Seilwinde zum Einsatz. Mit ihr wurde der Rettungshubschrauber im Mai 2021 ausgestattet. Damit können Verletzte noch schneller und sicherer an Bord geholt werden, ohne dass gelandet werden muss. Kurios: die Zahlen sind fast identisch mit denen des Vorjahres.
"Sie zeigen, wie wichtig die Arbeit unseres Teams ist", sagt Forster. Insgesamt umfasst die Christoph-17-Crew 15 Notärzte, 15 Piloten der Bundespolizei sowie fünf Notfallsanitäter vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) Oberallgäu. Vor allem im Winter wird ihre Arbeit immer wieder durch das Wetter erschwert. Bei dichtem Nebel oder starkem Sturm muss präzise abgewogen werden. "Wir machen alles, was möglich ist. Aber die Sicherheit geht vor", sagt Forster. Wenn der Hubschrauber nicht fliegen kann, wird auf "bodengebundene" Rettung gesetzt. Sie erfolgt mit Rettungswagen oder - im alpinen Gelände - auch zu Fuß. Freude und Leid liegen für oft nahe beinander. Zu entscheidenden Faktoren werden Wetterlage und Zeit.
Rettungshubschrauber Christoph 17: Zwei Faktoren, sind für die Retter besonders wichtig
So glückte diesen Sommer die Rettung eines Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand am Imberger Horn, weil sich in der Nähe des Unglücksortes zufällig eine Bergwacht-Mannschaft bei einer Übung befand. Ihr gelang die sofortige Wiederbelebung, ehe der Mann bei stabilen Wetterbedingungen mit dem Hubschauber in die Klinik geflogen wurde. Zwei Tage später konnte er sie wieder verlassen.
Dagegen endete ein anderer Einsatz, diesmal an der Kemptner Hütte, tragisch. Dort erlitt ein Patient ebenfalls einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Doch an diesem Tag machte extrem dichter Nebel in den Höhelagen den direkten Anflug unmöglich. Statt dessen eilte eine Notärztin zu Fuß über den Sperrbachtobel nach oben. Ihr Kollege wurde mit der Materialseilbahn nach oben transportiert. Trotz der intensiven Bemühungen kam die Hilfe zu spät. Der Patient starb. Momente wie dieser setzen den Rettern zu.
Herzprobleme oder Kreislaufversagen gehören laut Bergwacht Bayern neben Abstürzen zu den Haupttodesarten in den Bergen. "Teils treten sie völlig überraschend auf", sagt Forster. Teils trügen aber auch Überlastung oder eine Vorerkrankung dazu bei. Er rät zu einer realistischen Selbsteinschätzung. Das gelte auch spätestens ab einem Alter von 50 plus auch für Wanderer oder Skitourengeher "Das absolute Alter entspricht nicht immer dem biologischen."
Doch wie alt ist eigentlich die Luftrettung im Allgäu? "Im kommenden Jahr gibt's einen Schnapszahl-Geburtstag. Da wird sie 44 Jahre alt", sagt Marius Forster lächelnd. Übrigens: In Deutschland heißen sämtliche Rettungshubschrauber „Christoph“ – zu Ehren des Heiligen Christophorus. Er gilt als Schutzpatron der Reisenden und Fahrzeugführer.
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