Es waren schlechte Nachrichten für alle Skifahrer und Snowboarder in der Region: Ende vergangener Woche beendeten die großen Skigebiete im Allgäu am Nebelhorn bei Oberstdorf, im Tannheimer Tal und im Kleinwalsertal in Österreich offiziell die Saison. Lange hatte man bei den Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalsertal (OK) noch auf eine Öffnung zu Ostern gehofft.
Doch wegen steigender Inzidenzwerte, Virusmutationen und strikter Lockdown-Regeln in Bayern zogen die Betreiber einen Schlussstrich. Kurzfristig sei der Aufwand für die Öffnung der Lifte und Skigebiete im April immens und nicht rentabel, teilten die Verantwortlichen mit.
Skilift Balderschwang: Betreiber stinksauer auf Politik
Auch für Thomas Fischer ist die Skisaison 2020/21 schon beendet - ohne dass sie für den Betreiber der Skilifte in Balderschwang je begonnen hatte. Jetzt noch Personal zu bezahlen, nur um an Ostern einige Tage zu öffnen, das sei nicht gewinnbringend. Fischer wartet eigenen Angaben zufolge noch immer auf die Auszahlung der staatlichen Corona-Hilfen. "Politisch ist das ein Versagen auf ganzer Linie", sagt er.
Er sei nicht mehr nur enttäuscht, mittlerweile herrsche Frustration und Unverständnis. "Wir haben alles gemacht, was von uns verlangt wurde. Hygienekonzepte und so weiter, solche Auflagen sind für uns mit Kosten verbunden, aber Einnahmen haben wir keine", sagt Fischer.
Skilift in Eschach: Auch ein Liftbetrieb an Ostern könnte das Geschäft nicht mehr retten
Sehr ähnlich beschreibt auch Rupert Schön, Betreiber der Eschacher Liftbetriebe in Buchenberg, die Situation. "Wenn wir zu Ostern öffnen, geht es nur noch um den Spaß", sagt er auf Anfrage von allgaeuer-zeitung.de. Schwarze Zahlen zu schreiben, diese Hoffnung habe er für die aktuelle Saison schon lange begraben. Auch Schön ist sauer. "Zuerst hieß von der Politik, wir dürfen Ende Dezember öffnen. Anschließend war es der Januar, dann Februar. Wir wurden immer wieder nur vertröstet", sagt er.
Falls doch noch eine Corona-Öffnung für bayerische Liftbetreiber kommen sollte und die Schneelage passt, würde Schön öffnen. An der finanziellen Lage ändere aber auch das nichts mehr.

In der Hoffnung auf eine Skisaison haben Schön und seine Frau immer wieder ihr Hygienekonzept den aktuellen Regelungen angepasst und viel investiert. Auch die Pisten haben sie beschneit, schließlich wollten sie für den Start bereit sein. Am Ende alles für nichts, sagt Schön. "Hätten wir gewusst, dass wir in dieser Saison nie öffnen dürfen, hätten wir uns viel erspart." Um laufende Kosten zu decken, habe seine Frau sogar eine Eigentumswohnung der Familie verkaufen müssen.
Seit 60 Jahren betreibt die Familie den Lift, "aber so etwas haben wir noch nie erlebt." Schön fühlt sich - wie viele Liftbetreiber, Gastronomen und Hoteliers - von der Politik allein gelassen. "Warum fahren Lifte in Österreich oder im Sauerland in Hessen, aber bei uns in Bayern, wo so viele Menschen vom Tourismus leben, geht es nicht?", sagt er. Noch einen Ausfall von 100 Prozent könnten sie sich im nächsten Jahr nicht leisten.
Ronsberger Bürger konnten ihren Skilift aus der Corona-Krise retten
Entspannter ist die Lage mittlerweile am Skilift in Ronsberg. Liftbetreiber Werner Bürgel stand in dieser Saison schon kurz vor dem Aus, doch dann kam die Rettung aus der Ronsberger Bevölkerung. "Das hat uns gezeigt wie viele Menschen doch an unserem kleinen Skilift hängen", sagt er. Die vielen Spenden seien ein großer Ansporn gewesen weiterzumachen, vor allem aber retteten sie den Skilift in die nächste Saison. Das Geschäft zu Ostern sei laut Bürgel auch vor Corona uninteressant gewesen, dafür gebe es in dem Ort im Ostallgäu zu dieser Zeit einfach zu wenig Schnee.
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"Auch unsere Einnahmen sind in dieser Saison komplett ausgefallen, der Unterschied ist aber: Wir müssen davon nicht leben, sondern betreiben den Lift als Hobby", sagt Bürgel. Er fühle mit den Liftbetreibern, die in der aktuellen Situation ihren Lebensunterhalt damit bestreiten müssten. Wie auch Schön von den Schwärzenliften bemängelt Bürgel die Corona-Hilfen für die Branche. Die Erstattung für die ausbleibenden Einnahmen in den Saisonmonaten decke niemals die laufenden Kosten, die über das gesamte Jahr entstehen, sagt er. Bürgel hofft, dass ein Betrieb in der kommenden Saison wieder möglich sein wird: "Alles zu, ohne wenn und aber, das kann nicht noch einmal funktionieren."
Einige Liftbetreiber hoffen auf frühe Sommersaison im Allgäu
Besonders frustrierend für die Liftbetreiber: Gut besucht waren die Skigebiete im Allgäu in diesem Winter trotz der Corona-Beschränkungen. Viele Menschen kamen zum Rodeln nach Ronsberg oder nach Eschach, oder sind für die Abfahrt mit den Ski den Berg nach oben gelaufen. "Oft waren hunderte Menschen da, alles lief unkontrolliert ab. Hätten wir mit Hygienekonzept öffnen können, wäre das nicht nur finanziell gut gewesen, sondern auch für die Gesundheit der Menschen", sagt Bürgel. Dem stimmt Rupert Schön von den Eschacher Liftbetrieben zu. Auch jetzt liegen dort wieder knapp 20 Zentimeter Schnee, das ziehe die Menschen an. Eine Öffnung im Sommer bringe seinem Betrieb nichts. "Wir sind auf das Wintergeschäft angewiesen, das jetzt komplett weggefallen ist", sagt Schön.

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Anders sieht es da in Allgäuer Skigebieten wie Nesselwang oder Bolsterlang aus. Hier fahren die Bergbahnen auch im Sommer. Ralf Speck von der Alpspitzbahn in Nesselwang hofft auf eine Öffnung für den Sommerbetrieb ab Ostern. Auch Wilfried Tüchler, Geschäftsführer der Hörnerbahn im Oberallgäuer Bolsterlang, will den Betrieb aufnehmen. „Entweder mit Skibetrieb, falls genug Schnee liegt, oder für Fußgänger“, sagt er.
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