Wegen Mordes muss sich ab Dienstag, 26. Januar, ein 38 Jahre alter Mann vor der Großen Strafkammer des Kemptener Landgerichts verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt ihm zur Last, am 6. Juli vergangenes Jahres in einem Linienbus bei Obergünzburg (Ostallgäu) seine von ihm getrennt lebende Ehefrau mit einem Küchenmesser erstochen zu haben. Die 26-jährige Frau erlitt zahlreiche Schnittwunden und für sie kam jede Hilfe zu spät. Sie starb kurze Zeit, nachdem sie in eine Klinik gebracht worden war. Der 38-Jährige besitzt die afghanische Staatsbürgerschaft.
Das getrennt lebende Paar hatte vier gemeinsame Kinder, die nach dem Tod der Mutter vom Jugendamt versorgt worden waren. Bereits Ende 2019 hatte sich das Paar getrennt und der Mann war aus der gemeinsamen Wohnung zurück in eine Flüchtlingsunterkunft gezogen. Zuvor hatte es offensichtlich schon mehrfach verbale und körperliche Auseinandersetzungen gegeben.
Trotz Kontaktsperre in Bus aufgelauert
Am Tattag im vergangenen Sommer hatte der Mann seine Ex-Ehefrau im Linienbus aufgelauert, obwohl ihm eine Kontaktsperre auferlegt worden war. In dem Linienbus stach er dann spontan auf seine völlig arglose Frau ein. Das hat die Staatsanwaltschaft als Mord gewertet. Zudem lautet die Anklage auf gefährliche Körperverletzung und Bedrohung. Die Bluttat hatte in Obergünzburg Entsetzen ausgelöst.
Während der Tat saßen im Linienbus, der von Kempten nach Obergünzburg unterwegs war, noch zehn Kinder zwischen elf und 18 Jahren sowie ein weiterer Erwachsener. Ihnen war laut Polizei nach der Tat eine psychologische Betreuung angeboten worden. Die afghanische Familie hatte seit November 2015 in der Ostallgäuer Gemeinde gewohnt.
Urteil für Mitte Februar erwartet
Der am Dienstag beginnende Prozess ist auf vier Tage angesetzt. Wegen der Corona-Regeln stehen im Zuhörerraum des Sitzungssaals nur wenige Plätze für Prozessbeobachter zur Verfügung. Ein Urteil wird für den 16. Februar erwartet.