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Carlo Alberto Carutti ist tot - Er verkuppelte die Geigenbauerstädte Füssen und Cremona

Nachruf

Carlo Alberto Carutti ist tot - Er verkuppelte die Geigenbauerstädte Füssen und Cremona

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    Carlo Alberto Carutti trägt sich bei der Feier zur Besiegelung der Partnerschaft der Geigenbauerstädte Cremona und Füssen im Juli 2018 ins Goldene Buch der Stadt Füssen ein. Neben ihm der damalige Füssener Bürgermeister Paul Iacob, mit dem ihn bis zuletzt eine tiefe Freundschaft verband.
    Carlo Alberto Carutti trägt sich bei der Feier zur Besiegelung der Partnerschaft der Geigenbauerstädte Cremona und Füssen im Juli 2018 ins Goldene Buch der Stadt Füssen ein. Neben ihm der damalige Füssener Bürgermeister Paul Iacob, mit dem ihn bis zuletzt eine tiefe Freundschaft verband. Foto: Markus Röck

    Carlo Alberto Carutti ist tot. Er schlug die Brücke zwischen den Geigenbauerstädten Füssen und Cremona und hatte großen Anteil daran, dass weltweit bekannt bleibt, dass eine der Wiegen des Instrumentenbaus am Lech steht. Dafür dankte ihm die Stadt Füssen, indem sie ihm 2014 ihren Kultur- und Kunstpreis verlieh.

    Ende vergangner Woche ist Carlo Alberto Carutti in seiner Heimatstadt Mailand verstorben, wie der frühere Füssener Bürgermeister Paul Iacob nun mitteilt. Er hatte auch nach seiner Amtszeit den Kontakt zu Carutti gehalten. „Bei meinem letzten Besuch im Oktober 2021 konnte ich ihn noch als einen geistig äußerst aktiven, körperlich leicht eingeschränkten Senior erleben“, schreibt Iacob. „Er verstarb im hohen Alter von 98 Jahren und wird immer einen Platz in meinem Herzen und meinen Erinnerungen behalten.“

    Otto Bihlers Maschine zog den italienischen Ingenieur ins Ostallgäu

    Caruttis Kontakte ins Füssener Land begannen 1957: Eine neue Maschine, die Werkzeugmacher Otto Bihler in einer Garage entwickelt hatte, interessierten den italienischen Ingenieur und lockte ihn über die Alpen. Auch zur Familie Bihler hielt sein Kontakt über Jahrzehnte. So lernte er bei einer Hausmesse der Firma Bihler 2009 den damaligen Füssener Bürgermeister Paul Iacob kennen und gewann ihn für seine Idee eines Brückenschlags zwischen den Geigenbausmetropolen Füssen und Cremona. Denn neben der Technik galt Caruttis Liebe der Musik: Sein erstes Instrument als Kind war eine Ukulele, als 16-Jähriger versetzte er seine geliebte Märklin-Modelleisenbahn, um sich eine Gitarre leisten zu können. Und in den 1940er Jahren griff er bei einem Mailänder Gipsy-Jazz-Quintett in die Saiten.

    Carlo Alberto Carutti trug viel beachtete Ausstellungen zusammen

    Über die Jahre trug er eine der schönsten privaten Instrumenten-Sammlungen Europas zusammen. Dabei ging es ihm aber nie alleine um das Haben, er wollte seine Leidenschaft immer mit anderen teilen. Auf diese Weise kam auch das Museum der Stadt Füssen schon zu mehreren viel beachteten Ausstellungen: „Cremona. 500 Jahre Metropole des Geigenbaus“ erlebten die Besucher im Jahr 2012. Zwei Jahre später folgten Zupfinstrumente wie Lauten, Gitarren und Mandolinen aus Caruttis Sammlung. Die hatte er inzwischen dem Museum Civico in Cremona geschenkt, damit sie der Öffentlichkeit gezeigt wird. Dass sich parallel in Cremona Ausstellungen mit dem Instrumentenbau in Füssen befassten, führte zu einem regen Austausch der beiden Städte, die schließlich 2018 feierlich und förmlich ihre Partnerschaft besiegelten. Natürlich war Carutti auch da dabei. Die Beziehung der beiden Städte sei ein Traum von ihm gewesen, hatte er bei der Verleihung des Füssener Kulturpreises bekannt. Dass diese gelang, mache ihn sehr, sehr zufrieden.

    Neues Standartwert über Füssener Lauten- unhd Geigenbau

    Carutti hatte auch dazu beigetragen, dass 2017 das neue Standardwerk „Füssener Lauten- und Geigenbau europaweit“ erschien. Es zeigt auf, wie die Instrumentenbauer vom Lech den Instrumentenbau und -handel auf dem gesamten Kontinent maßgeblich beeinflussten. Bis hin nach Cremona, dessen Geigenbauer wie Antonio Stradivari und Nicola Amati die bis heute gültigen Maßstäbe setzten. Tief bewegt und hoch erfreut war Carutti, als ihm der damalige Bürgermeister Iacob und der ehemalige Kulturamtsleiter und Mitautor Thomas Riedmiller ein Exemplar nach Italien brachten. Carutti sorgte auch dafür, dass das Werk nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Italienisch übersetzt wurde, indem er die Übersetzung organisierte und finanzierte.

    Lesen Sie auch: Iacob initiiert Spendenaktion für Cremona

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