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Fußball EM 2021: Deutschland vs England - Stimmen aus dem Allgäu zum Aus der Nationalelf im Achtelfinale

Fußball-EM 2021

"Der absolute Wille war bei den Engländern mehr zu spüren" - So analysieren Allgäuer Trainer das EM-Aus

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    Die Allgäuer Fußball-Experten Matthias Günes (Trainer des TSV Kottern, rechts) und Frank Wiblishauser (Ex-Profi) analysieren die Niederlage von Deutschland im EM-Achtelfinale gegen England.
    Die Allgäuer Fußball-Experten Matthias Günes (Trainer des TSV Kottern, rechts) und Frank Wiblishauser (Ex-Profi) analysieren die Niederlage von Deutschland im EM-Achtelfinale gegen England. Foto: John Sibley, picture alliance/dpa/POOL Reuters (Montage: AZ)

    Schade finden es die Allgäuer Fußballtrainer Frank Wiblishauser und Matthias Günes, dass die deutsche Nationalmannschaft im EM-Achtelfinale England 0:2 unterlag. Ihnen fehlte die Leidenschaft, der Biss. Sie sehen England als verdienten Sieger dieser Partie an. Lesen Sie hier ihre Fußball-Analyse nach dem Achtelfinale der Europameisterschaft.

    Das sagt unser Experte Frank Wiblishauser zum EM-Aus von Deutschland

    Unser Experte Frank Wiblishauser war selbst Fußball-Profi, seine Stationen hießen Bayern München, 1. FC Nürnberg, Koblenz und St. Gallen. Im Allgäu trainierte er bereits seinen Heimatverein TV Bad Grönenbach. Zu der Niederlage von Deutschland gegen England sagt er:

    Die Deutschen sind sehr gut ins Spiel gekommen und hatten zu Beginn alles unter Kontrolle. Dann kam auch gleich die große Chance für Goretzka, die durch ein Foul vereitelt wurde. Das war meiner Meinung nach keine rote Karte. Die Gelbe war in Ordnung.

    Leider hat sich dann in der ersten Halbzeit das Blatt ein bisschen gewendet und es wurde ausgeglichener. Kurz vor der Halbzeit kam dann die Chance für die Engländer durch Kane, die Hummels mit einer Powergrätsche vereitelt hat.

    Das sagt Frank Wiblishauser zur zweiten Halbzeit der EM-Partie Deutschland - England

    Die zweite Halbzeit gab ein ähnliches Bild ab - alles im Griff. Timo Werner hatte dann auch eine gute Möglichkeit, mit der das Team in Führung hätte gehen können. Aber man hat dann schon gemerkt, dass die Engländer brutal durch die Zuschauer gepusht wurden. Klar, dass man am Ende vom Spiel Risiken eingeht, durch Müller nicht zum Ausgleich kommt und ein Stück weit Möglichkeiten zulassen muss, das ist fast schon das Resultat daraus.

    Trotz allem glaube ich, dass die Deutschen definitiv weiter kommen hätten können. Schade, dass es für Jogi so endet, dass er mit seinem Team schon im Achtelfinale herausgeflogen ist. Aber der absolute Wille war bei den Engländern mehr zu spüren und dementsprechend haben sie das Spiel zu ihren Gunsten entschieden. Mit Hansi Flick gibt es jetzt einen Neuanfang und dann schauen wir, dass es bei der nächsten WM vielleicht weiter geht.

    Das sagt der Trainer des TSV Kottern, Matthias Günes zur EM-Partie Deutschland - England

    Die deutsche Nationalmannschaft hat mit drei Änderungen in der Startaufstellung versucht, mehr Stabilität ins Zentrum zu bringen und durch Werner mehr Läufe in die Tiefe. Das mit der Stabilität hat weitgehend funktioniert. Gemessen am Ballbesitzanteil konnte Werner allerdings viel zu selten in die gewünschten Räume gebracht werden.

    Gareth Southgate hat sein Team komplett der deutschen Mannschaft angepasst und überwiegend Mann gegen Mann agiert. Das hat dazu geführt, dass Deutschland - wie schon gegen Frankreich - meist in ungefährlichen Räumen agierte.

    Gemessen an den Achtelfinals davor, bei denen es leidenschaftlich und teilweise wild hin und her ging, war das Spiel England – Deutschland sehr enttäuschend. Beide Teams waren extrem auf Sicherheit aus und deshalb war sehr wenig Tempo im Spiel. Daraus resultierten entsprechend wenige Aktionen in Tornähe bei beiden Teams.

    Das ist nach Ansicht von Matthias Günes der Grund für die EM-Niederlage von Deutschland

    Entscheidend war letztendlich ein Fehlerbild, dass Deutschland schon in den Spielen davor gezeigt hatte: Rüdiger trifft eine falsche Entscheidung und gewinnt seinen Zweikampf nicht, als er aus der Kette rückt. Ginter und Kimmich kommen nicht rechtzeitig in die defensive Grundordnung und so herrscht Chaos - obwohl Deutschland viel mehr Spieler in Ballnähe hat.

    Auch das zweite Gegentor fällt in der größten Schwachstelle des Turniers: Kimmich und Ginter. Die beiden waren extrem überfordert mit dem Wechsel zwischen Viererkette in Ballbesitz und Fünferkette in der Defensive. England hat das im entscheidenden Moment bestraft.

    Alles in allem ein verdienter Sieg für England, ohne ein überragendes Spiel gemacht zu haben. Deutschland war in diesem Spiel nicht überzeugt vom eigenen Spiel und hat zugelassen, dass es am Ende durch eine einzelne Aktion entschieden wird. Das muss sich die Mannschaft selbst ankreiden.

    Fußball-Experte Matthias Günes fehlt die Leidenschaft bei den deutschen Nationalspielern

    Mir persönlich hat in diesem Spiel in der heißen Phase im zweiten Durchgang der Schuss Irrationalität gefehlt, der unsere Nationalmannschaft in Turnieren oft weit trägt. Bei großen Erfolgen zeigen die Teams Leidenschaft und rücken vom Plan ab, um Dinge zu erzwingen. Das ist eine große Fähigkeit, wenn der eigentliche Plan nicht aufgeht. Italien hat das gegen Österreich gezeigt oder die Schweiz in den letzten zehn Minuten gegen Frankreich. 2014 kann ich mich an die Spiele gegen Algerien oder Frankreich erinnern, in denen das Deutschland auch gemacht hat.

    In jungen Jahren spielte Löw beim Zweitligisten SC Freiburg. Von 1978 bis zur Saison 1980/81 erzielte er für die Freiburger 18 Tore. Nach einem "Ausflug" zum VfB Stuttgart und zu Eintracht Frankfurt wechselte er zurück zu seinem alten Verein und spielte danach auch noch unter anderem für Karlsruhe.
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    Das ist mein großer Kritikpunkt an der Mannschaft und das hat, entgegen aller anderen Kritikpunkte der meisten Fans nach dem Spiel, nichts mit Jogi Löw zu tun. Mit Sicherheit hat auch der Bundestrainer einen großen Anteil am Scheitern. Aber ich kann nichts damit anfangen, wenn man hinterher alles besser weiß. Löw hatte seine Ideen und die haben nicht funktioniert. Fertig!

    Das erhofft sich Trainer Matthias Günes von den nächsten Turnieren

    Vielmehr waren im Lauf des Turniers andere Dinge zu erkennen. Gewünschte Säulen wie Rüdiger, Gnabry, Kimmich oder Havertz haben nicht das bringen können, was man sich nach der Saison mit Chelsea und Bayern erhofft hat. Dennoch hoffe ich, dass die Turniererfahrung den Spielern bei den weiteren Turnieren hilft. Auch die übrigen Spieler sind, abgesehen von einzelnen Ausreißern, leider nie über solide Leistungen hinausgekommen. Daher muss man anerkennen, dass diese Mannschaft in Kombination mit der schwierigen medialen Situation um Löw nicht mehr verdient hat als dieses Achtelfinale.

    Ich hoffe, mit Flick und den gesammelten Erfahrungen der jungen Spieler schaffen wir es, in Deutschland wieder ein Team für alle zu formen und für die WM 2022 beziehungsweise die EM 2024 bessere Voraussetzungen zu schaffen. Allerdings hätte die Qualität meiner Überzeugung nach schon jetzt für mehr reichen können. Insgesamt finde ich die Europameisterschaft von der Qualität und dem Unterhaltungswert super. Schade, dass wir uns für unsere Verhältnisse früh verabschieden mussten.

    Lesen Sie auch: So bewerten unsere Fußball-Experten das EM-Spiel der Nationalmannschaft gegen Portugal

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