Spektakuläre Felsformationen, imposante Wasserfälle oder mystische Schluchten: Die Natur hat über Jahrmillionen so manches geologisches Kunstwerk erschaffen.
In den letzten Jahren hat das Landesamt für Umwelt in Bayern die 100 schönsten und wertvollsten Geotope des Freistaats mit der Bezeichnung „Bayerns schönste Geotope“ ausgezeichnet. Die Kriterien dabei: Schönheit, Seltenheit, Eigenart oder ein besonders hoher wissenschaftlicher Wert. Unter den 100 schönsten Geotopen Bayerns sind auch einige Allgäuer Kunstwerke der unbelebten Natur.
Diese Allgäuer Orte zählen zu den „schönsten Geotopen in Bayern“
- Lechfall und Klamm bei Füssen
- Dengelstein im Kemptner Wald
- Scheidegger Wasserfälle
- Breitachklamm bei Oberstdorf
- Teufelsküche Obergünzburg
- Eistobel bei Grünenbach/Maierhöfen
- Flysch im Röthenbachtal
- Helvetikum bei Burgberg
- Nagelfluh am Hochgrat
Lechfall und Klamm bei Füssen
Der Lechfall gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten im Allgäu. Zu Füßen des Schlosses Neuschwanstein stürzt sich der Lech spektakulär über insgesamt fünf Stufen in die Tiefe. Nach rund zwölf Metern fließt er dann in die Lechschlucht, die der Fluss über Jahrtausende in den Fels geschnitten hat. Das Besondere am Lechfall: Im gesamten Alpenraum gibt es keinen größeren Alpenfluss mehr, der so ungehindert durch eine Schlucht fließen kann.
Der Lechfall ist zum Ende der letzten Eiszeit entstanden. Mit dem Ende der sogenannten Würm-Eiszeit zogen sich die Gletscher allmählich zurück und bildeten zunächst den Pfrontener See, der sich über das Lech- und Vilstal bis nach Pfronten erstreckte. Den Überlauf des Sees bildete damals der Lechfall. Von hier stürzten die Wassermassen rund 100 Meter in die Tiefe und ergossen sich in den sogenannten Füssener See.

So erreichen Sie den Lechfall und die Lechschlucht:
Von Füssen geht es auf der B17 ein kurzes Stück in Richtung der deutsch-österreichischen Grenze. Rund 700 Meter vor der Grenze befindet sich auf der rechten Seite der Parkplatz des Lechfalls.
Der Dengelstein im Kemptner Wald
Der Dengelstein im Kemptner Wald misst eine Höhe von rund neun Metern und dürfte ein Gewicht von rund 3735 Tonnen haben. Er ist der größte noch erhaltene Findling im gesamten Gebiet des Kemptner Waldes und wurde vom Illergletscher an seinen heutigen Standort transportiert. Der Illergletscher selbst erreichte vor rund 20.000 Jahren seine maximale Ausdehnung und endete kurz vor Bad Grönenbach im Unterallgäu.
Ursprünglich dürfte der Dengelstein im Kemptner Wald in der Würmeiszeit am Rottachberg bei Immenstadt abgebrochen sein und wurde durch die Bewegungen des Eises transportiert. Wie viele andere Findlinge in der Region besteht der Dengelstein aus sogenanntem Nagelfluh-Gestein.

Vermutlich galt der Dengelstein in der Vergangenheit als Kult- und möglicherweise auch als Opferstätte. Der Name „Dengelstein“ geht auf eine Sage zurück, laut der der Teufel immer dann seine Sense an dem Findling dengelt, wenn dramatische Ereignisse bevorstehen.
Wo liegt der Dengelstein?
An der Autobahnabfahrt der A7 bei Betzigau geht es zunächst in Richtung Betzigau. An der ersten Abzweigung biegen Sie rechts und dann sofort wieder links in Richtung Motzen/Schweikarts ab. Etwa einen Kilometer nach Schweikarts geht es rechts in Richtung Betzenried und ist ab der Ortschaft ausgeschildert.
Was ist Nagelfluh?
Nagelfluh entsteht aus dem abgetragenen Gestein von Flüssen und Gletschern, das sich beispielsweise in Senken und Flussbetten ansammelt. Diese werden durch natürliche Bindemittel, wie Kalk, unter Druck zusammengepresst und verklebt. Hierdurch entsteht ein hartes Gestein, das aussieht, als hätte man Nägel hineingeschlagen.
Scheidegger Wasserfälle
Die Scheidegger Wasserfälle zählen ebenfalls zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten im Allgäu und liegen einige Kilometer vor der Stadt Scheidegg im Landkreis Lindau. Über zwei Stufen stürzt dort der Rickenbach rund 40 Meter in die Tiefe. Vor Ort gibt es mehrere Wanderwege und Aussichtsplattformen. Das Geotop gehört zu den Westallgäuer Wasserwegen.
Anfahrt zu den Scheidegger Wasserfällen
An der Autobahn 96 nehmen Sie die Ausfahrt Scheidegg und folgen dann der B 308 in Richtung Lindenberg und Immenstadt. Rund zweieinhalb Kilometer vor Scheidegg sind die Wasserfälle dann ausgeschildert. Vor Ort gibt es einen Parkplatz.

Breitachklamm bei Oberstdorf
Bei Tiefenbach, einem Ortsteil von Oberstdorf, hat sich das Flüsschen Breitach tief in den Fels geschnitten und so die Breitachklamm gebildet. Die Breitachklamm ist die tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas. Ihre Entstehung begann nach dem Ende der Würm-Eiszeit vor über 10.000 Jahren.
Durch die Breitachklamm führt ein rund 2,5 Kilometer langer Wanderweg - die Klamm selbst ist rund 1,3 Kilometer lang. Die Wände der sehr schmalen Breitachklamm ragen teils deutlich über 80 Meter in die Höhe. Die Eingänge in die Breitachklamm befinden sich in Tiefenbach und in der Nähe der Walserschanz.

So erreichen Sie die Breitachklamm
Am Autobahn-Ende der A 980 bei Waltenhofen führt die B 19 nach Sonthofen und Oberstdorf. Rund 1,3 Kilometer nach Lengenwang geht es in Richtung Waidach. Von dort ist die Klamm ausgeschildert.
Teufelsküche bei Obergünzburg
Die Teufelsküche bei Obergünzburg liegt im Tal der östlichen Günz. Hier rutschten nach dem Ende der Würm-Eiszeit mehrere große Felsblöcke ab und bildeten dieses seltene Geotop. Laut einer Legende lebte in der Teufelsküche vor Jahrhunderten ein Mann mit Frau und Kind. Sie ernährten sich von gesammelten Pflanzen und erlegten Tieren. Eines Tages soll sich die Familie durch blaue Kirschen selbst vergiftet haben. Kurz vor seinem Tod habe der Mann den Ort verflucht.
Wo genau liegt die Teufelsküche bei Obergünzburg?
Die Teufelsküche liegt an der St2012 zwischen den Ortschaften Obergünzburg und Ronsberg im Tal der Östlichen Günz. In der Nähe der Abzweigung zur Schlossmühle liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Straße ein Wanderparkplatz. Von hier aus erreicht man in wenigen Minuten die Teufelsküche.

Eistobel bei Grünenbach/Maierhöfen
Der Eistobel bei Grünenbach und Maierhöfen ist eine etwa drei Kilometer lange Schlucht, die von der Oberen Argen in das Gestein geschnitten wurde. Im Eistobel selbst gibt es mehrere Verengungen, Stromschnellen und Wasserfälle. Im Flussbett der Argen befinden sich zudem mehrere sogenannte Strudellöcher, die teilweise bis zu 20 Meter im Durchmesser messen und bis zu sieben Meter tief sind. Der Name Eistobel entstand aufgrund der teils bizarren Eisformationen im Winter. Die Durchquerung dauert mit Hin- und Rückweg rund zwei Stunden.
Der Eistobel entstand möglicherweise bereits in der vorletzten Eiszeit vor rund 380.000 Jahren.
Wo liegt der Eistobel?
Die Schlucht liegt zwischen den Ortschaften Maierhöfen und Grünenbach im Westallgäu. Es gibt einen Eingang im Norden an der Eistobelbrücke und einen südlichen Eingang am Schüttentobel, rund 500 Meter östlich von Ebratshofen.
Flysch im Röthenbachtal
Bei Halblech im Ostallgäu hat der Röthenbach über Jahrtausende einen Blick in die Kreidezeit geschnitten. Hier sind Gesteinsschichten der Flysch-Zone zu sehen, die rund 85 Millionen Jahre alt und besonders spektakulär sind. Während der Kreidezeit herrschte ein besonders warmes Klima. In der Zeit vor 145 Millionen und 66 Millionen Jahren dominierten die Dinosaurier die Erde.
Anfahrt - Wo liegt der Flysch im Röthenbachtal
Auf der B17 geht es von Schwangau nach Halblech. Kurz vor Halblech an der OAL1 biegen Sie am Bruckschmied rechts ab und folgen der Straße für einen halben Kilometer zum Parkplatz an der Halblechbrücke. Der Flysch im Röthenbachtal ist dann nach einer rund fünf Kilometer langen Wanderung erreichbar. Das Geotop liegt auf einer Höhe von 946 Metern an einer Schotterstraße am Röthenbach.
Helvetikum bei Burgberg
Der Steinbruch an der Schanz zwischen Rettenberg und Burgberg gehört als Helvetikum bei Burgberg ebenfalls zu den 100 schönsten Geotopen in Bayern. Vor Ort lassen sich die Schichten des sogenannten Helvetikums besonders gut erkennen. Dabei handelt es sich um Gesteinsschichten, die durch Meeresablagerungen von Fossilien entstanden sind.
Der Steinbruch an der Schanz selbst ist ein ehemaliger Steinbruch, der in den 1930er Jahren erschlossen wurde und seit 2000 nicht mehr in Betrieb ist. Das Helvetikum bei Burgberg hat eine Länge von rund 250 Metern, eine Höhe von etwa 70 Metern und wurde vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als Exkursions- und Forschungsobjekt eingestuft.
Wie komme ich zum Helvetikum bei Burgberg?
Das Helvetikum bei Burgberg erreichen Sie, wenn sie von Burgberg über die St2007 in Richtung Agathazell fahren. Etwa 300 Meter nördlich des Ortsauganges liegt der ehemalige Steinbruch an der Schanz.
Nagelfluh am Hochgrat
Die Nagelfluhrippen am Hochgrat von Balderschwang liegt in der Nagelfluhkette am Nordrand der Allgäuer Alpen und gehört ebenfalls zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns. Das Geotop erstreckt sich über eine Länge von fünf Kilometern und einer Breite von einem Kilometer. Dort, im Bereich des Hochgrats, sind die Nagelfluhbänke besonders prägnant zu sehen. Nagelfluh wird im Allgäu volksmundlich auch als „Herrgottsbeton“ bezeichnet.

So erreichen Sie das Geotop „Nagelfluh am Hochgrat“
Wer das Geotop „Nagelfluh am Hochgrat“ sehen möchte, muss mit der Seilbahn oder zu Fuß, über die Untere und Obere Lauch-Alpe und das Staufener Haus, zur Bergstation und von dort aus zum Hochgrat-Gipfel.
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