Warme Kleidung, genug Verpflegung, eventuell ein Fotoapparat und - wer weiß - vielleicht braucht es doch noch ein T-Shirt zum Wechseln? Und auf einmal ist der Rucksack voll und viel zu schwer. Dann schmerzt der Rücken, die Riemen reiben unangenehm an den Schultern und die Lust am Wandern ist dahin.
Ein Experte der DAV Sektion Kempten gibt Tipps für leichtes Gepäck bei Wanderungen
Um derartige Situationen zu vermeiden, gibt Matthias Keller, Geschäftsleiter des Bereichs Kommunikation und Sport beim Deutschen Alpenverein (DAV) Sektion Allgäu-Kempten, einige Tipps, wie unnötiger Ballast auf Bergtouren vermieden werden kann.
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"Der Begriff ,unnötiger Ballast' ist weit gefasst beziehungsweise sehr subjektiv", sagt Keller im Gespräch mit unserer Redaktion. Manche Menschen fühlten sich einfach wohler, wenn sie für alle Eventualitäten gewappnet seien und nähmen daher mehr mit auf Tour. "Wer wegen eines überladenen Rucksacks keine Schmerzen bekommt, soll das gerne machen."
Kunststoff statt Glas, Funktionsmaterial statt Baumwolle
Er selbst achte generell darauf, möglichst leichtes Material einzupacken. "Praktisch alle alpinen Ausrüstungs- und Bekleidungsgegenstände gibt es auch in Leichtversionen und mit geringem Packmaß." Keller rät zu Flaschen aus Kunststoff, niemals aus Glas und - wenn es ums Platzsparen geht - zu sogenannten Trinkblasen, die sich zusammenlegen lassen, sobald sie leer sind.
Was Klamotten betrifft ist es Keller zufolge ratsam, immer Funktionsmaterial zu tragen, niemals Baumwolle. Das gelte auch für Handtücher, denn "das trocknet viel schneller". Er setzt außerdem auf das Zwiebelprinzip und "ich lasse auf der Hütte lieber mal eine Schicht an, statt eine weitere für abends mitzunehmen."
Für kleine Bergtouren eignen sich auch Trailrunning-Schuhe
Auch bei den Schuhen gibt es unterschiedliche Gewichtsklassen. Keller macht viele, auch alpine Bergtouren mit Trailrunning-Schuhen oder sehr leichten Wanderschuhen. "Das ist aber eine Frage der Erfahrung und Trittsicherheit", warnt der Bergexperte. Unnötig seien steigeisenfeste Bergschuhe auf leichten Tagestouren.
Die Kehrseite an "Ultraleichtversionen": Sie sind teuer und "kosten fast immer mehr als normale Ausrüstungsgegenstände." An dieser Stelle kommt es also ein bisschen aufs Geld an.
Diese Gegenstände stuft der Experte tatsächlich als unnätigen Ballast ein
Utraleicht hin oder her - einige Gegenstände sind aus Kellers Sicht tatsächlich unnötiger Ballast: Zu viel dicke Kleidung, Musikboxen, Bücher, extra Kissen (eine Fleecejacke tue es auch) oder zu viele Hygieneartikel bei Mehrtagestouren. "Ich habe auf Hütten schon gesehen, dass Leute einen Föhn dabei haben."
Was zudem eher behindere, sei ein einzelner Trekkingstock statt zwei. "Das bringt auch in Sachen Entlastung der Knie praktisch nichts." Ein weiterer Ratschlag des Experten lautet, Karten und Wanderführer zu Hause zu lassen und stattdessen mit dem Smartphone zu fotografieren oder gleich eine entsprechende App zu nutzen.
Kohlenhydrate, wenig Fette, ausreichend Flüssigkeit - leichte und ausreichend Verpflegung für eine Bergtour
Als nächstes kommt Keller auf die Verpflegung zu sprechen. "Auch die kann sehr individuell ausfallen, je nachdem, was die wandernde Person will." Ansonsten gelte das, was bei anderer Sportnahrung auch gelte: Kohlenhydratreich, wenig Fette, ausreichend Flüssigkeit (am besten isotonische Getränke mit Mineralienzusatz).
"Dass die Nahrung satt macht, sollte bei sportlichen Aktivitäten eigentlich kein Kriterium sein. Das ist meistens schon zu viel", sagt der Bergexperte. In erster Linie komme es auf eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen an.
"Ich würde generell alles mitnehmen, was unter diesen Kriterien schmeckt." Konkreter heißt das beispielsweise Gels, Riegel oder ein Käsebrot. "Einen Notriegel habe ich immer dabei." Wer eine Hütte ansteuere könne sich auch dort eine stärkende Mahlzeit gönnen und sich so Gepäck in Form von Lebensmitteln sparen.
Zwei Checklisten für eine kleine und für eine große Wanderung
Einige seiner Tipps hat Keller in zwei Checklisten zusammengestellt und unserer Redaktion vorgelegt. Eine der beiden Listen kann vorbereitend für eine kleinere Tagestour zu Rate gezogen werden, die andere bei einer größeren Mehrtagestour.
Checkliste für eine kleine Tagestour
- kleiner, leichter Tagesrucksack mit circa 10 bis 12 Liter Volumen reicht aus
- Trailrunning-Schuhe oder leichte Bergschuhe
- Wetterbericht genau checken und nur das Nötigste an Bekleidung mitnehmen
- je nach Wetter zusätzliche, dünne Isolationsschicht und entweder eine stark wasserabweisende Windjacke oder eine sehr leichte Regenjacke
- bei Sonne eine Cap und eine Sonnenbrille
- für den Kältenotfall ein Schlauchtuch/Buff und je nach Jahreszeit gegebenenfalls dünne Handschuhe
- eine Rettungsdecke
- Riegel und Getränk (idealerweise in einer Trinkblase statt in einer Flasche)
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Checkliste für eine größere Mehrtagestour
- keinen zu großen Rucksack wählen, denn den macht man dann meist auch voll
- nicht zu schwere Schuhe, aber der jeweiligen Tour angemessen stabil (je nach persönlichem Können)
- auf leichte Ausrüstungsgegenstände achten
- Hüttenschlafsack statt vollwertigem Schlafsack
- leichtes Funktionshandtuch statt klassischem Baumwollhandtuch
- Zwiebelprinzip anwenden: mehrere Lagen kombinieren (kurzes Funktionsshirt, langes Funktionsshirt, Isolationsschicht, dünne Regenjacke, gegebenenfalls Windweste und ein Wechselshirt)
- lieber waschen statt weitere Kleidungsstücke mitnehmen
Ausrüstung aufteilen und überlegen: "Brauche ich das wirklich?"
Generell weißt Keller darauf hin, genau zu überlegen: "Brauche ich das Teil wirklich?" Zudem lasse sich die Ausrüstung teilweise in einer Gruppe untereinander aufteilen, wie zum Beispiel Hygieneartikel (wie Zahnpasta, Duschgeld oder Sonnencreme), ein Erste-Hilfe-Set oder eine Kamera.
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Für "Nerds" gebe es noch weitere, etwas speziellere Möglichkeiten, Gewicht zu reduzieren, wie zum Beispiel unnötige Schnallen oder Straps am Rucksack abzuschneiden oder sogar einen Plastik-Zipp-Beutel statt eines Waschbeutels einzupacken.
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