Rundum zufrieden waren Veranstalter und die meisten Teilnehmer mit der 23. Allgäuer Lehrstellenbörse. Die traditionell größte Ausbildungsmesse der Region hatte wegen Corona nicht wie zuvor im Kemptener Berufsschulzentrum stattgefunden, sondern diesmal als digitales Format im Internet. Gut 9.000 Besucher klickten am Samstag zwischen 9 und 15 Uhr auf die virtuellen Messestände.
Zum Vergleich: Zu den Präsenz-Lehrstellenbörsen waren regelmäßig an die 10. 000 Menschen gekommen. „Diese Zahl werden wir diesmal vermutlich noch toppen“, sagt Katja Hackel vom Messe-Organisationsteam der Allgäuer Zeitung, die die Lehrstellenbörse veranstaltet. Denn die digitalen Stände sind noch bis Samstag, 13. März, zu besuchen.

Eine, die sich am Samstag intensiv durch das Angebot von 180 Ausstellern und Organisationen geklickt hat, ist die 16-jährige Katharina Ritter aus Fischen im Oberallgäu. Die Mittelschülerin hat zwar für den Herbst bereits eine Ausbildungsstelle zur Verwaltungsfachangestellten in der Tasche.
Weil sie aber jetzt schon über die Lehre hinaus Pläne hat, informierte sie sich über Weiterbildungsangebote bei der Bundeswehr, bei Medien, Hotels, Steuerberatern, Unternehmen wie Bosch oder Geiger und auch über ein Duales Studium. „Die Chats haben gut geklappt. Ich hatte kaum Wartezeiten an den Ständen“, sagt die 16-Jährige. Auch von den vielen tollen Videos war Katharina Ritter sehr angetan: „Da haben sich manche Firmen viel Mühe gemacht.“

Die 16-Jährige konnte bequem von zu Hause aus durch die Lehrstellenbörse surfen. Wegen dieser Möglichkeit sprach auch Monika Treutler-Walle, Pressesprecherin der Handwerkskammer für Schwaben (HWK), von einem „Heimspiel für die Jugendlichen“. Am HWK-Stand blinkten 13 Stationen zum Anklicken auf, vom Chat über Videos und dem interaktiven „Berufs-Checker“ bis zu Ausbildungstipps und Praktika-Angeboten.
Allgäuer Lehrstellenbörse erstmals digital: Konzentrierte Fragen in den Chats
Was Vanessa Wengenmaier, die den digitalen Messestand der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben betreute, vor allem freute: „Es kamen keine Spaßanfragen.“ Die Besucher hätten sich vielmehr offenbar im Vorfeld schon informiert und dann im Chat gezielte Fragen gestellt. Auch die zahlreichen Berufsberater der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen hatten am Samstag alle Hände voll zu tun.
Das Interesse der Schüler an der virtuellen Messe hatten viele Lehrer im Allgäu zusätzlich angefacht. So auch Sebastian Gruss, Ansprechpartner für die Berufsorientierung an der Mittelschule bei der Hofmühle in Kempten, der derzeit auch in Sonthofen unterrichtet. Auch er war am Samstag auf der digitalen Lehrstellenbörse unterwegs und nannte diese Plattform „die richtige Variante für Corona-Zeiten.“

So sah das auch Matthias Brack, der in Altusried eine Zimmerei betreibt. Bei früheren Ausbildungsmessen sei zwar „mehr Trubel“ gewesen. Da ging es bei ihm am Samstag beim Chatten etwas ruhiger zu. Dafür sei die Kommunaktion nun sehr zielorientiert gewesen. Und er rechnet auch noch mit einem gewissen Nachlauf in den nächsten Tagen.
Darauf baut auch das Autohaus Singer, das Standorte in Marktoberdorf, Kaufbeuren und Buchloe betreibt. Es sei ruhiger zugegangen als an einem realen Messestand, dafür seien die Kontakte intensiver gewesen. Und Personalreferentin Christina Müller freute sich, dass der Singer-Stand von den Besuchern per Mausklick so viele hervorragende Bewertungen bekommen habe.
Allgäuer Lehrstellenbörse erstmals digital: "Bei uns hat das super funktioniert"
„Bei uns hat das mit Chats und der Hotline super funktioniert“, zog Andreas Lechleiter, Referent für Mitarbeiter- und Nachwuchsförderung bei der Sparkasse Allgäu, ein positives Resümee. Er und seine beiden Kollegen seien „gut beschäftigt“ gewesen. „Aber es war schon ein ganz anders Gefühl als früher im Berufsschulzentrum.“
Freilich fehlte ein bisschen die Atmosphäre einer Präsenzveranstaltung, sagte Julia Prestel, Fachkraft für Ausbildung und Qualifizierung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben. Aber mit den modernen technischen Möglichkeiten habe man das Beste aus der Situation in der Corona-Krise gemacht. Und diesmal gebe es ja einen großen Vorteil: Die Lehrstellenbörse steht noch eine Woche lang im Netz. Da könne jeder reinklicken, der am Samstag keine Zeit dazu hatte: www.all-in.de/lehrstellenboerse