Ukraine-Krieg

Flüchtlinge in Rieden: Die Hürden des Helfens

Eine neunköpfige Familie aus der Ukraine hat Rieden aufgenommen. Bernhard Pohl (Zweiter von links) machte sich auf Einladung von Bürgermeisterin Inge Weiß (links) ein Bild von der Unterbringungssituation.

Eine neunköpfige Familie aus der Ukraine hat Rieden aufgenommen. Bernhard Pohl (Zweiter von links) machte sich auf Einladung von Bürgermeisterin Inge Weiß (links) ein Bild von der Unterbringungssituation.

Bild: Klaus Thiel

Eine neunköpfige Familie aus der Ukraine hat Rieden aufgenommen. Bernhard Pohl (Zweiter von links) machte sich auf Einladung von Bürgermeisterin Inge Weiß (links) ein Bild von der Unterbringungssituation.

Bild: Klaus Thiel

Der Kaufbeurer Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl macht sich in Rieden ein Bild von der Unterbringung ukrainischer Geflüchteter. Wo gibt es Nachholbedarf?
24.03.2023 | Stand: 11:30 Uhr

Die Unterbringung ukrainischer Geflüchteter stellt Kommunen vor Herausforderungen. Die Gemeinde Rieden bei Kaufbeuren etwa beherbergt seit Anfang März neun Menschen, die vor dem Angriffskrieg geflüchtet sind. Auf Einladung von Bürgermeisterin Inge Weiß besuchte der Kaufbeurer Landtagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler Bernhard Pohl die Gemeinde, um sich über die bürokratischen Anforderungen zu informieren.

Lesen Sie auch: So sehen die neuen Sitzinseln in der Kaufbeurer Altstadt aus

Die Unterbringung der Familie mit sieben Kindern erfolgte als direkte Zuweisung durch das Landratsamt Ostallgäu. Knapp zwei Wochen zuvor war die Ankündigung für ursprünglich 18 Personen an einem Freitagnachmittag eingetroffen – ohne Nennung genauer Daten. Bürgermeisterin Weiß schilderte dem Landespolitiker die Herausforderungen, vor denen die Gemeinde stand. Da eine adäquate Wohnung in Kürze nicht verfügbar war, baute man Nebenräume der Turnhalle um und schuf eine annehmbare Notunterkunft. Beim Besuch äußerten sich die Familienmitglieder dankbar über die Hilfe.

Lesen Sie auch: Mitten im Leben - was das neue Kaufbeurer Wohnprojekt im Allgäu einmalig macht

Grundbedürfnisse wie Schule, Kindergarten, medizinische Versorgung, Finanzen, Einkaufen und Behördengänge – all das habe für die Flüchtlinge organisiert werden müssen. Weiß bezeichnete die Suche nach einem Kinderarzt, der noch Patienten annimmt , als regelrecht dramatisch. Lobende Worte fand sie hingegen für das Verhalten der Bevölkerung, die mit angepackt habe – mehr als 30 Bürgerinnen und Bürger hätten sich bei der Flüchtlingshilfe eingebracht. Weiß warnte davor, die Erfahrungen aus 40 Jahren Wohnheim der Regierung von Schwaben in Rieden nicht in die Gegenwart zu übertragen. „Die Gemeinde Rieden darf aber nicht zu einer festen Einrichtung für diese Zwecke werden“, so Weiß.

Lesen Sie auch: "Blickfang und Treffpunkt": Das ist der neue Firmensitz von Linara direkt an der B12

Landtagsabgeordneter Pohl zeigte Verständnis für die Bedenken der Rathauschefin, zu einem Spagat zwischen Alltagsgeschäft und Hilfeleistung verpflichtet zu werden. Ein intensiver Erfahrungsaustausch sei nötig, der seiner Ankündigung zufolge bei der nächsten Bürgermeisterdienstbesprechung stattfinden soll. Zudem wolle man bei der anstehenden Sitzung des Kommunalsenats per Videokonferenz nach angemessenen und realisierbaren Lösungen suchen. Thema sei dabei auch der Einsatz von Betreuungspersonal – Rieden hat inzwischen eine ehrenamtliche Helferin eingesetzt. In der politischen Gegenwart reiße das Thema Flucht nicht ab, wobei mit Blick auf die Ukraine eine besondere Verantwortung offensichtlich werde. „Dort werden Freiheit und Sicherheit für unser humanitäres und außerordentliches Europa verteidigt“, so der Abgeordnete.