Großer Medienandrang herrschte 2017 beim Besuch des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz (vorne, Mitte) bei der Winterklausur der bayerischen SPD-Landtagsfraktion im Kloster Irsee.
Bild: Mathias Wild (Archivbild)
Großer Medienandrang herrschte 2017 beim Besuch des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz (vorne, Mitte) bei der Winterklausur der bayerischen SPD-Landtagsfraktion im Kloster Irsee.
Bild: Mathias Wild (Archivbild)
Es wird sicher ein anspruchsvolles Wochenende für das Schwäbische Bildungs-, Tagungs- und Kulturzentrum im Kloster Irsee. Am Freitag, 27., und Samstag, 28. Januar, trifft sich die CSU-Führung im Regierungsbezirk zu ihrer Klausur zum Jahresbeginn, und für den zweiten Tag hat sich Ministerpräsident Markus Söder als Gast angesagt. Gleichzeitig reisen rund 100 Vertreter der historischen Vereine, Heimatvereine und Museen in Schwaben zu ihrer traditionellen Tagung in der ehemaligen Benediktinerabtei an und lauschen Vorträgen zu den Hinterlassenschaften der Römer in der Region. Dazu kommen noch kleinere Wochenendkurse der Schwabenakademie.
Nach zwei Jahren Corona-Pause setzt die CSU Schwaben am Wochenende die Tradition ihrer Klausur zum Jahresbeginn in Irsee fort. „In diesem Jahr legen wir den Fokus auf die Landtags- und Bezirkstagswahlen“, die am 8. Oktober im Freistaat stattfinden, kündigt Bezirksvorsitzender und Europaabgeordneter Markus Ferber in einer Mitteilung an. Am ersten Tag der Klausurtagung werde Bezirkstagspräsident Martin Sailer auf die Themen des Bezirkstagswahlkampfes eingehen. Auch stehe ein Bericht des scheidenden Vorsitzenden der CSU-Landtagsfraktion, Thomas Kreuzer, auf dem Programm. Für den zweiten Tag hat der CSU-Bezirksverband den Ministerpräsidenten und Parteivorsitzenden Söder eingeladen. Er werde ein „Impulsreferat“ zur Landtagswahl halten und anschließend den Teilnehmern der Klausur Rede und Antwort stehen, kündigt Ferber an. Derweil geht es im Festsaal des Klosters vor einer großen Zuhörerschaft unter anderem um das Thema „Römer – Kelten – Raeter – Germanen. Die ländliche Bevölkerung Raetiens im 1. Jahrhundert nach Christus“.
„Das ist sicher eine sehr große Herausforderung“, sagt Dr. Stefan Raueiser, Leiter des Schwäbischen Bildungs-, Tagungs- und Kulturzentrums in Irsee, und entsprechend habe es im Vorfeld intensive Gespräche mit allen Beteiligten gegeben. Denn zum einen sollen die Türen der bezirkseigenen Einrichtung für die Teilnehmer der großen historischen Tagung und der sonstigen Kurse offenstehen. Zum anderen müsse die CSU-Klausurtagung möglich abgeschottet werden, um den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, in Ruhe zu referieren und zu diskutieren. Insbesondere durch den Besuch des Ministerpräsidenten kämen noch besondere Sicherheitsaspekte dazu.
Damit die Verpflegung der vielen Gäste im Haus reibungslos abläuft und „entzerrt wird“, werden dafür laut Raueiser sowohl das Restaurant im Erdgeschoss des Konventbaus mit 140 Plätzen als auch der Stiftskeller mit 120 Plätzen genutzt, berichtet Raueiser. Alle rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tagungszentrums seien in den kommenden Tagen im Einsatz. Raueiser ist aber überzeugt davon, dass Haus und Mitarbeiter auch diese besonderen Situation routiniert meistern. Außerdem „freuen wir uns, dass nach der Corona-Flaute auch wieder so etwas bei uns stattfindet“.
Zwar trifft sich die schwäbische CSU schon seit etlichen Jahren im Januar in Irsee. Für mehr Furore sorgten allerdings in der Regel die Winterklausuren der SPD-Landtagsfraktion, die zwischen 1988 und 2018 in Schwäbischen Bildungszentrum stattfanden und seither aus Kostengründen in München abgehalten werden. Zu dem Treffen, das die Sozialdemokraten nicht zuletzt als Gegengewicht zu den öffentlichkeitswirksamen CSU-Winterklausuren in Wildbad Kreuth etabliert haben, reisten immer wieder prominente politische Gäste an: Willy Brandt, Hans-Jochen Vogel, Otto Schily, Frank-Walter Steinmeier oder 2017 der SPD-Parteivorsitzende und Kanzlerkandidat Martin Schulz.
Noch mehr Wirbel verursachte allerdings einer, der dann doch nicht kam. Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte seinen Besuch 2001 in Irsee ganz kurzfristig abgesagt, um seinen Vize Joschka Fischer im Bundestag gegen Angriffe wegen seines nicht immer friedfertigen (politischen) Verhaltens in der Vergangenheit zu verteidigen. Damit liefen nicht nur die massiven Sicherheitsvorkehrungen ins Leere, sondern auch die Pläne Hunderter Landwirte, die den Kanzler nicht zuletzt wegen der gerade eskalierenden BSE-Krise mit Protesten in Irsee empfangen wollten.
Für den ganz großen Ausnahmezustand im und um das Kloster Irsee sorgten im Mai 1991 dann aber doch wieder die „Schwarzen“: Nachdem es zwischen CDU und CSU gekracht hatte, gab es auf Anregung des damaligen Bundesfinanzministers und CSU-Chefs Theo Waigel eine Krisenkonferenz in dessen Allgäuer Heimat. Die Granden der Unionsparteien reisten zur Versöhnung in der Marktgemeinde an, allen voran Bundeskanzler Helmut Kohl, dazu rund 300 Journalisten und drei Hundertschaften Bereitschaftspolizei.