„Ich wusste nicht, ob das Allgäu schon bereit dafür war. Ich bin es jedenfalls“, sagte Indra Baier-Müller (Freie Wähler) am Sonntagabend nach ihrem historischen Sieg: Zum ersten Mal führt eine Frau den Landkreis Oberallgäu und zum ersten Mal stellt nicht die CSU den Landrat. Nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen unterlag CSU-Kandidat Alfons Hörmann (59) der 49-Jährigen. Baier-Müller kam auf 51,85 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 60,7 Prozent. Bei der Stichwahl um den Unterallgäuer Landratsposten siegte Alex Eder (Freie Wähler) gegen Rainer Schaal (CSU) deutlich.
Nach dem ersten Wahlgang vor zwei Wochen war Hörmann mit über 44 Prozent bei acht Bewerbern noch weit vorn gelegen. Baier-Müller hatte nur etwas mehr als 23 Prozent bekommen. Doch offenbar schlugen sich die Wähler anderer Gruppierungen auf ihre Seite, während es Hörmann nicht gelang, weitere Wähler zu mobilisieren. Dabei war er als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds favorisiert ins Rennen gegangen. Doch da er nicht bereit war, den Präsidenten-Posten im Falle seiner Wahl aufzugeben, fragte sich mancher, ob beide Ämter miteinander vereinbar sind.
„Ich gratuliere“
Hörmann selbst wollte am Wahlabend nicht darüber spekulieren. „Die Oberallgäuerinnen und Oberallgäuer haben gewählt, ich gratuliere meiner Konkurrentin“, erklärte der tief enttäuschte CSU-Kandidat. Mehr wollte er dazu auch nicht sagen: „Die Wahl ist entschieden.“
Nicht so spannend wie noch vor zwei Wochen verlief die Landratswahl im Unterallgäu. Alex Eder von den Freien Wählern galt bei der Stichwahl als klarer Favorit. Schließlich hatten ihm im ersten Durchgang nur 14 Stimmen zur absoluten Mehrheit gefehlt. Und der 36-Jährige wurde dieser Rolle voll gerecht. Am Ende standen 81,1 Prozent für den Baudirektor zu Buche. Auf seinen Kontrahenten Rainer Schaal entfielen 19,9 Prozent. Eder ist damit Nachfolger von Hans-Joachim Weirather (Freie Wähler), der seit 14 Jahren die Geschicke des Landkreises lenkt und nun nicht mehr kandidierte.
Großer Vorsprung
Dass es noch richtig eng werden könnte, damit hatte Eder zwar nicht wirklich gerechnet. Zu groß war sein Vorsprung auf Schaal, der zuvor 25,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. „Doch es war alles schwer einzuschätzen. Nun bin ich froh und erleichtert“, sagte Eder. CSU-Kandidat Schaal war von dem deutlichen Ergebnis nicht wirklich überrascht, zumal er kurz nach dem ersten Wahlgang verkündet hatte, dass er zur Stichwahl eigentlich gar nicht mehr antreten wolle. „Das kann schon sein, dass das jetzt ein Grund gewesen ist“, sagte Schaal, der nun weiter als Regierungsdirektor bei der Regierung von Schwaben arbeitet. Die Wahlbeteiligung lag im Unterallgäu bei 59,8 Prozent.
Hier weitere Wahlergebnisse:
Bei der Bürgermeisterwahl ist Amtsinhaber Dr. Wolfgang Hell (CSU) mit 57,3 Prozent der Stimmen für eine zweite Amtszeit wiedergewählt worden. Sein Herausforderer Michael Eichinger (Freie Wähler) erhielt 42,7 Prozent der abgegebenen Stimmen.
Maximilian Eichstetter (CSU) wird Bürgermeister: Mit 57,8 Prozent der Stimmen siegte er gegen Christine Fröhlich (Freie Wähler).
Claudia Alfons (FDP, Bürger-Union, Lindau Initiative) wird Rathauschefin. Die 37-Jährige setzte sich mit 52,7 Prozent gegen Mathias Hotz (CSU, Freie Bürger, Junge Aktive) durch.