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Roberto Fonseca eröffnet Kemptener Jazzfrühling mit "Gran Diversión"

Fulminanter Auftakt des Kemptener Jazzfrühlings

Havanna trifft New York: Roberto Fonseca bietet in Kempten furiosen, emotionalen Jazz

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    Tastenkünstler und Weltmusiker: Roberto Fonseca.
    Tastenkünstler und Weltmusiker: Roberto Fonseca. Foto: Ralf Lienert

    Ganz schön cool, dieser Roberto Fonseca. Seelenruhig, mit versteinertem Blick auf seine Band, bearbeitet der 49-Jährige mit unglaublicher Präzision, musikalischer Raffinesse und improvisatorischer Lust die Tasten seines Steinway-Flügels und dirigiert per Handzeichen nicht nur seine kongenialen sieben Mitstreiter.

    Showtime zu Beginn des Jazzfrühlings im ausverkauften Kemptener Stadttheater: Ein Schwarz-Weiß-Video mit Szenen längst vergangener Zeiten flimmert über die große Leinwand. Frauen und Männer tanzen, unterhalten sich, sitzen am Spieltisch, vergnügen sich. Dann kommt wortwörtlich Farbe ins Spiel mit einem Video von Roberto Fonseca. Und der schleicht sich dann tänzerisch in Anzug, schwarz-weißen Ledertanzschuhen und mit Hut auf die Bühne. Ja, der Mann, der früher modelte, hat Stil, weiß sich zu inszenieren. Vor allem aber erweist er sich als ein begnadeter Pianist, Komponist, Bandleader und Entertainer.

    Kempten - Stadttheater - 39. Kemptener Jazzfrühling - Roberto Fonseca - La Gran Diversion - kubanische Musik
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    Der 39. Kemptener Jazzfrühling startet furios: kubanische Klänge im Stadttheater

    Was für ein Festivalauftakt! Da ist alles drin, was sich der Jazzfreund wünscht. Energie und Fantasie, Virtuosität und Emotion. Es geht nicht nur um kubanische Melodien und Rhythmen. Fonseca ist ein Weltmusiker, der seine Energie aus der traditionellen Musik seiner kubanischen Heimat ebenso zieht, wie aus Klassik, Soul, Pop, Rock oder Hip-Hop. Und das ist auch auf seinem neuen Album zu hören, das er beim Jazzfrühling vorstellt.

    „La Gran Diversión“ – zu deutsch etwa „Das große Vergnügen“ oder „Die große Zerstreuung“ – hat er seine Hommage an die kubanische Musik der 30er, 40er und 50er Jahre genannt. Später werden auf der Videoleinwand auch Helden des legendären Buena Vista Social Club erscheinen – darunter Rubén González, Ibrahim Ferrer und Omara Portuondo. Im Alter von 26 Jahren war Fonseca 2001 Mitglied des illustren kubanischen Kollektivs geworden. Doch „La Gran Diversión“ ist keine nostalgische Zeitreise zurück. Das Einst begegnet dem Heute, Havanna trifft New York. Und was daraus entsteht, ist eine brodelnde Melange. Einen packenden, pointierten Bläsersound liefern Yuri Hernandez (Trompete), Irvin Acao (Tenorsaxofon) und Ariel Vigo (Baritonsaxofon), die zudem als Solisten in Bann ziehen. Seine große Percussion-Kunst zeigt Andres Coayo nicht nur im Duett mit Fonseca bei der Oscar-Peterson-Hommage „Oscar please stop“. Auch die anderen Musiker, Felipe Cabrera (Kontrabass), Ruly Herrera (Drums) und Sänger Abraham Arestilde, liefern unter den strengen Augen des Meisters zuverlässig ab. Fonseca spielt mit dem Publikum, fordert es zum Mitmachen und Mitsingen auf. Cool tut er das, selbst bei heißen Tanznummern wie „Baila Mulata“ und „Mani Mambo“. Bei letzterem flicht er schlitzohrig von den Beatles den „Hey Jude“-Refrain ein. Fonseca kann aber auch Chopin: Wie ein Prélude wirkt „Mercedes“, ein zärtliches Liebeslied für seine Mutter, die auf einem Video einleitend spricht.

    Zweieinviertel Stunden dauert die Show. Am Ende steht das Publikum und tanzt – so gut es zwischen Theatersitzen eben geht.

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