Bevor kommende Woche der erste Ton bei den Konzerten auf Schloss Neuschwanstein erklingt, müssen die Festivalmacher noch jede Menge logistisch-organisatorischer Hürden nehmen. Unter anderem haben sie den oberen der beiden Schlosshöfe in einen Freilicht-Konzertsaal zu verwandeln, während tagsüber Tausende von Menschen das berühmte Bauwerk besichtigen. Bühne, Ton, Licht und Bestuhlung können deshalb nur vor 8 Uhr morgens oder nach 18 Uhr abends aufgebaut und eingerichtet werden. Parallel dazu reisen an diesem Wochenende die ersten Musiker an, um die speziell auf die Konzerte zugeschnittene Programme einzustudieren, was wiederum mit vielen Fahrdiensten verbunden ist.
13 Männer und Frauen aus der Konzertgesellschaft Neuschwanstein wollen das Festival stemmen
Der besondere Konzertort erfordert eine spezielle Organisation, sagt Kerstin Glowalla, Geschäftsführerin der Konzertgesellschaft Neuschwanstein, die das Festival durchführt. Sie ist nach dem überraschenden Tod des Vereins-Chefs Johann Fleschhut noch mehr ins Zentrum der Festivalleitung gerückt. Mit ihr zusammen wollen zwölf Männer und Frauen in den nächsten acht Tagen für einen möglichst reibungslosen Ablauf des Festivals sorgen. Sie arbeiten ehrenamtlich, haben teils sogar Urlaub genommen, erläutert Glowalla. „Wir sind ja keine Event-Agentur, sondern ein Verein.“ Allerdings hat sie einen Profi hinzugezogen, Marco Kuschmierz aus Rieden am Forggensee.
Es ist eine große Herausforderung, ein Ereignis diese Größenordnung zu organisieren, sagen die Verwalter von Schloss Neuschwanstein
„Das ist für uns alle ein Abenteuer“, sagt Glowalla und schließt dabei auch die Künstlerinnen und Künstler ein, die beim Konzertreigen zwischen 21. und 25. August 2024 auftreten. Wenn man sich mit Glowalla unterhält, hört man oft das Wort Herausforderung. Viele Rädchen müssen passgenau ineinander laufen, viele Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Ein Beispiel: Gastronomen, die das Publikum vor den fünf Konzerten und in deren Pausen im unteren Schlosshof mit Getränken und Kleinigkeiten zum Essen bewirten, können erst nach 18 Uhr die Stehtische aufbauen. Nach den Konzerten, also nachts, müssen die Tische wieder verschwinden, da am nächsten Morgen genau an dieser Stelle die Schlossbesucher zu ihren Rundgängen starten. Damit sich dies und Dutzende weiterer Dinge realisieren und koordinieren lassen, arbeitet das Team um Glowalla eng mit der Schlossverwaltung zusammen. „Da ist viel Rücksichtnahme und Verständnis nötig“, sagt sie. Das sieht man auch auf der anderen Seite so. „Es ist eine große Herausforderung, ein Ereignis dieser Größenordnung parallel zum regulären Besucherbetrieb zu organisieren“, erklärt die Bayerische Schlösserverwaltung. Beide Seiten loben die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Für die aufwändige Organisation hat sich die Konzertgesellschaft zudem eine Reihe von Partnern ins Boot geholt. So verpflegen Unterkünfte, allen voran das Hotel Müller in Hohenschwangau, die Künstler, ein Autohaus stellt vier Fahrzeuge bereit, Mitglieder des EV Füssen platzieren am Dienstagabend fast 500 Stühle im Schlosshof. Das Wort „Festival-Partner“ nimmt Glowalla ähnlich oft in den Mund wie Herausforderung oder Helfer.
Die ersten beiden Konzerte auf Schloss Neuschwanstein gestaltet ein Schweizer Ensemble mit dem Namen Chaarts
Das Schweizer Klassik-Ensemble Chaarts wird die beiden ersten Konzerte gestalten. Bereits an diesem Sonntag reisen sechs Musiker an und proben ihre Programme ein. Am Mittwoch, 21. August 2024, werden sie unter dem Titel „Aufbruch und Freiheit“ die Egmont-Ouvertüre von Beethoven und die Symphonische Dichtung „Scheherazade von Rimsky-Korsakow spielen; Schauspielerin Yasmin Tabatabai liest Geschichten aus dem Buch „Tausendundeine Nacht“ sowie „Wie ich Scheherazade tötete“.
Am Abend darauf wird Chaarts aus Richard Strauss’ Oper „Capriccio“ und Schuberts Sinfonie Nr. 7 in h-Moll („Unvollendete“) spielen. Bei Respighis „Il Tramonto“, Schuberts „Im Abendrot“ und „Vier letzte Lieder“ von Strauss stößt Sopranistin Vera-Lotte Boecker dazu.
Alle Konzerte finden unter freiem Himmel statt. Wie wird das Wetter sein?
Das neunköpfige Kärntner Ensemble „minui“ präsentiert am Freitag, 23. August 2024, Musik von Liszt, Wagner, Dvořák und Strauss; Schauspieler Hans Sigl („Der Bergdoktor“) liest Texte von und zu Ludwig II. Die beiden letzten Konzerte gestaltet die Junge Philharmonie Berlin unter Marcus Merkel mit Musik von Wagner (24. August 2024) sowie mehreren Komponisten (25. August 2024). Klassik-Experte Axel Brüggemann moderiert. Alle Konzerte finden unter freiem Himmel statt, deshalb empfiehlt es sich, Regencapes mitzunehmen.
Es gibt noch Karten für alle Konzerte (im Vorverkauf online auf neuschwansteinkonzerte.eu sowie per Telefon 0831/206-190). Wer spontan Tickets kaufen möchte: Die Abendkasse ist an der Rezeption des Hotel Müller in Hohenwangau (offen 16 bis 18.30 Uhr).
Zum Schloss gelangt man mit einem Shuttle-Bus, der am Souvenierhäuschen in Hohenschwangau (Kreuzung) abfährt. Der erste startet 18.40 Uhr. Danach folgt alle zehn Minuten ein weiterer Bus. Der letzte fährt 19.25 Uhr. Parken kann man auf den Plätzen P 1 und P3 in Hohenschwangau (ab 18 Uhr kostenlos für Eintrittskarten-Besitzer).