Hybride Wesen in Wolle und Ton - so nennt das Künstlerhaus Marktoberdorf die Kreationen von Caroline Achaintre, die dort in den nächsten Wochen unter dem Titel „Shapeshifer“ zu sehen sind. Da sind einerseits zottelige Flor-Teppiche, von denen 13 Exemplare an den Wänden hängen. In Naturfarben zwischen braun und grau muten sie an wie Bärenfelle oder gar Klausen - ein Vergleich, der sich gerade im Allgäu anbietet. Die auf einem Trägermaterial (Leinwand) eingenadelten Garnbüschel haben aber auch kräftige und fröhliche Farben, was ihnen einen ganz anderen Charakter gibt. Das größte dieser „Felle" erwartet die Besucherinnen und Besucher schon an der Außenwand des Künstlerhauses, hoch über dem Eingang.
Außerdem gibt es 15 Keramiken, in zurückhaltenden Farben glasiert. Die meisten hängen wie Reliefs eher zweidimensional an den Wänden. Es gibt aber auch drei räumliche Objekte auf Sockeln. Hier spielt die 1969 in Frankreich geborene und nun in London lebende Künstlerin ebenfalls bewusst im Grenzgebiet zwischen Abstraktion und geheimnisvollen Lebewesen. Oft sind, wie auch in den Wollflächen, Augen angedeutet, und manchmal sogar ein Mund oder knubbelige Nasen. "Monsieur F" heißt humorvoll eine dieser Gestalten.

Manche Wesen entstehen, indem die Keramik auf eine Art Kissen gebunden ist. Dieser kindliche Spieltrieb im Erschaffen von Fantasiegestalten äußert sich auch in den Entwurfs-Skizzen von Caroline Achaintre, die tatsächlich wie übermütige Kinderzeichnungen aussehen. Und so ist man bei dieser Ausstellung bald mittendrin im Märchenland, umgeben von Kobolden, Faunen, Gnomen und anderen Gestalten. Oder in archaischen Welten mit Masken und Umhängen, mit denen sich Menschen verwandeln und Zwischenräume betreten.
Caroline Achaintre stellt tradierte Techniken in einen neuen Kontext
Caroline Achaintre, seit 2019 Professorin an der Burg Giebichenstein der Kunsthochschule Halle, würde „tradierte Techniken in einen neuen Kontext“ stellen, heißt es im Katalog. In diesem Fall ist diese beliebte Formulierung in Ausstellungs-Publikationen berechtigt. Genauso wie der anschließende Satz: „Ihre Tapisserien rücken den historisch eher von Frauen besetzten künstlerischen Bereich erneut ins Blickfeld.“ Man könnte auch sagen: Was man aus Wolle, Ton und Fantasie alles machen kann. Irgendwo zwischen Karneval und Geisterbahn, fröhlich und unheimlich, aber in jedem Fall: überraschend und lebendig.
Führungen und Workshops begleiten die Ausstellung
- Ausstellung Die Ausstellung „Shapeshifer“ im Künstlerhaus Marktoberdorf läuft bis zum 25. Mai; geöffnet Dienstag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag von 14 bis 18 Uhr.
- Sonntagsführung Kunsthistorikerin Urte Ehlers führt an den Sonntagen 30. März und 6. März jeweils ab 15 Uhr durch die Ausstellung (mit Kaffee und Kuchen).
- Direktorenführung Künstlerhaus-Leiterin Maya Heckelmann führt am Dienstag, 29. April, um 17 Uhr.
- Workshops Das Künstlerhaus hat im Mai Workshops für Kinder und Jugendliche von fünf bis zwölf Jahren geplant. Achaintres Kunstwerke sollen als Inspiration dienen für eigene Werke aus Wolle (12. und 23. Mai von 9 bis 12 Uhr). Information und Anmeldung über Urte Ehlers: urte@mail.de
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