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Landrat und Olympia: „Das geht“

Hörmann:

Landrat und Olympia: „Das geht“

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    Alfons Hörmann
    Alfons Hörmann Foto: Martina Diemand

    Mit 129 von 132 Stimmen haben Oberallgäuer CSU-Delegierte am Donnerstagabend den 58-jährigen Alfons Hörmann als Landratskandidaten nominiert. Der aufbrausende Applaus nach Bekanntgabe des Ergebnisses dokumentierte die Erleichterung darüber, dass sich die Partei nach Verwerfungen bei der Suche nach einem aussichtsreichen Bewerber für die Nachfolge von Amtsinhaber Anton Klotz wieder einig ist. Hörmann ist als Sportfunktionär und Unternehmensmanager international vernetzt und trifft Entscheidungen. Im Interview mit unserer Zeitung nahm der frühere Oberallgäuer Kreisrat dazu Stellung, wie er im Fall eines Wahlerfolges damit umgeht.

    Sie sind Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Vorstandsvorsitzender eines Bauteile-Konzerns und Mitglied in Aufsichtsräten. Welche Konsequenzen hat die Nominierung?

    Ich habe bereits im Vorfeld mit 30 bis 50 Personen gesprochen, die in den Gremien verantwortlich sind. Zum Beispiel mit Thomas de Maizière, dem Vorsitzenden der DOSB-Ethikkommission. Gerade eben habe ich meinem Arbeitgeber mitgeteilt, dass ich ab 1. Mai 2020 ausscheide – so oder so, es gibt keinen Plan B. Dasselbe gilt für zwei berufliche Aufsichtsratsämter.

    Sie wollen DOSB-Präsident bleiben. Kaum zu glauben, dass dies zeitlich vereinbar ist.

    In den ersten Jahren als ehrenamtlicher DOSB-Präsident habe ich zwei bis drei Tage jede Woche investiert – wobei ich von einer Sieben-Tage-Woche spreche. Inzwischen ist der zeitaufwendige Reformprozess abgeschlossen und wir haben ein perfekt aufgestelltes Team in Vorstand und Präsidium. Wenn ich irgendwo auf der Welt in eine Fernsehkamera schaue, läuft das grundsätzlich auf der Basis Urlaub.

    Ein Landrat hat auch eine Sieben-Tage-Woche und 14-Stunden-Tage.

    Ich habe mit allen Präsidiumsmitgliedern gesprochen und wir sind überzeugt, das Amt kann so getaktet werden, dass ich kein Bezirksmusikfest dem DOSB opfern müsste. Das geht. Schon jetzt bekommen immer hauptamtliche Termine den Vorzug vor ehrenamtlichen.

    Ist die Landratskandidatur im Hinblick auf ihre jetzigen Posten nicht ein Abstieg?

    Ich habe mich bei allen Weltreisen stets als Botschafter des Allgäus verstanden. Heimat ist zum einen ein Ort, zum anderen ein Gefühl. Ich will jetzt einfach heimkommen, auch beruflich.

    Sie werden vor allem über den Sport wahrgenommen, müssten sich aber als Kreischef um alles Mögliche kümmern.

    Ich denke, ich muss das erst mal zurechtrücken. Ich beschäftige mich seit jeher mit weit mehr als dem Sport, vor allem mit meinem Hauptberuf. Als Kandidat sage ich: Lassen Sie uns das Oberallgäu zur attraktivsten ländlichen Region in Deutschland machen. Der Landkreis bringt alle Voraussetzungen mit, der perfekte Standort für Einheimische zu sein. Und wenn er das für Einheimische ist, werden Touristen automatisch folgen. Das ist ohnehin besser als zu versuchen, die Region für andere schön zu machen.

    Das klingt ambitioniert. Was wollen Sie konkret tun? Was halten Sie beispielsweise vom derzeit diskutierten Grünten-Projekt?

    Der Grünten ist seit jeher ein Skiberg. Das zu erhalten ist richtig und wichtig. Den oberen Lift abzubauen wäre allein aus optischen Gründen gut. Wenn das im tiefer gelegenen Bereich kompensiert wird, ist das auch gut. Wir können glücklich sein, dass heimische Investoren sich solchen Themen widmen. Große Ausbauszenarien würde ich aus Liebe zum Grünten aber ablehnen.

    Welches Sachthema ist zur Zeit für das Oberallgäu am wichtigsten?

    Ohne eine intakte Landwirtschaft wird es keine intakte Landschaft geben. Außerdem geht es um ein Mobilitätskonzept. Das allein über den ÖPNV zu diskutieren und nur auf die Zug-Taktung zu schauen, ist im Zeitalter der Digitalisierung zu kurz gesprungen.

    Die Tiroler schränken den Individualverkehr bereits zwangsweise ein ...

    Auch wenn das aus Sicht der Deutschen lästig ist, habe ich viel Verständnis dafür, dass der Verkehr auf der Autobahn bleiben soll.

    Ihre Partei sieht das ganz anders.

    Ich bin in der glücklichen Situation, von niemandem abhängig zu sein.

    Wie politisch muss ein Landrat agieren? Sie sprechen von einer Effizienzsteigerung der Verwaltung.

    Ich komme von der unternehmerischen Seite mit Managementerfahrung und bin sicher, im Dialog voneinander lernen und uns gemeinsam weiter entwickeln zu können. Bei Entscheidungen würde ich das Wissen der Experten und die Gesetze so bürgerorientiert auslegen, wie das mit gesundem Menschenverstand und überschaubarem Risiko möglich ist.

    Speziell in der Wirtschaft? Sie sehen auf Automobilzulieferer große Probleme zukommen.

    Die Geschäftsmodelle in der Automotive-Branche werden sich zeitnah grundsätzlich ändern. So schön eine Unternehmensbastion in der Region ist, so groß können Risiken sein. Als Landrat muss man da Antworten bieten, soweit dies über dieses Amt hinaus möglich ist. Zum Beispiel, für Fachkräfte Wohnraum anzubieten. Und Startups zu fördern, junge Menschen dazu zu bewegen, nach der Ausbildung in die Heimat zurückzukommen. Hier liegt ohnehin die größte Chance fürs Allgäu. Denken Sie an Unternehmen wie Sonnen in Wildpoldsried oder an Gastfreund.

    Welche Funktionen würden Sie als Landrat anstreben – in der Partei, in der Allgäu GmbH, in Zweckverbänden, im Klinikum, in der Sparkasse?

    Es gibt nur ein Ziel, das ich anstrebe: Landrat zu werden. Sonst gilt: Als der Neue stellt man keine Ansprüche. Ein Amt muss zur Person kommen und nicht die Person zum Amt.

    Sie sind auch Privatinvestor in der Region. Wie würden Sie als Landrat Interessenkonflikte vermeiden?

    Ich saniere und vermiete alte Häuser, aber ich bin kein Bauträger.

    Dafür braucht es auch Genehmigungen.

    Das sind Projekte in Kempten. Und was meine Fotovoltaikprojekte anbelangt: Es gibt keine weiteren. Da hat man sich im öffentlichen Amt zurückzuhalten.

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