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Razzia in Schwaben: Einsatzkräfte durchsuchen Firmen in Krumbach & Unterallgäu

Kreis Günzburg/Unterallgäu

Razzien in Krumbach und im Unterallgäu: 350 Einsatzkräfte durchsuchen Firmen

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    Polizisten laden vor dem Einsatzzentrum am Krumbacher Stadtsaal Kisten aus.
    Polizisten laden vor dem Einsatzzentrum am Krumbacher Stadtsaal Kisten aus. Foto: Oliver Wolff

    Am Mittwochmorgen versammelten sich in Krumbach auf dem Parkplatz des Stadtsaals zahlreiche Einsatzkräfte der Polizei und des Zolls, im Saal wurde ein Einsatzzentrum eingerichtet. Auf Nachfrage der Redaktion wollte die Polizei zu diesem Zeitpunkt aus ermittlungstaktischen Gründen noch keine Auskunft erteilen. Gegen 9 Uhr rückte Holger Stabik, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben/West, der selbst im Lagezentrum vor Ort ist, erste Informationen heraus: Mehrere Objekte im Landkreis Günzburg und Landkreis Unterallgäu wurden zeitgleich durchsucht und mehrere Hauptverdächtige festgenommen.

    Durchsuchungen in Krumbach, Ellzee, Mindelheim und Bad Wörishofen

    Der Einsatz lief bis in den späten Nachmittag. Neben den Wohnungen der fünf Hauptbeschuldigten durchsuchten die Einsatzkräfte laut Staatsanwaltschaft Memmingen sieben Firmen in Krumbach, Ellzee, Bad Wörishofen und Mindelheim sowie die Wohnräume von 21 weiteren Beschuldigten, die nachweislich im Besitz von mindestens einem falschen Ausweisdokument waren. Gegen diese sowie zwölf weitere Personen, die im Verlauf der Durchsuchungsaktion festgestellt worden sind, werden Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Urkundenfälschung sowie des illegalen Aufenthalts geführt. Die sichergestellten umfangreichen Beweismittel werten die Ermittler nun aus. Hintergrund ist laut Polizei ein umfangreiches Verfahren wegen des Verdachts der banden- und gewerbsmäßigen Urkundenfälschung, des Einschleusens von Ausländern sowie des Vorenthaltens sowie Veruntreuens von Arbeitsentgelt und illegaler Beschäftigung. Laut Polizei gibt es fünf Hauptbeschuldigte, eine Frau und vier Männer. Die Frau ist Mitarbeiterin des Landratsamts Günzburg. Sie wurde an ihrem Arbeitsplatz festgenommen.

    Eine großer Polizeieinsatz, der mit Kräften des Zoll koordiniert wurde, findet am 26. April 2023 an verschiedenen Orten in Krumbach statt.
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    350 Einsatzkräfte von Polizei und Zoll durchsuchen am Mittwoch etwa zwei Dutzend Firmen und Wohnungen in den Landkreisen Günzburg und Unterallgäu. So wird vor Ort ermittelt.

    Der Chef einer betroffenen Firma aus Bad Wörishofen sagte unserer Redaktion, dass nicht gegen sein Unternehmen ermittelt werde. Es gehe um einen externen Dienstleister für Personal. Allerdings fuhren zunächst auch bei dem Wörishofer Unternehmen am Vormittag Fahrzeuge des Zolls auf den Hof.

    Sieben Firmen und die Wohnräume von 23 Beschuldigten wurden durchsucht

    Die Einsatzkräfte durchsuchen laut Polizei auf richterliche Anordnung des Amtsgerichts Memmingen hin insgesamt sieben Firmen sowie die Wohnräume von 23 weiteren Beschuldigten in mehreren Gemeinden und Städten. Den Durchsuchungen voraus gingen umfangreiche Ermittlungen der Kriminalpolizeiinspektion Memmingen und des Hauptzollamts Augsburg. Auch zahlreiche ausländische Bürgerinnen und Bürger wurden vorläufig festgenommen, um im Krumbacher Stadtsaal ihre echten Personalien festzustellen. Nach und nach fahren Polizeiwagen auf den Parkplatz des Stadtsaals.

    Gegen Mittag stehen etwa 30 Polizeiautos auf dem Parkplatz. Beamten laden Kisten mit möglichen Beweisen aus und führen Menschen mit Migrationshintergrund in den Hintereingang des Saals. Dort erwarten sie Ermittlerinnen und Ermittler der Kripo. Auch Dolmetscher sind im Einsatz. Im Dauertakt betreten und Verlassen Beamtinnen und Beamte das Gebäude. Sonst war es in den umliegenden Straßen ruhig. Nur vereinzelt blieben Passanten stehen, um das Geschehen aus der Ferne zu beobachten. 

    Polizei durchsucht Firmen in Schwaben: Es geht um gefälschte Ausweise

    Laut dem Polizeisprecher geht es um folgendes: Bürger aus Drittstaaten, die keine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis haben, sollen mit falschen EU-Pässen versorgt und über eine Leiharbeitsfirma bei mehreren Firmen angestellt worden sein. 

    Nach den ersten Ermittlungen am Einsatztag handelt es sich laut Staatsanwaltschaft dabei unter anderem um zahlreiche gefälschte Ausweisdokumente sowie einen ukrainischen Pass mit gefälschtem Passkontrollstempel zum Vortäuschen eines Flüchtlingsstatus. Darüber hinaus stellten die Einsatzkräfte geringe Mengen Betäubungsmittel (psylocybinhaltige Pilze und Kleinmengen Marihuana) sicher. Aufenthaltsprüfende Maßnahmen im Hinblick auf die illegal Beschäftigten erfolgen direkt durch Mitarbeiter des Ausländeramtes.

    Im Rahmen der geführten Finanzermittlungen hat das Amtsgericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft Memmingen Vermögensarreste bei zwei der Beschuldigten in einer Gesamthöhe von über 450.000 Euro angeordnet, die nun von den Finanzermittlern der Polizei und des Zolls vollzogen werden.

    Behördenübergreifende Zusammenarbeit von Polizei und Zoll

    "Mein ausdrücklicher Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen der Ermittlungsgruppe aus Polizei und Zoll, die auch an Wochenenden oder Feiertagen über viele Monate für dieses Ergebnis akribisch und zielgerichtet gearbeitet haben" so der Leiter der Memminger Kriminalpolizei, Kriminaloberrat Thorsten Ritter.

    Die Polizeipräsidentin des Polizeipräsidiums Schwabens Süd/West, Claudia Strößner, hob in einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft die behördenübergreifende Zusammenarbeit hervor: "Bereits während der verdeckten Ermittlungsphase arbeiteten Kripo, Zoll und der Landrat des Landkreises Günzburg, Herr Dr. Hans Reichhart, sehr engagiert zusammen. Diese Zusammenarbeit zeigt das vertrauensvolle und konstruktive Miteinander. Ich danke allen Beteiligten für ihr großes Engagement".

    Die gemeinsamen Ermittlungen der Memminger Kriminalpolizei und des Hauptzollamtes Augsburg werden noch geraume Zeit in Anspruch nehmen. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. (mit AZ)

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